Arbeitslose Wiener verbringen ihren Urlaub lieber daheim
Mit einer Arbeitslosenquote von 10,8 Prozent im Juli 2024 verzeichnet Wien die höchste Arbeitslosigkeit unter den österreichischen Bundesländern. Die einhergehende finanzielle Belastung scheint sich auf die Urlaubspläne vieler Wienerinnen und Wiener auszuwirken. Eine aktuelle Studie der Wirtschaftskammer Wien zeigt, dass knapp ein Fünftel der Wiener Bevölkerung in diesem Sommer nicht verreist, sondern die Ferienzeit lieber in der eigenen Stadt verbringt. „Die eigenen vier Wände sind das beliebteste Feriendomizil der Wiener“, so Markus Grießler, Obmann der Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft in der Wirtschaftskammer Wien. Der Trend zum Urlaub daheim lässt sich freilich nicht bloss auf die finanziellen Einschränkungen arbeitslos gemeldeter Wiener zurückführen.
Finanzielle Einschränkungen nur ein Faktor
Die hohe Arbeitslosenquote gibt augenscheinlich preis, dass viele Wiener und Wienerinnen mit finanziellen Herausforderungen konfrontiert sind, und sich deshalb keinen Urlaub außerhalb der Stadtgrenze leisten können. Genauso spielen demographische und soziale Faktoren, die für eine Großstadt wie Wien typisch sind, eine Rolle. Für die Studie „Summer in the City 2024“ beantworten 20 % die Frage, ob sie wegfahren mit einem Nein, was eine Reduktion von 8 % gegenüber dem Vorjahr entspricht. Somit sind heuer wieder deutlich mehr Einwohner Wiens in der Lage oder willens, sich einen Urlaub außerhalb der vier Wände zu gönnen.
Ein Urlaub außerhalb der Stadt, insbesondere ins Ausland, kann teuer sein und ist für viele Menschen mit knappen Budgets oft nicht erschwinglich. Zum Glück gibt es ein attraktives Angebot an Freizeitmöglichkeiten in der lebenswertesten Stadt der Welt. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass zwei Drittel der Wiener ihren Urlaub zumindest teilweise zu Hause verbringen. „Dies unterstreicht die Attraktivität von Wien als Urlaubsziel und bestätigt die Bemühungen der Wiener Stadtregierung, die Lebensqualität in der Stadt kontinuierlich zu verbessern“, schlußfolgert Bürgermeister Michael Ludwig. Auch WIFO-Experte Oliver Fritz bestätigt: „Wenn wir uns die verschiedenen Umfragen ansehen, die Wien eine der höchsten Lebensqualitäten der Welt zusprechen, dann ist es logisch, dass Wien auch eine Urlaubsalternative für die Wienerinnen und Wiener ist“.
Urlauberparadies für Wiener und Wienerinnen
Ein Urlaub in Wien spart Wienern erhebliche Kosten für Transport, Unterkunft und Verpflegung. Für Menschen, die bereits finanziell unter Druck stehen, könnte es eine erzwungene Entscheidung sein, so geil die.Stadt auch sein mag. Selbst kurze Reisen verursachen zusätzliche Ausgaben, die viele nicht tragen können oder wollen. Für jene Gruppen, die keine finanziellen Sorgen haben, zahlt sich ein Urlaub daheim ebenfalls aus. Unbestritten bietet Wien eine Vielzahl an attraktiven Destinationen, die auch ohne großes Budget genossen werden können. Viele Kultureinrichtungen (Beispiel Kultursommer) sind gratis zugänglich. Darüber hinaus können zahlreiche Unterstützungen unkompliziert in Anspruch genommen werden, wenn man auf seine prekäre Lage aufmerksam macht.
Von Schönbrunn bis in den Schanigarten
Die Studie veranschaulicht, dass 65 Prozent der Wienerinnen und Wiener den Sommer nutzen, um sich mit Freunden und Familie in ihrer Stadt zu treffen. Diese sozialen Aktivitäten erfordern nur geringe Ausgaben und bieten trotzdem Erholung und Freude. Mehr als die Hälfte der Befragten (52 Prozent) gibt an, dass sie ihre Freizeit gerne mit kulinarischen Erlebnissen verbringen. Parks und Gärten wie der Schlosspark Schönbrunn sind ebenfalls beliebte Ziele und werden von 46 Prozent der Wienerinnen und Wiener besucht. Wanderungen in der Natur und Schanigartenbesuche stehen bei 43 beziehungsweise 41 Prozent auf dem Programm.
Demographische und soziale Faktoren
Neben finanziellen Aspekten spielen auch soziale Faktoren eine Rolle bei der Entscheidung, den Sommerurlaub lieber in Wien zu verbringen. Die Großstadtmetropole bietet eine Vielzahl an kulturellen und sozialen Aktivitäten, die den Bedarf an einer Reise oft überflüssig machen. Die hohe Bevölkerungsdichte und die gute Infrastruktur ermöglichen es den Bewohnern, vielfältige Freizeitangebote direkt vor ihrer Haustür zu nutzen. Darüber hinaus sind viele Wienerinnen und Wiener berufstätig und haben möglicherweise nur begrenzte Urlaubstage zur Verfügung, die sie nicht für längere Reisen verwenden möchten. Dass die arbeitslose und finanziell schwache Bevölkerung meistens keine andere Wahl hat, als daheim zu bleiben, wird in der Zusammenfassung der Studie nicht ausgeführt.
Sicherheit und Bequemlichkeit gehen vor
Neben einem knappen Budget, gesundheitlichen Einschränkungen, verbrauchten oder aufgesparten Urlaubstagen, Selbstständigkeit oder sonstigen Verpflichtungen spielen auch Sicherheit und Bequemlichkeit eine Rolle bei der Entscheidung, den Sommer in Wien zu bleiben, statt zu verreisen. Die Unsicherheiten und Risiken, die mit Reisen verbunden sein können, entfallen, wenn man den Urlaub in der eigenen Stadt verbringt. Zudem bietet ein Aufenthalt in Wien die Möglichkeit, spontan Aktivitäten zu planen und durchzuführen, ohne die logistischen Herausforderungen, die mit einer Reise einhergehen: Hotels buchen, Flugtickets bestellen, sich um Sonnenschirme streiten - all das erspart man sich zu Hause und schont die Nerven. Für viele Wienerinnen und Wiener ist Flexibilität ein entscheidender Vorteil.
Viele Sehenswürdigkeit in Wien
Insgesamt zeigt die Studie „Summer in the City 2024“, dass die Entscheidung, den Sommer in Wien zu verbringen, von einer Vielzahl von Faktoren beeinflusst wird. Während finanzielle Einschränkungen durch Arbeitslosigkeit oder Erwerbsarmut sicherlich eine Rolle spielen, tragen auch die vielfältigen Freizeitangebote dazu bei, dass viele Wienerinnen und Wiener ihre Heimatstadt als attraktives Urlaubsziel betrachten. Für 61 Prozent ist das Mittel der Wahl, sich mehr Zeit für die eigenen Hobbies zu nehmen. Jeweils 34 % besuchen Orte und Sehenswürdigkeiten, die sie sich noch nie zuvor angesehen haben oder versuchen, nicht den üblichen Haushaltstätigkeiten nachzugehen.
(PA/red)