Die prekäre Situation für viele Beschäftigte von Kultureinrichtungen hat sich trotz der Lockerungen und einigen Hilfsfonds für Künstler kaum verbessert. Und glaubt man den Prognosen des Gesundheitsministers, gibt es auch im Herbst keine Entspannung. Somit sehen die Aussichten für Kunst, Kultur und Events recht düster aus. Besonders für jene Menschen, die einen lebendigen Kulturbetrieb brauchen, um arbeiten zu können.
Nach der Kundgebung der Konzertveranstalter, Bühnenarbeitern und Spezialsten aus der Eventbranche vor zwei Wochen gab es am 1. Juli eine weitere Demonstration in Wien. Diesmal schlossen sich Künstler und Interessenvertreter zusammen und organisierten einen Schweigemarsch unter dem Motto "Ohne Kunst wird's still". Ausgangspunkt war der Universitätsring.
Kurz vor 16:00 Uhr setzte sich der Zug bestehend aus einigen hundert Teilnehmern und Teilnehmerinnen in Bewegung. Vorbei an Burgtheater, Parlament, Staatsoper, Schwarzenbergplatz und Wien Museum zum Resselpark, wo die Abschlusskundgebung stattfand. Eigentlich wäre der Heldenplatz vorgesehen gewesen.
Als Organisatoren der Schweigemarsch-Bewegung fungieren die Schauspielerinnen Eva Math und Christin Amy Artner, Kulturarbeiter Willi Hejda, Sounddesigner Florian Deutsch und IG Autorinnen Autoren Geschäftsführer Gerhard Ruiss. Sie hatten mit etwas mehr TeilnehmerInnen gerechnet.
Auf der Kundgebungsbühne vor der Karlskirche wurde das Schweigen schließlich beendet. Zuerst wurde gesungen, dann hielten Organisatoren und Betroffene Ansprachen. "Jetzt ist endlich Schluss mit der Duldungsstarre. Wir sind hier."
Ein möglicher Grund, warum so wenige Menschen zum Schweigemarsch kamen, mag am Forderungskatalog liegen. Bedingungsloses Grundeinkommen, Aussetzen von Mieten und andere finanzielle Zuwendungen sind fromme Wünsche, die keine Regierung der Welt erfüllen kann. Dennoch wurden die Organisatoren vom Kulturrat Österreich ernst genommen, der den Marsch mitfinanziert hat.
Sechs Wochen dauerten die Planungen für den Schweigemarsch, der zum Ausdruck bringen sollte, dass schon alles gesagt worden sei. “Speisen Sie den Kunst- und Kultursektor nicht mit Almosen ab. Setzen Sie das Versprechen der Regierung, niemanden zurücklassen zu wollen, koste es was es wolle, in die Tat um!” Mit diesen Worten stieg die IG Kultur Österreich Anfang Mai in den Ring für sein Klientel. Ein paar Betroffene haben den Federhandschuh aufgegriffen und "Ohne Kunst wird's still" zum Sprechen gebracht.
Demonstrationen in Wien in Zeiten von Corona sind einem eigenen Dienstleistungssektor unterstellt. Nach den Reden der Organisatoren wurde eine Künstlerin auf die Bühne geholt, die als Betroffene vorgestellt wurde. Wie die Rednerinnen zuvor gab auch Ariane eine schauspielerische Darbietung ab. Sie entlarvte die Protestveranstalter mit deutschem Akzent als Polittheater-Truppe.
(red)
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