Das Fotomuseum WestLicht beleuchtet in einer neuen Dauerausstellung das Schaffen des Aktionskünstlers Hermann Nitsch aus den Jahren 1963 bis 1984. WestLicht-Gründer Peter Coeln hat die meisten der rund 120 ausgestellten Exponate aus seiner Sammlung beigesteuert. Fotoabzüge, Relikte und Begleitmaterialien dokumentieren die Blütezeit des Wiener Aktionismus. Die meisten Fotos an der Wand sind Neudrucke und wurden eigens für die Ausstellung hergestellt. Das verbessert zwar die Sichtweise auf die Hermann Nitsch Ausstellung im WestLicht, verschleiert jedoch die Machart fehlender Originalmedien. Alles in allem geben die vergrößerten Ansichten einen guten Einblick in die Arbeitsweise des im Jahr 2022 verstorbenen Künstlers und dessen Weggefährten.
Von den frühen Sechzigern über das Orgien Mysterien Theater bis hin zu den Inszenierungen im Schloss Prinzendorf spannt sich der Bogen. Am Beginn waren Fotografie und Cinematographie die bestimmenden Hauptmedien kollaborativen Kunstschaffes. Die teilnehmenden Fotografen und Filmemacher agierten als aktive Akteure am Set von Hermann Nitsch. Ihre Werke sind eine Hinterlassenschaft des multimedialen Ganzen. Während die frühen Fotografien als eigenständige künstlerische Arbeiten betrachtet werden können, haben die Aktionsfotografien der Spätjahre oft nur noch Pressefoto-Charakter. Die Ausstellung im Fotomuseum WestLicht zeigt einen spannenden Mix vorhandener Zeitdokumente und kann von 2. März bis 14. Mai 2023 besucht werden.
Bei der Presseführung gaben die Kuratoren Julia Moebus-Puck und Fabian Knierim erhellende Einblicke in das Schaffen des Aktionskünstlers bis zu seinem Tod. Man erfuhr dabei unter anderem, dass für das Orgien Mysterien Theater die Disziplinen Fotografie und Film ein genauso wichtiger Bestandteil der Performance waren, wie Malerei, Zeichnung, Druckgrafik und Musik.
Mitte der 1960er-Jahre führte Nitsch immer wieder Aktionen durch, deren Inszenierungen auf das fotografische Abbild ausgerichtet waren. Dieser Eindruck bestätigt sich, wenn man die relevanten Fotostrecken aus der Hochblüte des Wiener Aktionismus betrachtet. Unverkennbar ist die künstlerische Partizipation der teilnehmenden Fotografen und Modelle. Insbesondere Franziska Cibulka und Heinz Cibulka. Ihr fotografisches Werk scheint sich von der Vision des Impulsgebers Hermann Nitsch teilweise losgelöst zu haben.
WestLicht-Gründer Peter Coeln zeigt seltene Stücke aus seiner Sammlung, auch wenn Originale aus der Zeit bei der Ausstellung im Fotomuseum WestLicht eher Mangelware sind. Neben einer Auswahl an großformatigen Fotodrucken kann man historische Kontaktabzüge und Filmpositive im Klein- und Mittelformat bestaunen. Künstlerische Prozesse aus der Zeit des Wiener Aktionismus werden ebenso mit Hilfe von Videodokumenten und Plakaten nachvollziehbar gemacht.
Auf den Ausstellungswänden sind Motive von Fotografen wie Ludwig Hoffenreich, Siegfried Klein, Kurt Nievers, Franziska Cibulka und Heinz Cibulka zu sehen. Ihr Arbeiten dokumentieren die Aktionen von Hermann Nitsch im Laufe der Jahre. Darüber hinaus sind Aufnahmen von international namhaften Fotografen ausgestellt, die das Schaffen von und mit Hermann Nitsch aus den Jahren 1963 bis 1984 zeigen. Alle Informationen zu den genauen Öffnungszeiten und Schließtagen gibt es auf der Homepage des in der Westbahnstraße 40, 1070 Wien ansässigen Fotomuseum WestLicht.
(PA/red)
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