Seitdem das viel beachtete Video von Lukas Resetarits mit drastischen Worten die prekäre Situation der Veranstaltungsbranche den Verantwortlichen vor Augen geführt hat, sind rund fünf Wochen vergangen. Die Resonanz war enorm und verschaffte der Plattform ohne-uns.at große Aufmerksamkeit für ihre Anliegen. Die Betroffenen kommen aus Berufen wie Bühnenbau, AV-Technik, Marketing, bis hin zu Mitarbeitern von Catering-Unternehmen und Dixie-Klo-Vermietern. Die Liste der betroffenen Branchen ist lang. Rund 140.000 Menschen in Österreich sind von einer lebendigen Eventszene mehr oder weniger abhängig. Vom kleinen Dorffest bis zum Kongress in der Hofburg: "Ohne-Uns bleibt es dunkel und still" lautete die Botschaft am Heldenplatz bei der Kundgebung am 15.6.
Inzwischen hat sich einiges getan und schön langsam ist ein Streifen am Horizont erkennbar. Die strengen Maskenverordnungen wurden weitgehend abgeschafft, kleinere Veranstaltungen mit ein paar Hundert Besuchern sind wieder möglich. Die Salzburger Festspiele werden wohl als erste zeigen, dass die Bühnen des Landes wieder auferstehen können und dürfen. Bei der Kundgebung am Heldenplatz gab es einen Vorgeschmack. Und den dringenden Appell der Branchenvertreter, ihre Leute nicht im Stich zu lassen. Denn von denen glaubt niemand so recht, dass das heurige Jahr noch irgendwie zu retten sei.
Die Kundgebung war kein lauter und schon gar kein wilder Protest. Vielen schien bewusst zu sein, dass bald wieder mehr möglich sein wird, und bittere Worte später bereut werden könnten. Das Zusammentreffen begann um 19:00 am Heldenplatz mit einigen Hundert Teilnehmern und Teilnehmerinnen. Mehrere Medien schickten ihre Kameramänner, Tonassistenten, Fotografen und Interviewer, um Initiatoren, Unterstützer und Sympathisanten vor die Kamera zu bitten. Gekommen waren zum Beispiel Katharina Zehender von Eve Events, Robert Prasch von Koop Live Marketing oder Stina Stani von VSB Event OG.
Die Bühnenmoderation übernahmen Sonja Kato-Mailath-Pokorny und Rapid-Legende Andy Marek unentgeltlich. Live-Musik durfte auch nicht fehlen, und mehrere Künstler kamen im Laufe des Abends auf die Bühne. Als erster Act des Abends sendete Norbert Schneider mit Band musikalische Schallwellen vom Heldenplatz Richtung Bundeskanzleramt, wo die Regierung ihre Krisenklausur abhielt. Zum Tanzen war niemandem zumute Die Live-Musik zum Auftakt von Schneider und Ina Regen drang sofort ins Herz und machte Kundgebungsteilnehmer wehmütig. Diesen Eindruck erweckten die ersten Redner, der Initiator der Plattform ohne-uns.at, Philipp Cejnek (Signature Group), und die Initiatorin von keinevent.at, Maryam Yeganehfar.
Beide schilderten kurz ihre persönliche Lage und Gefühle, die sie als Unternehmer in den letzten Monaten durchlebten. Keiner von beiden hätte je gedacht, dass sie plötzlich selbst auf der Bühne stehen würden, und schon gar nicht unter diesen Umständen. Es wurden keine Brandreden gehalten. Viel mehr wurde die Hoffnung zum Ausdruck gebracht, dass die Versprechungen der Regierung halten und vor allem den EPU geholfen wird. Hinter diesen drei Buchstaben steht eine Vielzahl an Beschäftigten aus der Live-Event- und AV-Branche wie Bühnenarbeiter, Tontechniker und LichttechnikerInnen, die ihr Geld im Zuge von Veranstaltungen verdienen, und nur selten fürs Ein- und Ausräumen des Equipments beim Vermieter. Diese Gruppe schien zahlenmäßig am stärksten vertreten gewesen zu sein.
keymedia Wien war bei der Kundgebung und hat unter anderem mit Stina Stani von VSB Event gesprochen: "Wir sind realistisch und wissen, dass wir von den Covid-19-Zahlen abhängig sind, aber wir brauchen klare Informationen. Es gibt einfach zu wenig Sicherheit, um etwas planen zu können. Wir brauchen jetzt die Informationen. Der Härtefallfonds ist super, aber wir werden damit unterm Strich nicht auskommen. Wenn wir vielleicht im zweiten Quartal 2021 zu einer 75-prozentigen Realität zurück kommen, wird die Summe nicht reichen", so Stani.
Im laufe des Abends gesellten sich noch mehr Künstler auf die Bühne, um sich mit den Protestierenden solidarisch zu zeigen. Etwa Christopher Seiler, Gert Steinbäcker und Willi Resetarits. Letzterer erinnerte daran, wie wichtig das Zusammenstehen der gesamten Branche sei. In deren Namen forderte er Entschädigungszahlungen für entstandene und kommende Verluste. Und drohte spaßhalber mit seinem "Bruada" Lukas, der schon einmal gezeigt, wie man die Partie anpacken muss, damit sie reagiert – nämlich mit Angstmache.
(red)
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