Die Maskenpflicht an den Schulen fällt mit der Rückkehr der Schüler aus den Pfingstferien am 3. Juni. Das kündigte Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) bei einer Pressekonferenz am Samstag an. Stundenpläne, "Schichtbetrieb" und Abstandsregeln bleiben aufrecht, Turnunterricht wird auf freiwilliger Basis am Nachmittag möglich. Singen im Unterricht ist wieder erlaubt. In Skandinavien hätten die zum Teil vor Österreich vorgenommenen Öffnungen der Schulen keine Erhöhung der Corona-Infektionszahlen gebracht, begründete Faßmann. Auch an den "großen" Infektionsfällen der vergangenen Wochen wie den Postverteilungszentren in Wien und Niederösterreich oder dem Baptisten-Gottesdienst in Frankfurt seien keine Schulen beteiligt gewesen. "Kinder können angesteckt sein, aber sie spreaden nicht", so Faßmann.
Die Maskenpflicht wurde nach vielen Protesten aufgehoben, aber unverändert fortgesetzt wird die Teilung der Klassen ab 19 Schülern sowie der Schichtbetrieb. Auch die aktuellen Stundenpläne bleiben bis Schulschluss aufrecht. "Keep it simple, lautet meine Devise. Kinder, Eltern und Lehrer sollen nicht alle zwei Wochen neue Vorgaben erhalten", so Faßmann. Turnunterricht kann schulautonom am Nachmittag an den regulären Unterricht angehängt werden. Für die Schüler ist die Teilnahme freiwillig, das Pflichtfach Bewegung und Sport bleibt ausgesetzt. Beim Turnunterricht gelten die vom Gesundheitsministerium für den Breitensport erarbeiteten Vorgaben. Bei der Umsetzung vertraut Faßmann auf die Lehrer: Sicher möglich seien etwa wenig körperbetonter Basketball, Völkerball oder Leichtathletik, ausgeschlossen kontaktintensivere Sportarten.
Generell werde der Sportunterricht aber eher draußen stattfinden, so der Minister und die Direktorin des Wiener Realgymnasiums auf der Schottenbastei, Cornelia Arnold. Turnsäle seien vielfach zu Klassenzimmern umfunktioniert worden, zum Teil werde dort Betreuung angeboten. Ebenfalls möglich sein sollen Veranstaltungen zum Schulschluss wie etwa Maturafeiern oder Abschlussfeste. Dabei gelten die normalen Vorgaben für Veranstaltungen. "Mit ein bisschen Kreativität geht sich auch ein gemeinsames Klassenfoto aus", meinte Faßmann.
Eine Bilanz zog er auch über den Schulbesuch in den vergangenen beiden Wochen. Mehr als 90 Prozent der Schüler seien zum Unterricht erschienen, mehr als 80 Prozent der Lehrer über 60 Jahren standen in der Klasse. Das kommende Schuljahr soll nach den derzeitigen Plänen ohne Einschränkungen normal beginnen. Davor soll es noch das Angebot einer Sommerschule für bestimmte Schülergruppen geben.
Oppositionsparteien begrüßten die neue Ankündigung, die Maskenpflicht ab 3 Juni aufzuheben, es seien aber immer noch viele Fragen offen, etwa bezüglich Bildungs- und Betreuungsangeboten im Sommer. Für SPÖ-Bildungssprecherin Sonja Hammerschmid ist nicht nachvollziehbar, wieso Sportunterricht nur freiwillig und als Ergänzungsunterricht angedacht ist. Sie wiederholte ihre Forderung nach einem eine Milliarde schweren Corona-Schulpaket für u.a. mehr Schulpsychologen und Sozialarbeiter und kostenlose Tablets oder Laptops für alle Schüler. Außerdem brauche es eine Offensive für eine wohnortnahe, kostenfreie Betreuung im Sommer samt Summer Schools für jene Kinder, die im Homeschooling zurückgefallen sind.
Neos-Bildungssprecherin Martina Künsberg Sarre hätte sich neben Lockerungen bei den "überzogenen Hygienevorgaben" und der Erlaubnis von Sport- und Musikunterricht auch erhofft, dass an den Volksschulen von Schicht- auf Normalbetrieb umgestellt wird. Das wäre für Eltern und Kinder eine echte Erleichterung gewesen, "die Zahlen hätten es zugelassen". Ärgerlich findet sie, dass sich niemand für die Sommerbetreuung fühle, obwohl viele Eltern für das Homeschooling ihren Urlaub aufgebraucht hätten. Es brauche rasch ein Betreuungskonzept der Regierung für diese Zeit, das auch ein "Aufholkonzept" für jene Schüler sein müsse, die aus verschiedensten Gründen nicht mit dem Heimunterricht zurecht gekommen sind.
(APA)
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