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Milliarden-Gewinne für Tech-Konzerne in der Coronakrise

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© APA/AFP

38 Milliarden Dollar (32,5 Mrd. Euro) - so viel haben die vier Tech-Riesen Apple, Google, Facebook und Amazon im vergangenen Quartal zusammen verdient. Die Coronakrise hat ihrem Geschäft nicht geschadet - ganz im Gegenteil. Die großen Tech-Konzerne profitieren vom veränderten Verhalten der Nutzer und Werbekunden in der Coronapandemie. Twitter hat dafür weniger neue Nutzer gewonnen als erwartet und damit seine Aktie auf Talfahrt geschickt. Die Tech-Riesen geraten zugleich verstärkt ins Visier von Wettbewerbsbehörden, nicht nur von Seiten der EU, sondern auch im Heimatmarkt USA.

Alle Welt kauft bei Amazon ein

Amazon bescherte der Trend zum Einkauf im Internet einen Rekordgewinn im vergangenen Quartal. Facebook profitiert in seinem Werbegeschäft davon, dass mehr kleine Firmen ins Netz gehen, um Einbrüche durch die Krise aufzufangen. Bei Google brummt unter anderem das Geschäft der Videoplattform YouTube, während Menschen mehr zuhause sind. Und bei Apple wuchs in Zeiten von Arbeit im Homeoffice und Online-Lernen das Geschäft mit Mac-Computern und iPads.

Der Konzern steigerte den Quartalsumsatz im Jahresvergleich um 37 Prozent auf 96,1 Mrd. Dollar. Der Gewinn des Tech-Riesen verdreifachte sich auf den bisherigen Bestwert von 6,3 Mrd. Dollar. "Wir sehen mehr Kunden als jemals zuvor, die frühzeitig Geschenke einkaufen", betonte Amazon-Chef Jeff Bezos. Dies sei ein Hinweis darauf, dass ein "beispielloses" Weihnachtsgeschäft bevorstehe.

Amazon CEO Jeff Bezos sagt via Video Konferenz aus während dem House Judiciary Subcommittee on Antitrust, Commercial and Administrative Law hearing über Online Plattformen and deren Marktmacht im Rayburn House am Capitol Hill in Washington | © APA/AFP/Getty

Amazon stellte für das laufende Vierteljahr Erlöse zwischen 112 und 121 Mrd. Dollar in Aussicht. Es wäre das erste Mal, dass der Konzern in einem Quartal die Marke von 100 Mrd. Dollar knackt. Das Unternehmen hatte mit seinen Lieferdiensten bereits in den Vorquartalen stark davon profitiert, dass die Nachfrage nach Bestellungen im Internet während der Pandemie kräftig zunahm. Auch Amazons lukratives Cloud-Geschäft mit IT-Services und Speicherplatz im Internet florierte zuletzt weiter.

Facebook als Shopping-Paradies

Das Geschäft von Facebook bekommt einen Schub, weil mehr Unternehmen in der Coronakrise auf digitale Plattformen setzen. Der vor allem mit Werbung erzielte Umsatz des Online-Netzwerks stieg im vergangenen Quartal im Jahresvergleich um 22 Prozent auf 21,2 Milliarden Dollar (18,11 Mrd. Euro). Unterm Strich blieb dem Tech-Riesen ein Gewinn von 7,85 Milliarden Dollar übrig - ein Plus von 29 Prozent.

Dazu trug eine Steuergutschrift von gut 900 Millionen Dollar für Ausgaben für Forschung und Entwicklung bei. Einen großen Teil der Facebook-Werbekunden machen kleine und mittlere Unternehmen aus. Viele von ihnen - wie etwa Cafés oder Restaurants - wurden hart von der Pandemie getroffen. Deswegen war befürchtet worden, dass sie ihre Ausgaben für Anzeigen zurückfahren. Zugleich gab es im Juli einen Werbeboykott großer Kunden aus Protest gegen Hassreden auf der Plattform.

Kolportierter Werbeboykott gegen Facebook-Chef Zuckerberg und sein Soziales Netzwerk war wohl ein milder Fall von "Fake News"| © APA (dpa)/Sven Hoppe

Dass Facebook dennoch solides Wachstum verzeichnet, liegt auch daran, dass kleine und mittlere Unternehmen in der Krise auf der Suche nach neuen Geschäftsmöglichkeiten verstärkt ins Internet gehen. Facebooks Werbegeschäft sei von diesem beschleunigten Wandel vom traditionellen zum Online-Handel angetrieben worden, betonte Finanzchef Dave Wehner. Facebook hatte schnell eine Handelsplattform entwickelt. Die für das operative Geschäft zuständige Top-Managerin Sheryl Sandberg nannte als Beispiel eine Familienfirma, die Seifen aus eigener Herstellung sonst auf Wochenmärkten verkaufte. In der Pandemie nutze sie nun Facebook als Plattform und habe ihr Geschäft ausgebaut.

Der Tech-Riese baut darauf das Argument auf, dass das Online-Netzwerk in der Krise eine schützenswerte Rolle für die Wirtschaft spiele. Vor diesem Hintergrund kritisiert Facebook unter anderem die Pläne von Apple für Privatsphäre auf dem iPhone, bei denen die Nutzer jeder App einzeln das Tracking für Werbezwecke erlauben sollen. Das könnte Facebook daran hindern, Daten zu einem Nutzer quer über verschiedene Apps zu sammeln und damit die Werbung präziser zu personalisieren. Er sei besorgt, dass solche Einschränkungen oder EU-Datenschutzpläne "einen bedeutenden negativen Effekt für kleine Unternehmen und die wirtschaftliche Erholung im Jahr 2021 oder darüber hinaus haben könnten", sagte Gründer und Chef Mark Zuckerberg.

Die Zahl der täglich aktiven Facebook-Nutzer stieg binnen drei Monaten um 30 Millionen auf rund 1,82 Milliarden, wie das Online-Netzwerk nach US-Börsenschluss am Donnerstag weiter mitteilte. Auf mindestens eine App aus dem Konzern - wie Instagram und WhatsApp - greifen täglich 2,54 Milliarden Nutzer zurück.

Google-Werbung und Cloud Dienste

Dank Online-Werbung schoss auch bei der Google-Mutter Alphabet der Gewinn um fast 60 Prozent auf 11,2 Mrd. Dollar hoch, während die Erlöse um 14 Prozent auf 46,2 Mrd. Dollar wuchsen.

Nach einem Dämpfer im Vorquartal lief das Anzeigengeschäft von Google wieder rund und trug mit 37,1 Mrd. Dollar den größten Anteil zum Umsatz bei. Daneben florierten auch die Werbeerlöse der Video-Tochter Youtube, die um ein Drittel auf 5 Mrd. Dollar stiegen, sowie das Cloud-Geschäft mit IT-Diensten im Internet.

Apple verkauft Tablets, Macs und iPhones

Anders als diese Tech-Riesen macht Apple nach wie vor einen Großteil seines Geschäfts mit dem Verkauf von Geräten. Und hier hatte Apple ein Problem im vergangenen Quartal: Die neue iPhone-Generation wurde nicht wie gewohnt im September vorgestellt, sondern erst einen Monat später. Das bedeutete für das Vierteljahr einen Gewinnrückgang um 7,4 Prozent auf 12,7 Mrd. Dollar.

Apple punktet mit verlässlicher Hard- und Software  | © APA (dpa)/Peter Kneffel

Der iPhone-Umsatz sackte im Jahresvergleich um ein Fünftel auf rund 26,4 Mrd. Dollar ab. Aber: Die Erlöse des Konzerns insgesamt wuchsen dennoch um ein Prozent auf 64,7 Mrd. Dollar. Dafür sorgte ein gestiegenes Geschäft unter anderem mit iPads und Mac-Computern sowie mit Abos für Streaming und andere Dienste.

Die spannende Frage wird nun sein, ob das Weihnachtsquartal für das neue iPhone 12 genauso stark läuft wie gewohnt. Finanzchef Luca Maestri sagte in einer Telefonkonferenz mit Analysten, der Konzern rechne mit einem Zuwachs in dem Geschäft. Der Umsatz mit Macs stieg im vergangenen Quartal um 29 Prozent auf gut 9 Mrd. Dollar. Das iPad-Geschäft wuchs um 46 Prozent auf 6,8 Mrd. Dollar.

Cloud-Services von Microsoft

Microsoft gab am 27. Oktober bekannt, dass der Gewinn im kürzlich beendeten Quartal weiter gestiegen ist, da die Pandemie den Trend zur Geschäftsabwicklung in der Internet-Cloud verstärkt hat. Der Gewinn des US-Technologietitans stieg gegenüber dem Vorjahr um 30 Prozent auf 13,9 Milliarden US-Dollar Quartal des vergangenen Jahres nach Gewinnzahlen. Microsoft übertraf die Erwartungen der Wall-Street-Analysten deutlich, die Aktie reagierte nachbörslich zunächst mit Kursaufschlägen. Das lukrative Geschäft mit Cloud-Services für andere Unternehmen und Apps brummte weiter – Microsofts Azure-Plattform steigerte die Erlöse um 48 Prozent. Auch mit seinen Office-Programmen profitierte der Konzern vom coronabedingten Trend zur Heimarbeit.

Twitter-News auf Talfahrt

Twitter hat weniger neue Nutzer gewonnen als erwartet und damit seine Aktie auf Talfahrt geschickt. Zwar führte ein Wiederanziehen des Werbegeschäfts im dritten Quartal zu einem Umsatzwachstum über Experten-Schätzungen, wie der Internet-Chatroom am Donnerstag nach Börsenschluss mitteilte. Allerdings stieg die Zahl der täglichen Nutzer lediglich auf 187 Millionen von 186 Millionen im Vorquartal.

Analysten hatten nach Refinitiv-Daten jedoch 195,2 Millionen Nutzer erwartet. Unklar sei weiter, wie die Werbekunden auf das Ende des US-Wahlkampfes reagieren würden: Möglicherweise könnten die entsprechenden Ausgaben zunächst sinken. Die Twitter-Aktie brach im nachbörslichen Handel zunächst um neun Prozent ein.

Twitter-Chef Jack Dorsey bei seiner Anhörung zu Section 230 | © APA/AFP

Der Umsatz stieg den Angaben zufolge im Jahresvergleich um 14 Prozent auf 936 Millionen Dollar, während Experten mit knapp 777,2 Millionen Dollar gerechnet hatten. Die Einkünfte aus der Werbung stiegen um 15 Prozent auf 808 Millionen Dollar verglichen mit einer Vorhersage von knapp 646 Millionen Dollar. Im Vorquartal hatte Twitter von der Coronavirus-Pandemie profitiert.

Behörden wollen bei Tech-Riesen mitverdienen

Die erfolgreichen Tech-Riesen geraten zugleich verstärkt ins Visier von Wettbewerbsbehörden auch im Heimatmarkt USA, wo die Regulierer bisher eher die Zügel locker ließen. So hatte das US-Justizministerium in der vergangenen Woche eine seit langem erwartete Wettbewerbsklage gegen Google eingereicht. Es wirft dem Konzern vor, seine Marktmacht bei der Internetsuche und damit verbundener Werbung auf verbotene Weise auszuspielen.

(APA/red)

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Redaktion

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