Auf die Spendenbereitschaft der Österreicher bei der traditionellen ORF-Weihnachtsspendenaktion "Licht ins Dunkel" hat die Corona-Pandemie offenbar keine Auswirkungen gehabt. Allein am Heiligen Abend wurden rund zehn Millionen Euro gesammelt, teilte ORF-"Licht ins Dunkel"-Chef Pius Strobl mit. Auch nach dem 24. Dezember kann unter der kostenlosen Spendentelefonnummer 0800-664-24-12 gespendet werden sowie online auf lichtinsdunkel.ORF.at.
"Dazu das großartige Ergebnis des ,Licht ins Dunkel'-Gala-Abends am 25. November, der ,Licht ins Dunkel'-Auktionen des ORF-Sports und von ORF III machen mich sehr zuversichtlich, dass die ,Licht ins Dunkel'-Hilfe trotz der schwierigen Corona-Zeit im breiten Umfang durch den Verein ,Licht ins Dunkel' fortgesetzt werden kann", sagte Strobl. Er bedankte sich "für die große Hilfsbereitschaft der Österreicherinnen und Österreicher".
Im Verlauf der "Licht ins Dunkel"-Vormittagssendung ging in den Ö3-Studios in Wien-Heiligenstadt auch das "Ö3-Weihnachtswunder" zu Ende. Um 3.759.701 Euro haben die Ö3-Hörer Musikwünsche bestellt und dabei gleichzeitig für den "Licht ins Dunkel"-Soforthilfefonds gespendet. Dazu kommt das bisherige Ergebnis der Ö3-Wundertütenaktion in Höhe von 400.000 Euro, "womit die Ö3-Gemeinde in diesem schwierigen Jahr wieder ein klares Zeichen für Miteinander gesetzt hat", so Ö3-Chef Georg Spatt.
Viele Repräsentanten aus Politik, Wirtschaft, Sport und Kultur unterstützten die von Barbara Stöckl und Peter Resetarits präsentierte Sendung, live aus dem ORF-Zentrum. Bundespräsident und Schirmherr der Aktion "Licht ins Dunkel", Alexander Van der Bellen, und seine Frau Doris Schmidauer waren bereits am Vormittag zu Gast und halfen an den Spendentelefonen mit.
Van der Bellen unterstrich die Bedeutung von Zuversicht, nicht nur zu Weihnachten: "Es ist wichtig sich zu erinnern, dass man mit Mut und Zuversicht ganz anders durchs Leben geht auf die Dauer. Man muss auch in Krisensituationen einen Weg finden. So haben wir auch durch die Pandemie gelernt, womit zu Beginn niemand gerechnet hätte, dass wir nämlich am Ende des Jahres schon einen Impfstoff haben werden." Im Hinblick auf die große Not geflüchteter Menschen auf Griechenland und in Bosnien sagte der Bundespräsident: "Ich plädiere sehr dafür, in dieser großen Notsituation, die für Europa unwürdig ist, ein Zeichen zu setzen. Auch wenn dieses Zeichen keine vollkommene Lösung ist."
Kardinal Christoph Schönborn erinnerte daran, dass es die eigentliche Botschaft von Weihnachten sei, dass Gott sich auf diese Welt eingelassen habe und "dass die Welt deshalb nicht verloren ist, selbst wenn sie in einer Krise wie der Corona-Pandemie ist." Der Kardinal betonte: "Angst ist kein guter Berater. Die große Lebensweisheit aller Religionen ist das Heute. Das Morgen haben wir nicht im Griff, das Gestern ist vergangen." Auch er plädierte für Menschlichkeit im Umgang mit den Flüchtlingen in Griechenland oder Bosnien-Herzegowina: "Man kann Wege finden, wie man gute Politik und Menschlichkeit miteinander verbindet."
Als "Stimme der Vernunft" hätten gerade die Religionsgemeinschaften in Krisensituationen die Aufgabe, einen wertschätzenden und harmonischen Austausch zu pflegen, wie Ümit Vural, der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich, unterstrich. Den Wert des Zusammenhaltes und die Chance, in der Krise auch Positives zu entdecken, formulierten auch die weiteren Religionsvertreter wie Oberrabbiner Jaron Engelmayer, der griechisch-orthodoxe Erzpriester Nikolaus Rappert, der Präsident der buddhistischen Religionsgesellschaft, Gerhard Weißgrab, und der Oberkirchenrat der Evangelischen Kirche Österreichs, Karl Schiefermair.
Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) sprach von einem extrem herausfordernden Jahr: "In diesem Jahr wurde einem jeden bewusst, dass Gesundheit einfach das höchste Gut ist, das leider nicht selbstverständlich ist." Der Regierungschef betonte, wie schwierig vor allem für ältere Menschen die Gratwanderung zwischen notwendigem Schutz einerseits und Vereinsamung anderseits sei. Kurz zeigte sich optimistisch, dass das neue Jahr "hoffentlich die Trendwende" bringen und mit der Rückkehr zur Normalität auch wieder "einen Staat, der möglichst wenig Regeln vorgibt" ermöglichen werde.
Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) nannte Zusammenhalt und Geduld, im Privaten ebenso wie in der Politik, als Tugenden der Pandemie, die auch in der Frage der Impfung gelten: "Die einen sollen Argumente bringen - aber ohne Zwang -, und die, die skeptisch sind, sollen sich die Argumente anhören."
Auch die Oppositionsparteien stellten die Botschaft des Miteinanders in den Vordergrund. SPÖ-Parteivorsitzende Pamela Rendi-Wagner: "Die große Lehre von Corona ist, dass wir solche Krisen nur gemeinsam bewältigen können." Norbert Hofer, Bundesparteiobmann der FPÖ: "Speziell in der Weihnachtszeit ist Politik gar kein Thema, sondern das Persönliche, Menschliche zählt." Helmut Brandstätter, Neos-Nationalratsabgeordneter, plädierte für Hilfe für Flüchtlinge: "Innerhalb der Europäischen Union darf es so etwas wie Hunger und Vertreibung nicht geben."
(APA/red)
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