Chronik

Anschober glättet Wogen nach Kritik an Kulturpolitik

© APA/Fohringer

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) hat bezüglich weiterer Lockerungen der Maßnahmen gegen die Coronavirus-Pandemie im Bereich von Kulturveranstaltungen im Interview mit oe24.TV ” einen zweiten größeren Schritt” angekündigt – allerdings “unter geschützten Rahmenbedingungen”. Anschober könne jetzt schon sagen, dass bis zum 29. Mai einen größeren Schritt geben werde, wo es um “etwa kleine und mittlere Therateraufführungen und Ähnliches” geht. Die Unzufriedenheit über die Kulturpolitik der Grünen zieht indes immer weitere Kreise. Mehrere Festivalleiter, Museums- und Theaterdirektoren und zuletzt auch prominente Künstler wie Lukas Resetarits nehmen sich kein Blatt mehr vor den Mund.

Museen dürfen ab 15. Mai öffnen

Die Eckpunkte, unter welchen Voraussetzungen die Museen, Bibliotheken, Büchereien und Archive ab 15. Mai wieder für die Besucherinnen und Besucher öffnen dürfen, sind streng. Pro Gast müssen zehn Quadratmeter Nutzfläche zur Verfügung stehen. Überdies sind Besucher verpflichtet, Mund-Nasen-Schutz zu tragen und einen Meter Abstand zu halten. “Das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes oder eines Face-Shields ist notwendig”, betonte Kunst- und Kulturstaatssekretärin Ulrike Lunacek (Grüne) am 12. Mai. Beim Personal kann diese Verpflichtung dann entfallen, wenn dieses etwa an der Kassa sitzt, die mit entsprechender Schutzvorkehrung versehen ist.

Gesundheitspolitische Entscheidungen

Großveranstaltungen im Kulturbereich soll es bis 31. August in Österreich nicht geben. Das gaben am Vizekanzler Werner Kogler und Kulturstaatssekretärin Ulrike Lunacek bei einer Pressekonferenz am 17. April bekannt. Werner Kogler verwies auf die sehr, sehr erfreuliche Entwicklung betreffend der Corona-Infektionen und den geltenden Fahrplan samt “Notfallbremsen”. Alle 2-3 Wochen wolle man in der Regierung die Situation mit angemessenen Entscheidungen begleiten.

Vizekanzler Werner Kogler (G) und Staatssekretärin Ulrike Lunacek (G) während einer PK mit dem Titel “Aktuelles im Bereich Kunst und Kultur sowie Veranstaltungen im Allgemeinen” am Freitag, 17. April 2020 in Wien | © APA / Helmut Fohringer

Unzufriedenheit über Kulturpolitik

Ein Monat später ist man nicht viel weiter gekommen. Eine Öffnung des Kulturbetriebs würde eine Rückkehr zur Normalität signalisieren, was nicht in den Regierungsfahrplan passt. Die Angst vor einer Infektion soll hochgehalten werden. Anschober meine im oe24.TV-Interview, es werde “gar nicht so einfach sein, Lösungen zu finden, etwa für Filmschaffende bei großen Filmproduktionen. Oder auch Lösungen für Chöre zu finden. Mein Ziel ist aber: Schaffen wir es – und da bin ich mir mit (Staatssekretärin, Anm.) Ulrike Lunacek einig -, dass über den Sommer kleine und mittlere Veranstaltungen möglich werden, die im Sitzen stattfinden, und wo man einen Abstand schaffen kann. Und daran arbeiten wir. Ich hoffe, dass dann die Kulturschaffenden wieder zufrieden sind.”

In einem Video lässt Resetarits kein gutes Haar an Grüner Kulturpolitik | © Resetarits/ohne-uns.at

Der Dachverband der Österreichischen Filmschaffenden vertritt tausende Arbeitnehmer, die durch den Ausfall von Dreharbeiten “massiv” in ihrer Existenz bedroht sind. Bereits Ende April richtete der Verband einen Appell an die Regierung, die Dreharbeiten wieder aufnehmen zu dürfen. Aufgrund der atypischen Arbeits- und Auftragsverhältnisse in der Audiovisions-Branche soll zur Absicherung der Filmschaffenden das AMS einspringen. Auch ein Hilfsfonds für alle selbständigen und unselbständig tätigen Filmschaffenden, SchauspielerInnen und Film-EPU wurde gefordert.

Kritik an Lunacek und Grüne

Anschober verstehe zwar die Kritik der Kulturschaffenden, ersuche aber “um Verständnis, dass wir nicht alles gleichzeitig machen können. Der Gesundheitsschutz sei eben erste Priorität. Davon ausgehend wolle man das Leben schrittweise wieder normalisieren. “Dazu gehört ganz zentral der Kulturbereich”, so der Gesundheitsminister auf oe24.TV. Für dererlei Lippenbekenntnisse erhielt Ulrike Lunacek unlängst heftige Kritik von Lukas Resetarits, der sich in einem Video direkt an die Kulturstaatssekretärin wandte. Kritik wurde auch von Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder laut, der am Dienstag vom Kulturministerium wichtigere Antworten forderte, als über Bekleidungsvorschriften zu diskutieren. Angesichts des finanziellen Schadens für die Museen, fragte er: “Wann wird dieser endlich beglichen? Dazu gibt es keinerlei Aussagen”, kritisierte er vor allem den verantwortlichen Kulturminister Werner Kogler (Grüne). Diesen habe er in den fünf Monaten seit seiner Angelobung kein einziges Mal gesehen oder gesprochen. Das sei ihm in seinen letzten vierzig Berufsjahren noch nie passiert.

(red/APA)

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