Rund 30 Millionen Zuschauer werden das Neujahrskonzert am 1. Jänner auf den Bildschirmen in aller Welt verfolgen. Riccardo Muti, Dirigent des Neujahrskonzerts der Wiener Philharmoniker 2021, hat seine Bedenken angesichts eines bevorstehenden Events ohne Zuschauer nochmals unterstrichen. Ein Konzert ohne klatschendes Publikum sei für den Dirigenten, der heuer seinen 80. Geburtstag feiert, nur schwer vorstellbar. Ganz auf Applaus müssen die Philharmoniker jedoch gar nicht verzichten. 20 Lautsprecher übertragen interaktive Ovationen aus den Wohnzimmern von Usern im Netz. Das Prinzip erscheint Riccardo Muti dennoch kritikwürdig. Auch die Lage der Kultur in seiner Heimat Italien lässt den Jubilar verzweifeln.
Eine Absage der Veranstaltung sei nie im Raum gestanden. “Es wäre international unmöglich, das Konzert nicht zu machen”, sagte Philharmoniker-Vorstand Daniel Froschauer. “Das Konzert ist für mich eine Botschaft in die Welt.” Auch das bereits im Februar fixierte Programm, das heuer stark auf die Strauß-Dynastie fokussiert, blieb unangetastet. “Wir können da jetzt auch nichts mehr ändern”, verwies Froschauer Anfang Dezember auf die lange Vorbereitung mit Dirigent Riccardo Muti.
Muti hofft weiterhin, dass zumindest eine beschränkte Zahl zugelassen beim Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker am 1. Jänner wird. "Strauß ohne Zuschauer zu spielen, ist fast pervers", wurde der Maestro von der italienischen Nachrichtenagentur Ansa zitiert. Seine größte Sorge sei es, dass sich die Zuschauer in diesen Monaten der Pandemie daran gewöhnen könnten, auf Theater und Livekonzerte zu verzichten. Zugleich macht sich der Dirigent auch Sorgen um die Zukunft der Kultur in Italien. "Bei uns gibt es ganze Regionen ohne Theater. Wir haben viele gute Musiker, aber wenige Orchester. In anderen Ländern ist es nicht so", erklärte Muti.
"In Deutschland werden Theater gebaut, in Seoul zählt man 18 Orchester. Während man in China, Korea, Japan und Taiwan die Bedeutung der Musik für die Bildung einer Gesellschaft begriffen hat, werden in Italien Theater geschlossen", klagte der Maestro. Zwar seien die Scala, das Florentiner Opernhaus "Maggio musicale fiorentino" und die römische Oper wichtig, das Land benötige jedoch ein Netz kleiner Theater und Orchester. "Die Lage ist in Italien ernst. Bevor ich sterbe, hoffe ich, dass sich in Italien etwas bewegt", sagte der 79-Jährige.
(APA/red)
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