Chronik

Unterste Schublade im Ibiza-U-Ausschuss geöffnet

Teilen
© APA/Hochmuth (Symbolbild)

Als zweite Auskunftsperson nach Klaus Ortner ist am Donnerstag der Bauindustrielle Hans Peter Haselsteiner (Strabag) vor dem Ibiza-U-Ausschuss an der Reihe gewesen. Auch der LiF-Gründer und Neos-Financier war von Ex-FPÖ-Chef Heinz Christian Strache auf Ibiza im Zusammenhang mit öffentlichen Aufträgen genannt worden. Haselsteiner schloss Vor- und Nachteile für die Strabag in der türkis-blauen Regierungszeit unter Verweis auf Vergabeprozesse aus - für die Westbahn habe es aber Nachteile gegeben.

Unternehmer Hans Peter Haselsteiner am Donnerstag, 22. Oktober 2020, im Rahmen des Ibiza-U-Ausschusses im Parlamentsausweichquartier in der Hofburg in Wien | © APA/Fohringer

Haselsteiner über Türkis-Blau

Bei Vergaben rund um die Westbahn, an der Haselsteiner über seine Familienprivatstiftung maßgeblich beteiligt ist, fühlte er sich nicht gerecht behandelt, so der Milliardär in Richtung des damaligen Verkehrsministers und nunmehrigen FPÖ-Chefs Norbert Hofer. "Der Hofer wird mein Freund nicht werden."

Die Strabag solle keine öffentlichen Aufträge mehr erhalten, hatte Strache auf Ibiza lamentiert. Wenn die vermeintliche Oligarchin eine Baufirma gründe und die FPÖ an der Macht sei, könnten solche Aufträge an die Oligarchinnenfirma ergehen. "Es ist nicht gut, wenn man in diesem Video vorkommt und vorgeführt wird", sagte Haselsteiner über das Skandalvideo. "Hier haben Menschen gesprochen, die von der Sache wenig Ahnung haben und einen Schein erweckt haben, der mit der Realität in keinem Einklang steht. Schön wäre gewesen, wenn das gar nicht gewesen wäre." Vom Ibiza-Video habe er "auf Sylt vor dem Fernseher" erfahren. Zum Kauf sei es ihm nie angeboten worden.

Gudenus und Strache im "Ibiza-Video" | © Spiegel/SDZ

Vereinskonstruktionen zur Verschleierung von Spenden, "wie sie vielleicht bei anderen Parteien üblich sind", hätten weder das Liberale Forum noch die Neos je gehabt. Man sei bei Spenden transparent, betonte der Unternehmer über seine politische Heimat. "Es wäre schön gewesen, wenn uns diese Koalition erspart geblieben wäre", sagte Haselsteiner grundsätzlich über seine Sicht auf Türkis-Blau.

Sobotka springt für Ortner ein

Zuvor hatte der Industrielle Klaus Ortner, der wegen seiner Spenden an die ÖVP geladen gewesen ist, betont, dass es "null Spielraum" bei öffentlichen Aufträgen gibt. Wer die Vergabeordnung kenne, wisse das, meinte er auf Fragen, ob es etwaige Gegenleistungen für die Spenden an die ÖVP gegeben habe. Während der Befragung Ortners krachte Ausschuss-Vorsitzender Wolfgang Sobotka (ÖVP) immer wieder mit Neos-Fraktionsführerin Stephanie Krisper zusammen.

Der Industrielle Klaus Ortner bei seiner Befragung im Ibiza-U-Ausschuss am 22.10.2020 | © APA/Fohringer

Niederträchtige anonyme Anzeigen

ÖVP-Klubobmann August Wöginger ortete in der jüngst im Ausschuss bekannt gewordenen anonymen Anzeige gegen Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) eine "niederträchtige Form von Dirty Campaigning". In der Anzeige wird Kurz vorgeworfen, für die Nationalratswahl 2017 nicht nur intensiv Spenden gesammelt, sondern den Spendern Gegenleistungen wie etwa Mandate oder Ämter versprochen zu haben.

Abstand zum Schmierentheater

Immer wieder würden politische Gegner versuchen, Kurz "mit Unterstellungen der untersten Schublade sowie durch anonyme Anzeigen anzugreifen und anzupatzen", meinte Wöginger. Dabei handle es ich um "pink-rotes Schmierentheater erster Güte", das die Bevölkerung nicht gutheißen würde. "Dem rosa-roten Duo Krisper und Krainer ist jedes Mittel recht, um unseren Bundeskanzler in den Dreck zu ziehen", so Wöginger. Längst gehe es nicht mehr um die Aufklärung der Causa Ibiza.

ÖVP-Chef Sebastian Kurz und Investor Rene Benko am Montag, 02. Dezember 2019, im Rahmen der Adventfeier "Punsch und Maroni" im Kursalon Stadtpark in Wien | © APA/Hochmuth

Hafenecker unkonzentriert

FPÖ-Ausschuss-Fraktionschef Christian Hafenecker ist "jederzeit bereit, dem U-Ausschuss als Auskunftsperson zur Verfügung zu stehen". Zuvor hatte sich die ÖVP an den Verfassungsgerichtshof gewandt, weil die anderen Parteien ihr Ladungsbegehren abgeschmettert hatten. "Wenn der ÖVP ihr Störmanöver so wichtig ist, dann dränge ich darauf, möglichst rasch aussagen zu dürfen, um mich dann wieder auf meine Aufklärungstätigkeit konzentrieren zu können", so Hafenecker.

Die Befragung Haselsteiners dauerte am Nachmittag noch an. Danach sollte ÖBB-Aufsichtsrätin Cattina Leitner erschienen. Die Grazer Anwältin und Andritz-Miteigentümerin war bei der Umfärbung des Gremiums durch ÖVP und FPÖ Anfang 2018 von der ÖVP entsandt worden. Sie blieb Aufsichtsrätin, als es zuletzt zu neuerlichen Rochaden unter Türkis-Grün kam.

(APA/red)

Veröffentlicht von
Redaktion

Neue Artikel

Freitag recycled 90ies Techno DJ-Bag "F21 Nightclub"

Die Kultmarke aus der Schweiz bringt Neuauflage der F21 Nightclub DJ Bag auf den Markt.

29. Oktober 2024

Jubiläums-Wintermarkt im Prater rockt mit 40 Live-Bands

Der Wintermarkt am Riesenradplatz im Wiener Prater feiert 15-jähriges Bestehen an 52 Tagen.

27. Oktober 2024

Edelmann übernimmt Intendanz der operklosterneuburg

Der neue künstlerische Leiter eröffnet das Klosterneuburger Opernfestival 2025 mit Puccinis „Tosca“.

26. Oktober 2024

Rudi Dolezals neue Austropop-Leseshow geht auf Reise

Der Filmemacher präsentierte sein Programm „100 Jahre Austropop – Weltberühmt in Österreich“.

26. Oktober 2024

Designerblüten aus Faltpapier dekorieren Swarovski Store

Die florale Installation „Archiv der Blüten“ von mischer’traxler studio erblüht im Swarovski Store.

17. Oktober 2024

Akt der Anerkennung für neuen Kalender von Dina Larot

Die Mädchenmalerin präsentierte ihren heiß ersehnten Akt-Kalender im Palais Palffy.

16. Oktober 2024