Kanzler Kurz verurteilt Baseballschläger-Attacke in Graz
Der Präsident der Jüdischen Gemeinde Graz, Elie Rosen, ist am Samstagabend vor dem Gemeindehaus von einem Unbekannten mit einem Holzprügel, offenbar ein Baseballschläger, attackiert worden. Rosen blieb unverletzt, der Täter flüchtete. Eine Fahndung wurde eingeleitet, teilte die Polizei mit. Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) verurteilten die Tat. "Judenhass und Antisemitismus haben keinen Platz in unserer Gesellschaft", so der Bundespräsident über die verbrecherischen Vorkommnisse. Schon am Mittwoch hatten Unbekannte die Außenmauer der Synagoge in Graz beschmiert.
Angriff Präsidenten der jüdischen Gemeinde Graz
Rosen selbst sagte, er sei mit dem Auto auf das Grundstück der Gemeinde eingebogen. Dabei müsse er einen Radweg queren. "Da habe ich gesehen, dass parallel zu mir ein Mann auf einem Fahrrad fährt, der einen Stein in der Hand hat." Er sei ausgestiegen, um den Mann zur Rede zu stellen: "Ich habe ihn gefragt, was er da macht. Und da ist er schon mit einem Prügel auf mich losgegangen." Er habe sich noch ins Auto gerettet und schnell die Türen verriegelt und konnte so der Baseballschläger-Attacke entgehen.
"Dann hat er mehrmals auf das Auto eingedroschen, danach ist er mit dem Rad davongefahren." Die Schäden am Fahrzeug seien überraschenderweise nicht besonders groß, "obwohl er ziemlich fest draufgehaut hat". Während der ganzen Aktion habe der Mann kein einziges Wort gesprochen, "er ist nur auf mich losgegangen".
Der Unbekannte, der mit einem Baseballschläger auf den Präsidenten der jüdischen Gemeinde Graz losgegangen ist, gleicht nach Aussage von Rosen jener Person, die in dieser Woche bereits zweimal Anschläge auf die Synagoge verübt hat. Laut Polizei wurden Objektschutz für die Synagoge und persönlicher Schutz für Rosen angeordnet.
Österreichs Politiker verurteilen Anschlag
Bundespräsident Van der Bellen verurteilte den Angriff auf Rosen und die Vandalenakte auf die Synagoge auf das Schärfste. "Judenhass und Antisemitismus haben keinen Platz in unserer Gesellschaft. Meine Solidarität gilt allen in Österreich lebenden Jüdinnen und Juden", teilte Van der Bellen auf Twitter mit. "Erschüttert" über den Angriff auf den Präsidenten der jüdischen Gemeinde Graz zeigte sich auch Bundeskanzler Kurz. Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) erklärte, er habe eine verstärkte Überwachung aller jüdischen Einrichtungen in Österreich angeordnet. Auch das Einsatzkommando Cobra werde zur Unterstützung herangezogen werden. Er kündigte an, er werde am Montag Rosen und den Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde in Wien, Oskar Deutsch, sowie weitere Vertreter der Israelitische Gemeinde zu einem Gespräch einladen. Dabei solle die aktuelle Lage besprochen werden.
Deutsch, betonte, dass sich die Israelitischen Kultusgemeinden in Österreich nicht einschüchtern ließen. Nach einer Telefonkonferenz mit Vertretern aller vier Israelitischen Kultusgemeinden in
Österreich versicherte Deutsch: "Ein Angriff auf ein Mitglied unserer Gemeinden ist ein Angriff auf ganz Österreich." Deutsch begrüßte die zahlreichen Solidaritätsbekundungen aus allen Teilen des Landes. Allerdings brauche es nun endlich mehr als nur Worte. Dabei sei nicht nur die Politik, sondern jeder Mensch in Österreich gefragt. Deutsch: "Die beste Antwort auf Antisemitismus ist das Zelebrieren jüdischen Lebens und jüdischer Kultur. Wir lassen uns nicht einschüchtern. Nie wieder!"
Grazer Synagoge Ziel von Anschlägen
"Die wiederholten Angriffe auf die Grazer Synagoge erschrecken mich. Mein erster Gedanke gilt Herrn Rosen, twitterte Kardinal Christoph Schönborn am Samstagabend. "Antisemitismus darf nie mehr Platz finden in Österreich!", appellierte der katholische Wiener Erzbischof. Der Angriff sei "schändlich und zu verurteilen", sagte der evangelisch-lutherische Bischof Michael Chalupka gegenüber dem Evangelischen Pressedienst, und verwies auch auf die Vandalenakte auf die Synagoge der steirischen Landeshauptstadt in den Tagen zuvor. "Elie Rosen gilt unser Mitgefühl und die Solidarität der Evangelischen Kirchen. Judenhass und Antisemitismus dürfen in Österreich keinen Platz haben", betonte Chalupka. Es könne nicht sein, dass Jüdinnen und Juden Angst haben müssen, in Österreich auf die Straße zu gehen.
Ähnlich äußerte sich der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich. "Antisemitismus und Hetze haben keinen Platz in unserer Gesellschaft! Meine volle Solidarität gilt der jüdischen Gemeinschaft", schrieb Ümit Vural auf Twitter.
Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) betonte, der tätliche Angriff gegen Elie Rosen in seiner Heimatstadt Graz erschüttere ihn zutiefst. SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner nannte den Angriff "zutiefst schockierend". Bestürzt zeigte sich auch Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP). Neos-Mandatar Helmut Brandstätter erklärte, dass alle dazu beitragen müssten, dass es in Österreich kein gesellschaftliches Klima geben dürfe, wo Antisemitismus möglich sei. Kardinal Christoph Schönborn schrieb auf Twitter, dass ihn die Nachricht vom Angriff auf Elie Rosen und die wiederholten Angriffe auf die Grazer Synagoge "erschrecken". Auch der evangelisch-lutherische Bischof Michael Chalupka zeigte sich "bestürzt".
Elie Rosen persönlich angegriffen
Es sei traurig, dass es in Graz zu solchen Vorfällen komme. "Ich hätte nicht gedacht, dass so etwas passiert", sagte Rosen selbst. Er werde sich aber davon nicht beirren lassen: "Ich werde mich in meiner Arbeit für die Gemeinde durch diese Anschläge in keinster Weise beeinträchtigen lassen." Er sei schon schockiert darüber, die Stimmung sei aber schon vorher aufgrund der Anschläge auf die Synagoge gedämpft gewesen. "Es ist aber schon noch einmal etwas anderes, wenn man persönlich angegriffen wird", meinte Rosen.
Am Mittwoch hatten Unbekannte die Außenmauer der Synagoge in Graz mit propalästinensischen Parolen beschmiert. Auch das Gemeindehaus war zum Ziel geworden. In der Nacht auf Samstag warf ein unbekannter Täter mehrere Betonstücke gegen die Fenster an der Nordseite. Eine Scheibe ging dabei zu Bruch, mehrere Fenster wurden beschädigt. Dass die Polizei bereits eine verstärkte Überwachung angeordnet hat, begrüßte Rosen. Die Einladung von Innenminister Nehammer zum Gespräch wolle er annehmen, so Rosen.
(APA/red)