Die ehemalige Rektorin der Akademie der bildenden Künste hat sich um die Diskussion um die Kulturpolitik der Grünen als Regierungspartner der ÖVP eingebracht. Eva Blimlinger macht sich über die Resonanz aus der Kulturszene Sorgen und nimmt zum Auftreten von Kulturstaatssekretärin Ulrike Lunacek Stellung. Alte Wunden brechen just in dem Moment wieder auf, als die unglücklich agierende Lunacek unter heftiger Kritik steht. Nachdem Lukas Resetarits seiner Wut gegen die Schläfrigkeit der Grünen Regierungsspitze in Sachen Theateröffnungen und Durchführung von Events anprangerte, bläst der smarten EU-Politikerin ein rauher Wind entgegen. Was sich jedoch nicht änderte, ist die allgemeine Einstellung der Regierung hinsichtlich ihrer Shut-Down-Strategie. Nach dem Motto "weniger ist mehr" soll bestimmt werden, was möglich sein kann.
Er verstehe die Kritik der Kulturschaffenden, ersuche aber "um Verständnis, dass wir nicht alles gleichzeitig machen können", so Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne). Der Gesundheitsschutz sei eben erste Priorität. "Davon ausgehend wollen wir unser Leben schrittweise wieder normalisieren. Dazu gehört ganz zentral der Kulturbereich", gab Anschober kürzlich auf oe24.TV bekannt. Kleine und mittlere Veranstaltungen sollen demnach ab Juni wieder möglich sein. Auf welcher gesetzlichen Grundlage das geschehen soll, blieb Anschober im TV-Interview als Antwort schuldig.
Die Grüne Kultursprecherin Eva Blimlinger lässt in einem am kommenden Mittwoch (20. Mai) erscheinenden Interview in der Zeitschrift "Woman" Kritik an der aktuellen Kulturpolitik ihrer Parteikollegen durchblicken. Auf Gerüchte zum möglichen Rücktritt der Staatssekretärin Ulrike Lunacek, der Blimlinger zur Staatssekretärin machen könnte, meint sie: "Jetzt ist Ulrike dran. Die bemüht sich sehr." Von "Woman" angesprochen, ob Blimlinger es so wie einige Kritiker sehe, dass Lunacek nicht kompetent genug für den Job als Staatssekretärin wäre, meint Blimlinger: "Ein bisschen schon. Sie kommt nicht aus dem Kulturbereich. Als sie Anfang des Jahres startete, konnte sie sich aber sehr schnell einarbeiten."
Die basisdemokratisch organisierten Grünen haben sich seit ihrer Regierungsbeteiligung in eine streng hierarchisch geführte Partei gewandelt. Eva Blimlinger fühlte sich gegenüber Lunacek übergangen und benachteiligt, als nicht sie den Posten in der Regierung erhielt, obwohl die ehemalige Rektorin der Akademie der bildenden Künste die perfekte Wahl gewesen wäre. Blimlinger zu "Woman" über den angeblich bevorstehenden Rücktritt von Kulturstaatssekretärin von Ulrike Lunacek: "Zu Gerüchten möchte ich mich nicht äußern. Und wenn wir den Vizekanzler noch mehr in die Pflicht nehmen, dann wird das schon", so die ehemalige Rektorin der Akademie der bildenden Künste. Dennoch gibt sie zu, sich geärgert zu haben, als Lunacek ihr vorgezogen wurde. "Ich habe mich geärgert, das verhehle ich nicht. Ich hätte den Job gern gemacht. Und das habe ich laut gesagt."
Mit den NEOS fordert nun auch erstmals eine Oppositionspartei konkret den Rücktritt von Lunacek. "Vielleicht sollte im Kulturstaatssekretariat statt Lunacek jemand sitzen, der das nötige Interesse und die nötige Empathie hat, Lösungen zu finden", so Kultursprecher Sepp Schellhorn am Mittwoch. Dass die Grüne es "nicht einmal für wichtig genug empfindet, bei dem Treffen mit Kulturschaffenden über Hygienebestimmungen dabei zu sein, beweist einmal mehr, dass ihr die Hilferufe der Kunst- und Kulturschaffenden kein echtes Anliegen sind und ist ein Hohn gegenüber jenen, die dieses Land zu einer Kulturnation machen", so Schellhorn. Dabei bezog er sich auf einen gestern, Dienstag, anberaumten Runden Tisch mit Vertretern aus der Theater- und Filmbranche mit Vertretern des Gesundheitsministeriums, zu dem Lunacek dann aber nicht persönlich erschienen sei.
Mit 15. Mai können Museen und Ausstellungshäuser unter bestimmten Rahmenbedingungen wieder aufsperren. Die Veranstalter der größeren und kleineren Sommerfestivals sowie Theater-, Oper- und Konzerthäuser urgieren seit Wochen Regelungen, unter denen Proben- und Vorstellungsbetrieb künftig erlaubt ist. Lunacek war deswegen zuletzt immer stärker in Kritik geraten.
(red/APA)
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