Der frühere Vizekanzler Heinz-Christian Strache hat offenbar Anfang der 1990-er Jahre antisemitische Äußerungen handschriftlich in ein Buch geschrieben. Dabei habe er Juden als "Gegner" und "machtlüstern" bezeichnet, berichtet die "Süddeutsche Zeitung". Strache teilte der Zeitung über seinen Anwalt mit, er könne sich weder an das Buch noch an eine solche Widmung erinnern.
Er würde sich aber "ohne Einschränkungen von dessen Aussagen distanzieren", wenn das Buch den von der SZ "skizzierten judenfeindlichen Gehalt aufweist", teilte Strache mit. Judenfeindlichkeit lehne er "aus tiefer Überzeugung" ab, so der nunmehrige Obmann des Team Strache (TS). Bisher hatte der frühere FPÖ-Obmann stets behauptet, sich "nie" antisemitisch geäußert zu haben.
Die Widmung stamme mit einer Wahrscheinlichkeit von 99,99 Prozent von Strache, zitierte die "SZ" indes aus einem von der Zeitung beauftragten Gutachten eines Sachverständigen für Handschriften. Auch zwei Sinnsprüche auf der Innenseite des Buchumschlags habe Strache in das Buch geschrieben. Es handle sich um ein Zitat des antisemitischen deutschen Historikers und Dichters Ernst Moritz Arndt sowie ein militärisch-martialisches Gedicht des 1973 verstorbenen österreichischen Nationalsozialisten Joseph Hieß.
Das 273-seitige Buch "Jüdische Bekenntnisse aus allen Zeiten und Ländern" des antisemitischen Autors Hans Jonak von Freyenwald sei im Original 1941 im nationalsozialistischen Stürmer-Verlag erschienen. Bei dem Buch mit der Widmung handle es sich um einen Nachdruck aus dem Jahr 1992. Strache habe sie also frühestens Anfang der Neunzigerjahre - und damit zu einer Zeit, als er bereits Bezirkspolitiker in der Wiener FPÖ war - handschriftlich hineinschreiben können, so die Zeitung.
Das Buch sei ein Werk für fanatische Antisemiten, sagte Wolfgang Benz, der frühere Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung in Berlin, gegenüber der "SZ". Strache soll die Hetzschrift für einen Weggefährten aus rechtsextremen Kreisen signiert haben, so habe es jedenfalls ein Informant, der anonym bleiben wollte, der Zeitung eidesstattlich versichert. Der angeblich Beschenkte gehörte zum Milieu der deutsch-nationalen Verbindungen, nach seinem Tod sei das Buch mit Straches Widmung der Süddeutschen Zeitung zugespielt. Strache ließ über seinen Anwalt mitteilen, dass er den Mann gekannt habe.
(APA/red)
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