Den Spitzenplatz auf der Liste der “Besten Songs aller Zeiten” vom Rolling Stone Magazin belegt Aretha Franklin mit dem Titel “Respect”. In der musikalischen Theater-Komödie “Soul Sisters”, die am 14. Februar im Wiener Metropol Premiere feierte, wird das Lied als fulminanter Schlusspunkt gesetzt. Das Stück aus der Feder von Peter Hofbauer und Markus Gull verdient einen Ehrenplatz im hauseigenen Genre “Metropol-Musical”. Großen Anteil am Applaus nach der Premiere hatten die souverän agierenden “Soul Sisters” bestehend aus Carin Filipčić, Claudia Rohnefeld und Dagmar Bernhard. Sie verliehen vertrauten Melodien eine kräftige Stimme und gaben der Vorstadt-Komödie ausreichend Kick. Bei so viel Lady-Power fällt Kritik an der Handlung des Stücks einigermaßen schwer.
Das Fundament des Musicals ist eine Komödie von Metropol-Chef Peter Hofbauer. Gemeinsam mit Peter Gull verband er urtypisches Vorstadt-Theater mit Klassikern der Soul Music zu einem klangvollen Potpourrie. Die Handlung des Stücks widmet sich einem zeitlosen Thema: Erbschaftsstreitigkeiten unter wohlhabenden Menschen des österreichischen Bürgertums. Zwei Schwestern erben ein baufälliges “Schlössl” und wissen nicht so recht, ob sie es behalten oder niederreissen sollen. Alte Beziehungen und neue PartnerInnen tun ihr übriges, um Einfluss auf die entfremdeten Schwestern auszuüben und sich eigene Vorteile zu verschaffen. Der verstorbene Hausherr aus dem Jenseits hat auch ein Wörtchen mitzureden. Eine pragmatische Lösung wird gefunden: Männer mit charakterlichen Schwächen werden ausgetauscht, das Erbe bleibt in Familienhand, die Frauen haben das letzte Wort.
Die gesangliche Leistung der “Soul Sisters” Carin Filipčić, Claudia Rohnefeld und Dagmar Bernhard kann sich hören lassen. Die Originalversionen der gespielten Nummern kann man auf Anhieb nicht so leicht erraten, weil die meisten Texte auf deutsch gesungen werden und Bezug auf die Spielhandlung nehmen. Manchmal klingt die Musik wie ein Soul-Medley, dann wieder nach Disney-Musical. Unverkennbare Pure Soul Klassiker stammen etwa von den Pointer Sisters (I’m so excited), Marvin Gaye & Tammi Terrell (You’re all I need to get by), Sam & Dave (Soul Man), Nutbush City Limits (Ike & Tina Turner) sowie Respect von Aretha Franklin aus der Feder von Otis Redding. Den größten Applaus bei der Premiere im Wiener Metropol gab’s für ein Lied, das auf englisch vorgetragen wurde: Bridge over Troubled Water von Simon & Garfunkel.
Eine Altwiener Komödie lebt gewissermaßen von traditionellen Rollenbildern, schlüpfrigen Witzen und altbackenen Klischees. “Soul Sisters” versucht als Ladypower-Musical eine Brücke in die Moderne zu schlagen. Der Mix aus Black Music und Wiener Dekadenz gelingt streckenweise ganz gut. Die Probleme und Eitelkeiten einer wohlhabenden Oberschicht bestehend aus echten Österreichern (Basti, Dagi, Maria, Willi, etc.) bestimmen die Handlung. Neue Österreicher kommen nicht ins Spiel. Einmal wird ein Marvin (oder Melvin) im Stück genannt, der den Schwestern einen Joint verabreicht hat, als sie noch jung und cool waren. Kritik am Auftritt zweier Tänzerinnen mit schwarzen Langhaar-Perücken kann man gelten lassen oder nicht. Das musikalische Thema hätte eine Besetzung für People of Color durchaus geebnet. Die Story jedoch nicht.
Das Ladypower-Musical aus der Feder von Peter Hofbauer und Markus Gull begeisterte jede Menge prominente Gäste. Zur Soul Sisters Premiere im Wiener Metropol klatschten Werner Auer, Wolfgang Bachmayer, Shlomit Butbul, Edgar Böhm, Christian Deix, Peter Dobcak, Monika Erb, Gerhard Ernst, Werner & Martina Fasslabend, Helmuth F., Ferdinand Fischer, Roman Frankl, Bettina Glatz-Kremsner, Johann Golob, Alfons Haider, Andrea Händler, Eva Billisich, Alexander Jagsch, Heribert Kasper, Helga & Michael Kuhn, Christa Kummer, Magic Christian, Ann Mandrella, Andy Marek, Christine Marek, Markus Richter, Vera Russwurm, Birgit Sarata-Rajer, Harald & Ingeborg Serafin, Herbert Steinböck, Heinz Stlastny, Tamara Trojani & Konstantin Schenk, Josef Winkler, Petra Wrabetz, Adriana Zartl, und viele mehr. Bis zum 18. März 2023 stehen regelmäßig Vorstellungen am Spielplan.
(PA/red)
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