Bevölkerung verliert Vertrauen in Corona-Regierung
Der Bundeskanzler der Republik Österreich, Sebastian Kurz (ÖVP) hat viel von dem zu Beginn der Corona-Krise in der Bevölkerung gewonnenen Vertrauen wieder verloren. Im APA/OGM-Vertrauensindex hat er die unmittelbar nach dem Lockdown eroberte Spitzenposition wieder eingebüßt. Gemeinsam mit Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) liegt er nun auf Rang zwei, die Spitze hat wieder Bundespräsident Alexander Van der Bellen übernommen.
Corona-Politik verliert an Vertrauen
Praktisch alle Politiker verlieren seit der letzten Befragung Ende März/Anfang April an Vertrauen - am meisten jene, die im Zuge ihrer dauerhaften Medienpräsenz zu Beginn des Lockdown hochgeschnellt sind. "Die Vertrauenswerte normalisieren sich langsam wieder", kommentierte OGM-Chef Wolfgang Bachmayer die aktuellen Ergebnisse.
Bundeskanzler Sebastian Kurz verlor im Vergleich zur letzten Befragung 13 Punkte und liegt jetzt mit einem Saldo von 38 Punkten (68 Prozent vertrauen ihm, 30 Prozent nicht) gleichauf mit Gesundheitsminister Rudi Anschober verlor an Vertrauen, Anschober büßte elf Punkte ein (61 Prozent vertrauen ihm, 23 Prozent nicht). Beide wurden wieder von Bundespräsident Van der Bellen überholt, der im Saldo um einen auf 43 Punkte zulegen konnte.
Medien-Auftritte bringen Politikern keine Sympathien mehr
Aber auch die anderen im Zuge des Lockdowns sehr oft in den Medien präsenten Politiker haben nun wieder Vertrauen in der Bevölkerung eingebüßt. So stürzte auch Innenminister Karl Nehammer um 13 auf nunmehr 16 Punkte ab, Vizekanzler Werner Kogler verlor an Vertrauen sowie Finanzminister Gernot Blümel und Bildungsminister Heinz Faßmann (beide ÖVP) um jeweils 9 Punkte. Kogler liegt nun auf Platz vier mit einem Saldo von 27 Punkten vor Faßmann mit 25, Blümel ist mit 10 Punkten nur 12.
"Heute" hat zuerst berichtet
Einen Absturz von Kurz hatte Anfang der Woche auch bereits ein Ranking von Unique Research für die Gratiszeitung "Heute" gebracht. Auch bei dieser Befragung nach positiv oder negativ aufgefallenen Politikern hatte der Bundeskanzler seine Spitzenposition verloren - hier an Anschober.
Zweite Garnison verstärkt in den Medien
Nur geringe Veränderungen brachte der Vertrauensindex bei jenen Regierungsmitgliedern, die im Zuge der Krise nicht vorne standen - Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne), Frauenministerin Susanne Raab, Europaministerin Karoline Edtstadler, Arbeitsministerin Christine Aschbacher und Außenminister Alexander Schallenberg (alle ÖVP).
Opposition kann mit "Schulterschluss" nicht punkten
Wenig Veränderungen gab es auch bei der Opposition: Den größten Zuwachs (plus vier Punkte) schaffte SPÖ-Vorsitzende Pamela Rendi-Wagner, sie liegt aber mit minus acht Punkten immer noch im negativen Bereich mit ihrem Saldo. Relativ stabil blieben auch NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger (minus zwei auf plus 8 Punkte) sowie die beiden FPÖ-Spitzen Norbert Hofer und Herbert Kickl, die mit einem Saldo von minus 34 bzw. minus 47 weiterhin das Schlusslicht im Ranking bilden.
Für den Vertrauensindex wurden am 7. und 8. Juli 800 repräsentativ ausgewählte Wahlberechtigte aus dem OGM Online-Panel befragt, ob sie den einzelnen Politikern vertrauen oder nicht (Details: http://www.ogm.at).
(APA/red)