Ein "steirischer herbst" scheint vorüber gegangen zu sein. Intendantin Ekaterina Degot kündigte zwar eine Verlängerung an, zog aber jetzt schon Bilanz. "Wir haben mit dem kompletten Umdeuten den Nerv der Zeit getroffen", gab Intendantin Ekaterina Degot am Freitag, zwei Tage vor dem offiziellen Ende, im Rahmen einer Pressekonferenz zum Thema "steirischer herbst - "Resümee" in Graz bekannt. Das Grazer Festival, das als "Paranoia TV" großteils virtuell stattfand, verzeichnete laut Degot großen Zuspruch. Der Fokus lag mit 55 Auftragsarbeiten von über 50 Kunstschaffenden auch heuer auf Neu- und Eigenproduktionen, hieß es anlässlich der Abschluss-Pressekonferenz.
"Wir haben die Künstler*innen darum gebeten, Arbeiten zu entwickeln, die sowohl in einer Zeit des Lockdowns, als auch in einer wie auch immer gearteten ‚Normalität‘, als auch dazwischen funktionieren können“, sagte Ekaterina Degot Ende August über das heurige Programm. Das Kulturfestival "steirischer herbst" musste heuer ab März wegen der Einschränkungen durch Corona-Maßnahmen sein Programm komplett ändern und weitgehend auf andere Formate ausweichen. "Wir haben wichtige neue Genres und hybride Formen entdeckt", zeigte Degot die positive Seite der Änderungen auf. Entstanden ist der fiktive Medienkonzern "Paranoia TV", der Talkshows, Serien, Filme und Online-Spiele anbot. Rund 25.000 Besucher aus 117 Ländern haben 65.863 Mal darauf zugegriffen, ließ Intendantin Ekaterina Degot die Medienvertreter wissen.
Auch die Livestreams und deren Aufzeichnungen auf Facebook erfreuten sich großer Beliebtheit, ungefähr 11.500 Menschen sahen sich diese Arbeiten an. Die "künstlerischen Interventionen und Installationen" wie Akinbode Akinbiyis Fotoautomat wurden von 8.000 Interessierten besucht. Aber auch das Parallelprogramm wie das Literaturfestival "Out of Joint" im Grazer Literaturhaus brachte es auf mehr als 20.000 Zuschauer.
Aufgrund des großen Erfolges von "Paranoia TV" wurde beschlossen, die App und die Website bis 31. Dezember zu betreiben. Die Inhalte werden dann insgesamt 100 Tage lang abrufbar gewesen sein. Danach wird wohl alles gelöscht. Der "Fotoautomat" wird weiter in Funktion bleiben, jedoch nicht in Graz, sondern in Berlin bei Savvy Contemporary. In Graz haben rund 3.000 Personen ein Foto von sich kombiniert mit Stadtbildern ausdrucken lassen.
In einigen Monaten soll eine Publikation erscheinen, die sich vertiefend mit den Festivalthemen auseinandersetzt. Der Band bringt philosophische, historische und künstlerische Texte, die dafür in Auftrag gegeben wurden. In welcher Form das nächste Festival geplant wird, konnte Ekaterina Degot am Freitag noch nicht sagen. Fest steht, dass es von 23. September bis 17. Oktober 2021 stattfinden wird.
(APA/red)
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