Philharmoniker spielen Infektionsgefahr durch Musik runter
Nur ein geringes Infektionsrisiko geht offenbar durch die Verbreitung von Atemluft von Musikern aus. Der passendere Titel des Artikels wäre somit "Philharmoniker relativieren Infektionsgefahr durch Musikexperiment". Zu diesem Ergebnis kommt laut einem Bericht des "Kurier" (Sonntag-Ausgabe) ein mit den Wiener Philharmonikern durchgeführtes Experiment. Mit bis zu 75 Zentimetern am weitesten entwich eine Atemluft-Wolke aus einer Querflöte. Philharmoniker-Vorstand Daniel Froschauer: "Es ist eine furchtbare Situation für alle. Wir haben uns gefragt: Was könnten wir tun, um in der Situation zu helfen, und nicht nur einzufordern, und Briefe zu schreiben." Das Gesundheitsministerium überlegt sich derweil eine angepasste Strategie anhand der Datenlage. Eine neue Kulturstaatssekretärin als Ersatz für die zurückgetretene Ulrike Lunacek wird bald bekannt gegeben.
Philharmoniker Experiment mit Einsatz
Für die Untersuchung wurde gemessen, wie weit sich die Atemluft beim Spielen verteilt und mit Fotos dokumentiert. Die Musiker ließen sich dafür Sonden in die Nase stecken. Bei den Streichern blieb die Nebenwolke beim Spielen gegenüber dem Atmen im Ruhezustand unverändert. Bei den Bläsern verwirbelte sich die Wolke, blieb aber ähnlich groß. Aus den Öffnungen der Instrumente wiederum entwich "kaum oder nur kaum sichtbares Aerosol" - Ausreißer war eben die Querflöte.
Musiker sind keine Virenschleuder
Daniel Froschauer folgert daraus, "dass es fast unmöglich ist, sich am Pult anzustecken. Auch bei den Blasinstrumenten ist es viel weniger, als man glaubt". Maßnahmen wie die Installierung von Plexiglasscheiben im Graben kämen nicht in Frage: "Wir sind die Wiener Philharmoniker. Wir definieren uns durch außergewöhnliche Leistungen. Die werden für uns sehr schwer, wenn jeder in einer Plastikkajüte sitzt."
Auftritte bei den Salzburger Festspielen
Das Orchester selbst will wenn möglich im Juni wieder aufnehmen, vor allem die Musik für die Balletteinlagen zum Neujahrskonzert. Überlegt werde auch "eine Art Festkonzert ohne Publikum" als Stream. Hoffnungen gebe es auch für Auftritte bei den Salzburger Festspielen und das auf 18. September verlegte Sommernachtskonzert. Ein Problem könnte es laut Geschäftsführer Michael Bladerer aber bei den Abo-Konzerten geben: "Wenn man nur jede zweite Reihe besetzen darf: Wie sollen wir der Hälfte unserer Abonnenten sagen, dass sie jetzt nicht kommen dürfen?" Ein Konzert einfach zwei Mal zu spielen sei wiederum "nicht künstlerisch gedacht".
(APA/red)