Wettbewerb in Sorge um Marktmacht der Online-Händler
Verbraucherschützer sehen die zunehmende Marktmacht großer Online-Plattformen wie Amazon mit Sorge. Problematisch sei, dass diese inzwischen nicht mehr nur als Marktplatz, sondern auch selbst als Verkäufer aufträten, sagte der Chef des Verbraucherzentrale Bundesverbands, Klaus Müller, der Deutschen Presse-Agentur. Dabei nutzten sie gesammelte Daten, um zielgenau Produkte anzubieten, die sich besonders gut verkauften. "Das heißt, sie werden vom Schiedsrichter zum Mitspieler. Und niemand von uns hätte Lust auf ein Fußballspiel, wo der Schiedsrichter plötzlich selber Tore schießen darf", betonte Müller.
Amazon verdient auch mit eigenen Waren
Gerade in der Coronakrise hätten Plattformen wie Amazon einen "wahnsinnigen Gewinnschub" verzeichnet. Umso dringender sei, dass die Bundesregierung endlich ihr neues Wettbewerbsrecht auf den Weg bringe, sagte Müller. "Dieses Instrumentarium würde dem Bundeskartellamt eine präventive Möglichkeit geben, gerade im Bereich der digitalen Wirtschaft aktiv vorzugehen, um Marktmacht zu bekämpfen."
Gerechte Suchergebnisse gefordert
Der Entwurf des deutschen Wirtschaftsministers Peter Altmaier (CDU) sieht strengere Spielregeln für marktbeherrschende Plattformen vor. So sollen die Kartellbehörden ihnen verbieten können, Angebote von Wettbewerbern und eigene Angebote – etwa bei der Darstellung von Suchergebnissen – ungleich zu behandeln. Verbraucher sollen sich unbeeinflusst für das für sie beste Produkt entscheiden können.
Müller mahnte auch eine europaweite Lösung an. "Es ist absolut möglich, wenn sich Europa einig ist, Facebook, Apple, Google, Alibaba und andere an europäisches Recht zu binden", betonte er. "Das geht, man muss es nur wollen."
(APA/red)