Der Kulturrat Österreich kritisiert die schleppenden Auszahlungen für von der Coronakrise getroffene Künstler und Kulturschaffende aus den bisher installierten Fonds. Bereits vor fünf Wochen wendete sich der Kulturrat Österreich in einem Offenen Brief an die Bundesregierung. In der Zwischenzeit wurde eine diensthabende Staatssekretärin von Kulturminister Werner Kogler ausgewechselt, aber am Kurs der Regierung hat sich nicht viel geändert. Die Kultur- und Eventbranche wird nach wie vor als Schmuddelkind der Corona-Krise hingestellt, was für das Kunstgeschäft nicht gerade förderlich ist. In Österreich lebende und arbeitende Künstler fordern deshalb Entschädigungen.
“Speisen Sie den Kunst- und Kultursektor nicht mit Almosen ab. Setzen Sie das Versprechen der Regierung, niemanden zurücklassen zu wollen, koste es was es wolle, in die Tat um!” Mit diesen dramatischen Worten stieg die IG Kultur Österreich Anfang Mai in den Ring. Sie ist das Sprachrohr und die Interessenvertretung der freien und autonomen Kulturarbeit in Österreich. Vor allem auf Bundes- und Länderebene setzt sich die IG Kultur Österreich für notwendige gesetzliche Verbesserungen ein. Zuständig wäre Kulturminister Werner Kogler.
Genau in so einer Krisensituation wie jetzt steht nicht nur die Regierungsarbeit, sondern auch der Kulturrat auf dem Prüfstand. Jetzt gilt es zu beweisen, dass man nicht bloss ein aufgeblasener Verwaltungsapparat ist, der Förderungen empfängt, aber im Grunde nicht den Zweck erfüllt, den sich die Künstler und Kulturschaffenden des Landes erwarten. Nun können die Gremiumsmitglieder des Rats beweisen, was sie für ihr Klientel zustande bringen. 10 Interessenvertretungen und Berufsverbände von Kunst- und Kulturschaffenden lassen sich vom Kulturrat Österreich vertreten. Sie haben bisher recht wenig zu sehen bekommen und selbst recht wenig vorzuweisen.
Beim "Schweigemarsch" wird sich zeigen, was die "Interessenvertreter" zu verkünden haben
Das Sprachrohr namens "Kulturrat Österreich" wartet nach wie vor auf den angekündigten Fonds für NPUs; der Überbrückungsfonds für Künstler komme mit Anfang Juli zu spät, erklärte der "Kulturrat" vergangene Woche. Neu gefordert wird ein Neustartfonds. "Nicht generierbare Einnahmen aufgrund von Personenbeschränkungen und Sicherheitsmaßnahmen, aber auch zusätzliche Aufwendungen für Hygienemaßnahmen, Gagen und andere Mehrkosten für Zweitauftritte müssen ersetzt werden", heißt es seitens des Kulturrats, der dafür einen "Neustartfonds" anregt. Auch müssten "nicht generierbare Einnahmen als Folge von Verschiebungen und den noch unabsehbaren Folgewirkungen des globalen Lockdowns" ersetzt werden.
Koproduktionen, Tourneen und transnationale Vernetzung könnten nicht "von heute auf morgen wieder aufgenommen werden", weshalb fest einkalkulierte Einnahmen für die nächste Neuproduktionen fehlen. Geld für Gagen, Personal- und Produktionskosten stünde nicht wie geplant zur Verfügung. Der Covid-19-Fonds (KSVF) für Künstler und Kulturvermittler ist bis jetzt nicht über die "Soforthilfe" von 1.000 Euro hinausgekommen. Der für Vereine essentielle NPO-Fonds (AWS) ist noch immer nicht startklar. Der zuletzt angekündigte neue Fonds zur „Überbrückungsfinanzierung für Künstler*innen“ (SVS) soll im Juli seine Tätigkeit aufnehmen. Nach 100 Tagen Corona-Krise steht fest: Verlässliche und für alle gleichermaßen einfach zugängliche Lösungen, die diese Krise in ihrer gesamten Dimension abdecken, lassen nach wie vor auf sich warten.
"Auch dafür braucht es einen Neustartfonds - mit einer Laufzeit bis mindestens Ende 2021", heißt es. Da der geplante Überbrückungsfonds erst im Juli starte, fordert man bis dahin Auszahlungen aus dem Covid19-Fonds der Künstlersozialversicherung zur Zwischenfinanzierung. Am 1. Juli wird es einen Schweigemarsch geben, an dem Kunst- und Kulturschaffende aller Sparten teilnehmen sollen.
Mehr Informationen über den Künstler Kurt Kopta und dessen Gemälde "Fahnen", das als Ausschnitt im Titelbild des Artikels enthalten ist, auf seiner Website http://kopta-und-bilder.blogspot.co.at/
(APA/red)
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