Am 29. September 2024 öffnen sich in Österreich wieder die Türen zu vielen historischen Schätzen, wenn der "Tag des Denkmals" über die Bühne geht. Alleine in Wien stehen 54 Programmpunkte zur Verfügung, die unter dem Motto „HAND//WERK gedacht+gemacht“ die unersetzliche Rolle von Restauratoren und traditionellem Handwerk in den Mittelpunkt rücken. Besonders hervorzuheben sind jene Restaurierungen, die das kulturelle Erbe bewahren und gleichzeitig die handwerkliche Meisterschaft demonstrieren. Das Bewusstsein für Denkmalschutz und Denkmalpflege ist über die Jahre gestiegen, sagt Christoph Bazil, Präsident des Bundesdenkmalamtes, bei einem Pressegespräch anlässlich der Aktion, die österreichweit 300 Programmpunkte umfasst und bei freiem Eintritt stattfindet. Im Ahnensaal der Hofburg kamen noch weitere Vertreter in Sachen Denkmalschutz und Denkmalpflege zu Wort und haben dabei ihren Standpunkt sowie Einblicke in die Zusammenarbeit am Tag des Denkmals 2024 geteilt.
Das Bundesdenkmalamt spielt eine zentrale Rolle bei der Koordination und Durchführung des Tags des Denkmals. Seit 1995 organisiert die Behörde diese Veranstaltung, die es tausenden Menschen ermöglicht, die Vielfalt des österreichischen Kulturerbes hautnah zu erleben. Es ist verantwortlich für die Erfassung, Erforschung und den Schutz von Denkmälern und sorgt dafür, dass diese historischen Zeugnisse für zukünftige Generationen erhalten bleiben. Das Bundesdenkmalamt unterstützt Eigentümer von denkmalgeschützten Objekten durch Beratung und begleitet sie bei Restaurierungsprojekten. Dabei arbeitet es im Dialog mit den Eigentümern, um ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Erhalt und Nutzung der Denkmäler zu gewährleisten. Daneben gibt es zahlreiche andere Verantwortungsträger, die eine wichtige Rolle im Gesamtgefüge ausüben. Durch den Tag des Denkmals bieten sie allen Besuchern die Möglichkeit, einen tieferen Einblick in die Bedeutung und Herausforderungen der Denkmalpflege zu gewinnen.
Ohne die Fachkompetenz und das traditionelle Wissen der Restauratoren wäre die Denkmalpflege in ihrer heutigen Form undenkbar. Ihre Arbeit geht weit über die bloße Erhaltung hinaus – sie ist ein Balanceakt zwischen Bewahrung der historischen Authentizität und der Anpassung an moderne Anforderungen. Das benötige Wissen und die intensive Recherche werden manchmal unterschätzt. Susanne Beseler, Präsidentin des Berufsverbandes österreichischer Restauratorinnen und Restauratoren, wünscht sich etwas mehr Wertschätzung für den Beruf. Sie ortet eine oft missverständliche Interpretation des Begriffs Restaurator. Die Seele eines Denkmals zu bewahren und gleichzeitig dafür zu sorgen, es für kommende Generationen zu bewahren, erfordert viel wissenschaftliche Arbeit, die sich vom Handwerk abgrenzt.
Das Ziegelwerk Nicoloso Pottenbrunn zeigt eindrucksvoll, wie traditionelles Handwerk in der Denkmalpflege zum Einsatz kommt. Der Betrieb stellt handgeformte Ziegel her, die in denkmalgeschützten Gebäuden verbaut werden. „Unsere Ziegel entstehen noch immer in handwerklicher Fertigung und werden in einem 150 Jahre alten Ringofen gebrannt“, erklärt Inhaberin Monica Nicoloso. Diese Art der Produktion gewährleistet nicht nur die Authentizität der Bauwerke, sondern trägt auch zur nachhaltigen Nutzung vorhandener Ressourcen bei. Der Stellenwert des Handwerks in der Denkmalpflege und der nachhaltige Nutzen kommt in diesem Beispiel sehr gut zum Vorschein.
In Wien erwartet die Besucher ein Termin mit einem abwechslungsreichen Programm, das die Vielfalt des kulturellen Erbes der Stadt in den Mittelpunkt stellt. Überall öffnen historische Gebäude und Denkmäler ihre Türen und bieten exklusive Einblicke in ihre Geschichte und Bedeutung. Die Programmpunkte am 29. September 2024 umfassen Führungen, Vorträge und interaktive Workshops, die es den Teilnehmern ermöglichen, das traditionelle Handwerk und die Denkmalpflege hautnah zu erleben. Experten aus verschiedenen Fachrichtungen zeigen, wie Restaurierungen durchgeführt werden und wie wichtig es ist, das kulturelle Erbe für kommende Generationen zu bewahren. Alle Programmorte am Tag des Denkmals in Wien finden sich unter diesem Link.
Bemerkenswert ist das Palais Springer-Rothschild im 3. Bezirk, das derzeit für den Complexity Science Hub Wien adaptiert wird. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei der Restaurierung der repräsentativen Oberflächen, wie den Terrazzoböden und Holzvertäfelungen. Besucher haben die seltene Gelegenheit, während der laufenden Bauarbeiten einen Blick hinter die Kulissen zu werfen.
Ein Beispiel für die erfolgreiche Verbindung von Tradition und Moderne ist das Casino Zögernitz im 19. Bezirk. Das historische Gebäude, einst ein kulturelles Zentrum für die Wiener Gesellschaft, erstrahlt nach aufwändiger Restaurierung in neuem Glanz. Der originale Strauss-Saal, in dem die Mitglieder der berühmten Familie Strauss auftraten, wurde von späteren baulichen Veränderungen befreit und zeigt nun wieder die ursprünglichen Fresken.
Nicht zu vergessen ist die Ballonhalle im Arsenal, ein denkmalgeschütztes Militärgebäude, das zu einem neuen Standort für die Akademie der bildenden Künste Wien umgebaut wird. Die Führungen bieten Einblicke in das beeindruckende Bauwerk im ursprünglichen Zustand, bevor die Adaptierungsarbeiten beginnen.
Historische Gebäude mögen auf den ersten Blick energetisch weniger effizient erscheinen und höhere Kosten für Renovierungen verursachen, doch in einer gesamtökologischen Bilanz schneiden sie oft besser ab. Diese Perspektive betont Elias Molitschnig, Leiter für Denkmalschutz im Kunstministerium. Ein Grund liegt in der bereits investierten grauen Energie, die in den Materialien und der Bauweise dieser Gebäude steckt. Diese Substanz zu bewahren, vermeidet den massiven Energieaufwand und die CO2-Emissionen, die bei Neubauten entstehen würden. Zudem tragen historisch angepasste Sanierungen zur Verlängerung der Lebensdauer von Gebäuden bei, was langfristig nachhaltiger ist.
Dabei geht es nicht nur um die Erhaltung der Bausubstanz, sondern auch um die Bewahrung der "Goldenen Energie" – der Erinnerungen und Emotionen, die in diesen historischen Gebäuden stecken. Wolfgang Salcher, Landeskonservator für Wien, hebt diesen Aspekt besonders hervor. Historische Gebäude sind nicht nur Zeugen vergangener Epochen, sie sind auch Träger von Erinnerungen, die durch sorgfältige Restaurierung erhalten bleiben.
Der Denkmalschutz in Österreich beruht auf einem umfassenden, gesetzlichen Rahmen, der sowohl private als auch öffentliche Eigentümer gleichermaßen verpflichtet. „Ein Drittel aller geschützten Denkmale ist in privatem Besitz, vom alten Bauernhaus bis hin zu großen Immobiliengesellschaften,“ erklärt Christoph Bazil, Präsident des Bundesdenkmalamtes. „Für alle gelten die gleichen Regeln. Wir schauen uns an, welche Bedeutung das Gebäude hat, wo es Potenzial für Veränderungen gibt, was sind die Anforderungen, und sind die Anforderungen auch gerechtfertigt.“
Manchmal kollidieren die Interessen und man findet keinen grünen Zweig. Bazil betont die Wichtigkeit einer guten Zusammenarbeit mit allen Eigentümern denkmalgeschützter Objekte, auch wenn bei einigen der Kooperationswille fehlt. „Das Denkmalschutzgesetz gibt uns die Möglichkeit, einen Zutritt zu verlangen. Natürlich versuchen wir möglichst im Konsens und im gegenseitigen Verständnis mit den Eigentümern zu arbeiten, aber wir sind Bundesbehörde und als Behörde haben wir natürlich auch die Instrumente des Verwaltungsrechts.“
Der Tag des Denkmals 2024 bietet eine seltene und mitunter einmalige Gelegenheit, die Vielfalt und Geschichte Österreichs an außergewöhnlichen Orten zu entdecken. In Wien sind einige Führungen sehr beliebt und schnell ausgebucht, wie jene durch das Gebäude der Französischen Botschaft. Eine rechtzeitige Anmeldung wird daher dringend empfohlen. Das vollständige Programm mit allen Details sowie umfassende Informationen zum Tag des Denkmals und zu Denkmalschutz sowie der Denkmalpflege gibt es online auf der Webseite www.tagdesdenkmals.at.
(PA/key)
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