Literarischer Ausblick auf die Post-Covid-Zeit von Kennedy
Zum Abschluss der diesmal online durchgeführten Europäischen Literaturtage wurde im Rahmen einer literarisch-musikalischen Matinee am Sonntagvormittag der mit 10.000 Euro dotierte Ehrenpreis des Österreichischen Buchhandels für Toleranz in Denken und Handeln an die Schriftstellerin A. L. Kennedy verliehen. Mit werken wie “Gleißendes Glück” (2000), “Alles was du brauchst” (2002), “Also bin ich froh” (2004), “Paradies” (2005) und “Day” (2007) fand Kennedy auch im deutschen Sprachraum eine breite Leserschaft. Per Live-Schaltung aus Krems fand die Autorin wieder einmal Anerkennung für ihr Schaffen.
Schaffensreiches Millenium-Jahrzehnt
A. L. Kennedy, geboren als Alison Louise Kennedy 1965 in Dundee (Schottland) wurde bereits mit ihrem ersten Roman "Einladung zum Tanz" (2001) bekannt. Sie wurde mit zahlreichen wichtigen Literaturpreisen ausgezeichnet. Kennedy lebt seit 2012 in London und unterrichtet kreatives Schreiben an der University of Warwick. Sie war eine scharfe Kritikerin der britischen Beteiligung am Irak-Krieg unter Premierminister Tony Blair. Zuletzt auf Deutsch erschien 2018 "Süßer Ernst". Seit Anfang 2020 schreibt sie eine wöchentliche Kolumne über ihre Sicht auf den Brexit für die "Süddeutsche Zeitung".
Heimischer Buchhandel in der Gegenwart
Die Begründung der Jury lautete: "A.L. Kennedys Romane und Erzählungen sind tiefschürfend und wagemutig und gehören zu den künstlerisch wichtigsten Werken der Gegenwartsliteratur. Dafür wurde sie vielfach und u.a. mit dem Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur ausgezeichnet. Zugleich scheut sich A.L. Kennedy nicht, regelmäßig ihre Stimme gegen Intoleranz, Ausgrenzung und Unrecht zu erheben und dabei einzumahnen, dass der Mangel an Menschlichkeit mit dem Mangel an Kultur und der Geringschätzung von Kunst einhergeht. Ihr Engagement für eine tolerantere Welt spannt sich von international beachteten publizistischen Interventionen bis zur Mitarbeit an Projekten in Stadtteilzentren, Gefängnissen oder Krankenhäusern und ist getragen von der Überzeugung, dass Kunst und Literatur das Leben erhellen und dabei helfen können, den Herausforderungen unserer Welt emphatischer zu begegnen."
Grußbotschaft an kultursinnige Politik
Zugespielt wurden Grußbotschaften heimischer Politiker und Politikerinnen. Aus München kam die Laudatio der Journalistin Sonja Zekri in Form einer kritischen Würdigung. Kennedy erkenne jeweilige Verhältnisse mit dem Instinkt eines Lawinenhundes, so Zekri. Für ebenfalls eingebaute jazzige Intermezzi sorgte das Trio Mario Rom"s Interzone mit Mario Rom (Trompete), Lukas Kranzelbinder (Bass) und Herbert Pirker (Drums).
Gratulation für verdienten Preis
Aus dem Klangraum Krems Minoritenkirche gratulierten Walter Grond, Leiter der Europäischen Literaturtage, und Benedikt Föger, Präsident des Hauptverbands des Österreichischen Buchhandels. Fögers Statement, Kultur sei kein Luxus, sondern begründe die Identität einer Gesellschaft, wurde von Kennedy im folgenden Bildschirm-Gespräch mit Moderatorin Rosie Goldsmith bekräftigt. Den Begriff der Toleranz kommentierte Kennedy mit Vorbehalt: Toleranz sei zu wenig, man sollte einander vielmehr lieben. Denn auch Hass komme immer zurück, und der wirke zerstörerisch. In diesem Sinne war auch der Text gehalten, den die Preisträgerin abschließend las: ein hoffnungsvoller Ausblick auf die Post-Covid-Zeit.
(APA/red)