"Wir haben mit Andrea Mayer einen echten Profi gefunden" - mit diesen Worten hat Kulturminister Werner Kogler (Grüne) am Dienstag die designierte Kunst- und Kulturstaatssekretärin offiziell vorgestellt. Andrea Mayer soll bereits am Mittwoch als Nachfolgerin der vergangenen Freitag zurückgetretenen Ulrike Lunacek angelobt werden. Mayer, zuletzt Kabinettsdirektorin von Bundespräsident Alexander Van der Bellen, hat als ehemalige Leiterin der Kunst- und Kultursektion Erfahrungen in der Szene und war am Montagabend vom Erweiterten Bundesvorstand der Grünen mit 100 Prozent der abgegebenen und gültigen Stimmen designiert worden. Sie zitierte in ihrem ersten öffentlichen Auftritt seit der Wahl John Lennon mit der Liedzeile "Life is what happens to you, while you're busy making other plans." Das sei ihr "aktueller Gemütszustand", so Mayer, die in ihrer Vorstellung im Ministerium von einem kurzen Stromausfall gebremst wurde.
Sie könne jedenfalls versichern: "Ich werde mein Bestes geben." Ihr Credo laute: "Kunst und Kultur stellen einen unfassbaren Reichtum dar." Diesen gelte "es zu schützen, dafür zu lobbyieren und ihn staatlich zu finanzieren." Als erste Maßnahme gelte es deshalb, den freischaffenden Künstlern unter die Arme zu greifen - mit Auftrittsmöglichkeiten und finanzieller Unterstützung. "Wir werden Maßnahmen ergreifen, die rasch funktionieren, die unbürokratisch funktionieren."
Es gelte aber auch an die Institutionen zu denken, betonte Mayer: "Wir müssen sie finanziell absichern, damit sie ihre künstlerischen Programme weiterplanen können." Auch die Öffnungsfragen gelte es zu klären. "Wir müssen Kunst und Kultur - um wieder zu einer Normalität zu kommen - live erleben können", so die künftige Staatssekretärin. Um all dies zu erreichen, sei ihr eine rasche und offene Kommunikation mit allen Beteiligten wichtig: "Meine Tür ist offen - ebenso mein Ohr."
Kogler zollte der Frischgekürten, mit der er am Wochenende intensive Gespräche geführt habe, dabei seinen Respekt. Sie besitze Managementqualitäten und sei krisenfest: "Sie ist ebenso vernetzt wie kompetent. Und die Vernetzung ist deshalb wichtig, weil die Kunst- und Kulturszene in allen Bereichen in Wahrheit eine vieldimensionale Matrix darstellt."
Er persönlich nehme die Kritik der vergangenen Wochen auch an seiner Amtsführung als Kulturminister jedenfalls ernst und werde in der Zukunft dazu auch noch Gespräch führen, sagte der Vizekanzler. In jedem Falle gelte der Parameter: "Wir wollen etwas ermöglichen und schauen, dass etwas stattfindet." Und damit sei klar: "Es wird die finanzielle Absicherung auf mehreren Ebenen brauchen."
"Die Bestellung von Andrea Mayer ist eine hervorragende Entscheidung und das richtige Signal in dieser außergewöhnlichen Situation", reagierte der am 1. Juli sein Amt als Staatsoperndirektor antretendende Bogdan Roscic auf die Bestellung von Andrea Mayer zur neuen Staatssekretärin für Kunst und Kultur. "Sie wird meiner Meinung nach jene leidenschaftliche Kämpferin für die Bedürfnisse der Kulturschaffenden sein, die jetzt gebraucht wird. Ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit", so Roscic. Burgtheaterdirektor Martin Kusej würdigte Mayers "Kompetenz und ihr engagiertes Arbeiten".
Der Musiker Hubert von Goisern, der bei Lunacek Mut, Kampfgeist und Engagement vermisst hat, streute Mayer im Vorfeld ebenfalls Rosen: "Ich freue mich riesig, dass sie es geworden ist. Ihr traue ich zu, dass sie die richtige Frau am richtigen Platz ist", sagte er. "Sie ist eine sehr energievolle Frau, die mit beiden Füßen am Boden steht. Ich glaube auch, dass sie eine Kämpferin ist. Sie ist keine, die sich anbiedert, aber ein sympathisches Wesen hat im Umgang - auch mit Leuten, die sie nicht kennt."
Positiv reagierte SPÖ-Kultursprecher Thomas Drozda: "Ich kenne Andrea Mayer seit langem als kompetent, engagiert und in kulturpolitischen Fragen absolut sattelfest und ich schätze sie auch persönlich. Es ist auch in der aktuellen Situation gut, dass jemand diese Funktion übernimmt, der keine Einarbeitungszeit braucht. Denn die Aufgaben, die vor ihr liegen, sind riesig, aber nicht alleine vom Kunststaatsekretariat zu bewältigen." Noch vor wenigen Tagen hatten Drozda und Parteichefin Pamela Rendi-Wagner ein Gespräch mit Künstlern dazu genutzt, um öffentlich auf die prekäre Lage hinzuweisen und die SPÖ als "Schutzpartei" von Kunst und Kultur darzustellen.
(APA)
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