Starke Ansprache von Riccardo Muti beim Neujahrskonzert
Die Wiener Philharmoniker spielten ihr traditionelles Neujahrskonzert, das heuer in 90 Länder übertragen wurde, souverän im Goldenen Saal des Wiener Musikvereins und sendeten eine starke Botschaft in die Welt. Bereits zum sechsten Mal stand Riccardo Muti am Neujahrspult. Aufgrund der Pandemie-Bestimmungen fand das Konzert diesmal ohne Live-Publikum statt. Dafür waren umso mehr ORF-Kameras im Einsatz, um das Spiel der Philharmoniker im leeren Saal zu dokumentieren. Die Tanzeinlagen steuerte das Wiener Staatsballett bei in einer Choreographie von José Carlos Martínez und in Kostümen von Christian Lacroix bei. Dirigent Riccardo Muti ging in seiner Ansprache beim Wiener Neujahrskonzert 2021 auf die dringende Notwendigkeit von Kultur für die Jugend ein und richtete einen Appell an die Staatsoberhäupter der Welt.
Muti verbeugt sich vor leeren Rängen
Den Auftakt machte Franz von Suppe, danach erklangen Nummern von Carl Zeller, Karl Millöcker, Karl Komzak Josef Strauß und Johann Strauß (Vater). Der virtuelle Applaus wurde in der Übertragung des ORF wenig zum Einsatz gebracht. Vor den traditionellen Zugaben Donauwalzer und Radetzkymarsch gab Dirigent Riccardo Muti eine Neujahrsansprache, in der er einen flammenden Appell an die Staatsführer und Regierenden richtete. Muti sorgt sich um die Kultur, aber auch um die Jugend, die er gefährdet sieht. Schon bei den Proben zum Wiener Neujahrskonzert äußerte sich der italienische Dirigent, der heuer seinen 80. Geburtstag feiert, besorgt um den Zustand der Kultur.
Ansprache von Muti beim Neujahrskonzert 2021
Riccardo Muti hielt seine Ansprache auf Englisch. Übersetzung auf Deutsch:
"Es war ein schwieriges Jahr, eigentlich ein schreckliches Jahr. Aber wir sind immer noch hier und glauben an die Botschaft der Musik. Musiker haben als Waffen nur Blumen, keine Dinge, die töten. Wir bringen Freude, Hoffnung, Friedensbruderschaft, Liebe mit großem L. Musik ist wichtig, nicht weil sie Unterhaltung ist. Oft sehen wir, dass Musik als Unterhaltung gesehen wird. Musik ist nicht nur ein Beruf, sie ist eine Mission, deshalb machen wir diese Arbeit. Mission für was? Um die Gesellschaft besser zu machen. Um an eine neue Generation zu denken, die in einem ganzen Jahr dem tiefen Denken beraubt wurde, die die ganze Zeit an Gesundheit denkt. Gesundheit ist das Wichtigste, aber auch die Gesundheit des Geistes. Und die Musik hilft. Meine Botschaft an die Gouverneure, Präsidenten und Premierminister überall in jedem Teil der Welt: Betrachten Sie Kultur immer als eines der Hauptelemente, um in Zukunft eine bessere Gesellschaft zu haben".
Sicherheitskonzept für Kulturveranstaltungen
Das Orchester arbeitete schon im Vorfeld mit einer strengen täglichen Teststrategie, abseits der Bühne werden stets FFP2-Masken getragen, dazu wurde das detaillierte Präventionskonzept des Musikvereins und des ORF angewandt. "Wir nehmen diese Maßnahmen auf uns, weil wir es als großes Privileg empfinden, spielen zu dürfen", so Philharmoniker-Vorstand Daniel Froschauer im Vorfeld. Muti hoffte inständig, dass zumindest eine beschränkte Zahl zugelassen beim Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker dabei sein könne, was schlußendlich nicht gelang. “Strauß ohne Zuschauer zu spielen, ist fast pervers”, wurde der Maestro zuvor von der italienischen Nachrichtenagentur Ansa zitiert.
Neujahrskonzert 2022 bereits geplant
Daniel Barenboim wird 2022 das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker im Musikverein dirigieren. Das gab das Orchester am heutigen Freitag gegenüber der APA bekannt. Damit setzt man nach Routinier Riccardo Muti, der heuer bereits auf seinen sechsten Einsatz am Neujahrskonzertpult kam, auf einen ebenfalls erfahrenen Dirigenten. So wird der Auftritt von Barenboim am 1. Jänner 2022 sein drittes Engagement für das Neujahrskonzert nach 2009 und 2014 werden.
(APA/red)