Kaum hatte die Bundesregierung die konkreten Lockerungsregeln für den Kulturbereich verkündet, stellten die Traditionshäuser Musikverein und Konzerthaus ein Programm für Juni und Juli auf die Beine. Maximal 100 Personen pro Vorstellung dürfen jeweils bei der Rückkehr der Musiker an ihrem Arbeitsplatz dabei sein. Mit emotionalen Worten und berührenden Musikstücken holte man sich bei erster Gelegenheit ein Stück Freiheit zurück, die in den letzten Monaten abhanden gekommen war.
Im Konzerthaus spielten die Symphoniker gemeinsam mit Starpianist Igor Levit im kleineren Mozart-Saal. Levit hat sich in der Coronakrise als unermüdlicher Musikstreamer und Mahner gegen das Vergessen der Künstler profiliert. Die Rückkehr auf die Bühne vor Publikum bedeutete ihm genauso viel wie den Symphonikern im Konzerthaus. Für eine bittere Note sorgte Edvard Griegs "Aus Holbergs Zeiten" nebst anderen Referenzen, die von einem fachkundigen Publikum erkannt und dankbar aufgenommen wurden.
Im Musikverein machten die Wiener Philharmoniker unter Daniel Barenboim den Auftakt im Goldenen Saal vor verordnungsgemäß maximal 100 Besuchern, wobei man neben Beethovens 5. Symphonie auch Mozart auf das Programm gehoben hat. Bis 27. Juni folgen dann praktisch täglich Konzerte, wobei Daniel Barenboim am 7. und 8. Juni mit Beethoven-Sonaten abermals zu erleben ist.
In beiden Häusern fand mit der Rückkehr der Musiker eine erste direkte Kontaktaufnahme mit ihrem Publikum statt. Dieser Anlass wurde auch genutzt, um Kritik an den Regelungen hervorzubringen. Der Beginn eines neuen Aufbegehrens gegen die fortwährenden Beschränkungen im Kulturbereich zeichnet sich ab.
(red/APA)
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