Schutzschirm für Veranstalter schlägt in der Branche an
Die Regierung möchte eine große Summe Steuergeld für die am Boden liegende Veranstaltungsbranche bereitstellen. Die Ankündigung von Vizekanzler Werner Kogler, Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer, Finanzminister Gernot Blümel und Tourismusministerin Elisabeth Köstinger, 300 Millionen Euro für die Veranstaltungswirtschaft zur Verfügung zu stellen, wird grundsätzlich begrüßt. Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer zeigte sich erfreut, SPÖ-Kultursprecher Thomas Drozda erkennt einen Erfolg seiner Partei und die IG Österreichische Veranstaltungswirtschaft vermisst viele Details.
Politik-Event-Veranstalter am Wort
Grundsätzlich begrüßt wurde die Maßnahme von Sepp Schellhorn, jedoch sei es "absurd, einen Schutzschirm zu präsentieren, ohne gleichzeitig auch nur irgendetwas Konkretes dazu zu sagen", ärgerte sich der Kultursprecher der Neos. Es sei unklar, wer unter welchen Umständen den Schutzschirm in Anspruch nehmen kann. SPÖ-Kultursprecher Thomas Drozda freute sich, dass "der Protest der Kultur- und Veranstaltungsszene und auch der Druck der Opposition erfolgreich" gewesen sei. "Wesentlich ist nun, dass es nicht nur bei vollmundigen Ankündigungen bleibt, sondern die Hilfen auch ankommen."
Interessen der Veranstaltungswirtschaft
Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer nennt ein WKÖ-Konzept als Vorbild für den Schutzschirm für Veranstalter. Die Veranstaltungswirtschaft trage mit 8,9 Mrd. Euro 3,4 Prozent zur Wirtschaftsleistung Österreichs bei und sichere 144.000 Arbeitsplätze, erklärte Mahrer laut Mitteilung die Zahlenlage. Mit Zulieferern seien es 250.000 mit dem Sektor verknüpfte Jobs.
CTS-Eventim-Austria-CEO Christoph Klingler wartet noch Details ab. "Der Rettungsschirm ist nicht nur für die kulturelle Vielfalt essenziell, sondern auch die einzige Möglichkeit, die hohe Wertschöpfung durch die Veranstaltungswirtschaft zu erhalten. Der Hund liegt im Detail begraben: Die Branche braucht eine Planungsperspektive für die neue Normalität“, ergänzt Christoph Klingler.
Kein Schutzschirm für Jugendfestivals
Große Festivals und Open-Air-Veranstaltungen könnten möglicherweise keinen Platz unter den Schutzschirm für Veranstalter finden, das befürchtet Ewald Tatar (Barracuda Music), nach den Aussagen von Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer zu urteilen. "Warum? Denn gerade diese sind die mitunter besucherstärksten Kultur-Veranstaltungen in unserem Land. Ich hoffe sehr, dass diese Aussage nur ein verbaler Irrläufer war und natürlich auch diese Kultur-Flaggschiffe Österreichs unter diesem Schutzschirm fallen werden. Alles andere wäre völlig unverständlich – um nicht zu sagen absurd“, so Ewald Tatar, dessen Festival „Nova Rock“ in normalen Jahren über 200.000 Besucher verzeichnet.
"Der heute angekündigte Rettungsschirm ist die einzige Möglichkeit, damit überhaupt noch Veranstaltungen geplant werden können. Allerdings ist es keine Zukunftsperspektive, mit den aktuell gültigen Personenobergrenzen zu planen, weil das die wirtschaftlich relevanten Veranstaltungen nicht berücksichtigt“, führt Klaus Leutgeb (Leutgeb Entertainment) aus.
Alles hängt von EU-Kommission ab
Der "Schutzschirm", der noch vom Nationalrat beschlossen und von der EU-Kommission abgesegnet werden muss, soll Veranstaltern von Kongressen, Tagungen, Konzerten, aber auch Theatern Planungssicherheit geben. "Wir gehen davon aus, dass der Schutzschirm mit Beginn November in Kraft treten kann", sagte Köstinger. "Ein großer, internationaler Kongress kann ebenso profitieren wie ein Kulturfestival oder ein Theater am Land", sagte Kulturstaatssekretärin Mayer. Im Kulturbereich soll er etwa für Rock- oder klassische Konzerte ebenso Sicherheit bieten wie für eine Kabarettreihe. "Der Schutzschirm soll ein Anreiz sein, soll Sicherheit geben, damit die Veranstalter wieder beginnen zu planen", sagte sie.
(APA/red)