Mit fast einem halben Jahr Verspätung ist der erste diesjährige Preis der Diagonale 2020 an den besten Kurzdokumentarfilm verliehen worden. Das Jungfilmemacher-Trio Total Refusal, bestehend aus Robin Klengel, Leonhard Müllner und Michael Stumpf (geb. 1985) nahm die Auszeichnung in Form einer goldenen Nuss am Freitagabend in Graz entgegen.
Der 21-minütige, ausschließlich auf der interaktiven Videospiel-Plattform Battlefield V gedrehte Film "How To Disappear" hatte bereits auf der diesjährigen Berlinale für Diskussionen gesorgt, bevor ihn die Diagonale-Jury, am Freitag vertreten durch den extra aus Bamberg angereisten Manfred Koch, zur besten Kurzdoku auserkor.
Der Film setzt sich anhand von teils von den Akteuren des Total-Refusal-Teams gesteuerten, teils von den anderen Spielern unwissend gestalteten, real stattgefundenen Spielsequenzen mit dem Thema Deserteure und Ungehorsam als demokratisches Mittel auseinander. Aus dem Off erzählt eine weibliche Stimme auf Englisch die Geschichte der Desertion in den Kriegen der Vergangenheit bis heute.
Die Akteure im Film verdeutlichen das Erzählte durch absurde, im Spielverlauf nicht vorgesehene Handlungen wie etwa sinnlose Exerzierbewegungen oder den vergeblichen Versuch, zu desertieren oder "Soldaten" der eigenen Spielgruppe hinzurichten und führen damit die Eindimensionalität von "Shooter"-Spielen dem Zuschauer drastisch vor Augen.
Am Ende des Films gelingt es den Akteuren schließlich doch, ihre "Avatare" durch einen digitalen Taschenspielertrick verschwinden zu lassen. Wie das geht, verriet Leonhard Müllner zwar in der auf das Screening folgenden Publikumsdiskussion, der Kniff sei aber im Sinne der Filmemacher, die sich am Freitag als "pseudomarxistisches und pazifistisches Multimediakollektiv" definierten, hier nicht verraten.
Die Diagonale 2020, die sich, der Corona-Pandemie geschuldet, den Beinamen "Die Unvollendete" gab und bisher nur sporadisch und online stattfand, tritt mit der Preisverleihung vom Freitag wieder in die reale Welt. Am 8. September 2020 geht es weiter mit dem nachgeholten Eröffnungsfilm dieses Jahres, "Der schönste Platz auf Erden" und einem Festkonzert im Grazer Musikvereinssaal.
(APA/red)
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