Der Medienkonzern RTL Group hofft nach deutlichen Einbußen im ersten Halbjahr wegen der Coronakrise auf eine schrittweise Besserung der Lage. Da die Unsicherheit gerade mit Blick auf das für TV-Konzerne wichtige vierte Quartal sehr hoch bleibe, sei weiter keine konkrete Prognose für 2020 möglich, teilte die Bertelsmann-Tochter am Donnerstag in Luxemburg mit. Es stehe aber schon fest, dass Umsatz und operatives Ergebnis deutlich unter dem Niveau von 2019 und früheren Jahren liegen werden.
Im dritten Quartal sollte sich der Rückgang des TV-Werbeumsatzes insgesamt im Vergleich zu den drei Monaten bis Ende Juni deutlich verlangsamen. Aktuell werde im Vergleich zum Vorjahr ein Minus von zehn Prozent erwartet - allerdings auch nur, wenn sich die Marktbedingungen weiter normalisieren. Im zweiten Quartal sei der TV-Werbeerlös noch um circa 40 Prozent gefallen. Konkurrent ProSiebenSat.1 hatte sich vor Kurzem mit Blick auf die Entwicklung der Werbeerlöse ähnlich geäußert.
Zum Medienbereich von Bertelsmann gehören die TV-Sender der RTL Group und das Hamburger Verlagshaus Gruner + Jahr (“Stern”, “Brigitte”). In der Coronakrise verzeichnet die gesamte Medienbranche einen Rückgang im Werbegeschäft, weil Anzeigen storniert oder Projekte verschoben wurden. Wegen der Coronakrise hält Bertelsmann mit mehr als 126.000 Mitarbeitern seine Prognose für das Geschäftsjahr 2020 nicht mehr aufrecht.
Im ersten Halbjahr sank der Erlös der Gruppe um rund 16 Prozent auf 2,7 Mrd. Euro - wobei vor allem das Geschäft im zweiten Quartal einbrach. In den drei Monaten bis Ende Juni sackte der Umsatz um 28 Prozent auf knapp 1,2 Mrd. Euro ab. "Die von der Coronakrise betroffenen Unternehmen haben ihre Ausgaben für Marketing gedrückt, um Kosten einzusparen. Und Werbung ist Teil der Marketingkosten. Hier gab es einen Stornierungs-Tsunami und signifikante Einschnitte bei den Werbe-Budgets", sagte Bertelsmann Vorstandsvorsitzender Thomas Rabe.
Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen auf Firmenwerte (Ebita) fiel im ersten Halbjahr um mehr als die Hälfte auf 258 Mio. Euro. Unter dem Strich brach der auf die Anteilseigner entfallende Gewinn um rund drei Viertel auf 94 Mio. Euro ein. Der Konzern sieht sich aber unter anderem auch dank der finanzstarken Mutter Bertelsmann, die 76 Prozent der Anteile hält, gut aufgestellt. Es gebe ausreichend Liquidität für alle wirtschaftlichen Erholungsszenarien. Zudem konnten die Schulden deutlich reduziert werden.
(APA/red)
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