Bereits zum fünften Mal wurde Ursula Strauss mit der Romy Trophäe ausgezeichnet, aber in keinem Jahr schien ihr dieser Preis soviel bedeutet zu haben wie heuer. Die Romy Gewinner 2020 zeigten sich allesamt überrascht und zu Tränen gerührt in der vom ORF produzierten Show, die Samstagabend statt der abgesagten Hofburg-Gala gezeigt wurde. Weil das traditionelle Societyevent wegen der Coronakrise nicht stattfinden konnte, wurden die Träger der prestigeträchtigen Film- und Fernsehpreise im Rahmen einer für das Fernsehen konzipierten Überraschungsshow präsentiert.
Ein bisschen gemein kam Andi Knoll in der Romy-Show schon manchmal rüber. Genauso ließ die Endmontage durch die ORF-Redaktion manche Längen zu und kürzte dafür an anderen Stellen. Der Überraschungsbesuch von Andi Knoll im Smoking hätte manchen Preisträgern einen Hinweis liefern können, was auf sie zukommt. Aber so berechnend und falsch sind nunmal die Schauspieler und Schauspielerinnen nicht, wie sie in ihren Rollen oft glaubhaft vorspielen. Dass Andi Knoll Ursula Strauss zum Fake-Interview lockte, um ihr dann per Drohne die Romy vom Himmel zu holen, hat die Schauspielerin zu Tränen gerührt. Als Fernsehzuschauer konnte man bemerken, wie sehr der Schauspielerin ihr Beruf fehlt und wie stark die Selbstzweifel in den letzten Wochen gewachsen waren.
Einen besonders witzigen Video-Ausschnitt lieferten Fritz Karl und Schauspielerin Elena Uhlig mit einem intimen Einblick in ihr Ehe- und Berufsleben. Nach einer langen Vorrede von Uhlig, die Fritz Karl sprachlos vor der Webcam mitverfolgte, kam seine Gattin dann doch auf den Punkt und ließ die Bombe platzen, sinngemäß: "Es geht weiter mit der Karriere, du bekommst eine Romy." Dass die Bildregie diesen Moment etwas zu lang auskostete, mag an der großzügigen Sendezeit gelegen haben, die der Show mit Andi Knoll eingeräumt wurde. Ein schöner Moment, der die komisch-tragische Situation in der sich die Schauspielerinnen und Schauspieler befinden perfekt in Szene setzte. "Ist das echt?" fragte Fritz Karl, als ihm Elena Uhlig wortreich in der eigenen Wohnung die zweite goldene Romy seiner Karriere überreichte.
Via Skype überreichte Andi Knoll der Wienerin Noelia Chirazi ihren Preis als bester weibliche Nachwuchs. Für ihre Darstellung einer aufmüpfigen, jungen Muslimin im Austro-Thriller „Wiener Blut“ bekam sie eine Romy in der Kategorie „Beste Nachwuchsdarstellerin“. Beim Videotelefonat war die Jungschauspielerin ausser sich vor Freude. "Wow, damit hätte ich jetzt eigentlich nicht gerechnet", meinte die 18-Jährige beim Interview. Einen Freudentanz spendierte Chriazi daraufhin, den Andi Knoll schlagfertig goutierte: "Das nenn ich einen Freudentanz":
Der Quotenhit stammt aus der Feder von Martin Ambrosch, Regie führte Barbara Eder. Produziert wurde „Wiener Blut“ von Bettina Kuhn und Heinrich Ambrosch. Der Film ist eine Koproduktion von SATEL Film mit ORF und ZDF, gefördert vom Fernsehfonds Austria und Filmfonds Wien. Bis zu 807.000 Zuseher fieberten bei der Erstausstrahlung auf ORF2 im Oktober 2019 mit den DarstellerInnen mit.
Regisseurin Barbara Eder freut sich mit Romy Gewinnerin Noelia Chirazi über die Auszeichnung für ihre Rolle in "Wiener Blut": "Das Thema Migration ist und bleibt gesellschaftsrelevant - auch wenn es kurzfristig von ,systemrelevant` abgelöst scheint. Es freut mich sehr, dass die Jüngste im Kreis der herausragenden Schauspielerinnen, Noelia Chirazi, für ihre Darstellung der Aline die Romy bekommen hat. Sie ist eine Entdeckung und hat durch ihre eigene Geschichte und ihr Können Authentizität in die Figur gebracht. Was soll man sagen, erster Film, erste Romy!“, so Eder.
Nachtkritik: Im Corona-Jahr ist alles anders und man könnte schnell erdachten Showkonzepten großzügig nachsehen, wenn das Ergebnis nicht nur positive Signale aussendet. Ein schaler Nachgeschmack bleibt auch am Tag nach der Erstausstrahlung. Die emotionalen Reaktionen der GewinnerInnen zu beobachten, teils überspielt und in Summe kritiklos gegenüber den Maßnahmen, die von der Regierung über die Schauspielerzunft und die Filmbranche verhängt wurden, machen stutzig. Wenn man sich an die vielen unverhohlenen Kritikäußerungen bei vergangenen Live-Romy-Events zurückerinnert, mutet das Stillschweigen in dieser Fernsehshow recht bizarr an. Man kann es nur als Vorgeschmack dessen interpretieren, was die neue Normalität verspricht: Ein Maulkorb für Künstler. Dazu passt auch ein Showkonzept, das sich von selbst entlarvt. Fake-Interviews vom ORF-Moderator als Stilelement einzusetzen, um über eine gebeutelte Kulturbranche zu berichten, hat einen zynischen Touch. Wenn die Kurier-Chefredakteurin auf Sendung beteuert, sie wolle nächstes Jahr wieder Menschen umarmen und zurück zur "Alten Normalität", kennt man nun zumindest ihren Zeitplan für das Ende der Coronagefahr.
Auf der ORF-TVthek wird die „Romy 2020“-Sendung weltweit als Live-Stream und nach der TV-Ausstrahlung für sieben Tage als Video-on-Demand verfügbar sein.
(red)
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