Jan Böhmermann eröffnete im Mai 2019 seine Ausstellung Deuscthland#ASNCHLUSS#Östereich im Grazer Künstlerhaus. Kernstück der Schau war eine lebensgroße Nachstellung eines Fotos, das den damaligen Vize-, oder wie Böhmermann ihn nannte, "Witzekanzler", in Tarnuniform bei mutmaßlichen Wehrsportübungen im Wald zeigen soll. Seitdem ist der spitzfindige Satiriker in Ungnade gefallen. Zu frech verhielt er sich bei der Romy, zu sehr ärgerte er Medien und Politiker. Das Grazer Künstlerhaus wird ab März 2021 zur Kunsthalle Steiermark. Ein Jan Böhmermann wird dort keinen Platz mehr haben.
Resultieren solle eine "internationale Ausrichtung unter Einbindung herausragender regionaler Produktionen", kündigte Künstlerhaus-Leiter Sandro Droschl am Dienstag an. Bauliche Adaptionen sind ebenso geplant wie die Aufstockung des Budgets, wobei bisher nur ein erhöhter Beitrag des Landes Steiermark fixiert ist. Von der Stadt gibt es zumindest eine grundsätzliche Zusage ohne genaue Bezifferung.
Das Künstlerhaus wurde 1952 eröffnet und diente als freier Ausstellungsraum für unterschiedliche Gruppen. 2013 wurde es unter dem Namen "Künstlerhaus, Halle für Kunst und Medien" zu einer eigenständigen Institution. Nun wird es in Kunsthalle Steiermark umbenannt. Die Leitung wird weiterhin Sandro Droschl innehaben. Als neue Kuratorin wurde Cathrin Mayer an Bord geholt.
Bauliche Adaptionen wie ein neuer Empfangsbereich und ein neuer Boden stehen an, dadurch soll die gesamte Ausstellungshalle aufgewertet werden. "Die Kunsthalle in neuer Form passt gut in die Grazer Kulturpolitik", sagte Kulturstadtrat Günter Riegler (ÖVP) bei der Präsentation der Pläne zur Kunsthalle Steiermark am Dienstag. "Ein neuer Name bringt auch eine neue Begrifflichkeit mit sich", betonte Kulturlandesrat Christopher Drexler (ÖVP). Seitens des Landes gibt es auch bereits die Zusage, den jährlichen Zuschuss von 360.000 auf 500.000 Euro zu erhöhen. Die Stadt Graz, derzeit mit 102.000 Euro pro Jahr dabei, stellte ebenfalls eine Erhöhung in Aussicht, sobald der laufende Vertrag Ende 2021 beendet wird. Auch vom Bund erhofft man sich in Zukunft einen Zuschuss.
In der neuen Kunsthalle sollen "sämtliche Sparten der bildenden Kunst und der medialen Künste zur Geltung kommen", verhieß Droschl -"von Malerei, Skulptur, Installation, Performance, Fotografie, Film bis Video und Neue Medien". Angeboten wird auch eine performative Reihe mit jährlich drei in Auftrag gegebenen Neuproduktionen, die in den Pausen zwischen den Ausstellungen Platz finden soll. Gefördert werden soll auch der nachhaltige Dialog zwischen der lokalen Kunstszene in Graz und internationalen Protagonisten. Um diesen Austausch zu fördern, wird es ein Residenz-Programm geben, das Künstlerinnen und Künstlern einen mehrmonatigen Aufenthalt in Graz zur Vorbereitung ihrer Projekte ermöglichen soll.
Die Tatsache, dass es in der Stadt bereits eine "Kunsthalle Graz" gibt und Verwechslungen mit der neuen "Kunsthalle Steiermark" damit vorprogrammiert sind, schien für die Verantwortlichen kein Problem darzustellen.
(APA/red)
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