Verena Altenberger wird neue Buhlschaft in Jedermann
Lars Eidinger und Verena Altenberger sind das neue Traumpaar der Salzburger Festspiele: Eidinger wird im verlängerten Jubiläumsjahr 2021 die Rolle des "Jedermann" beim Spiel am Domplatz übernehmen, wie die Festspiele am Freitag in einer Aussendung ankündigten. Der 44-jährige Berliner folgt damit auf Tobias Moretti, der bereits angekündigt hatte, heuer das letzte Mal den reichen Mann gespielt zu haben.
Altenberger und Eidinger in Jedermann
Auch an der Seite des Jedermanns im gleichnamigen Drama von Hugo von Hofmannsthal gibt es einen Wechsel: Film- und TV-Star Verena Altenberger wird die neue Buhlschaft der Festspiele werden. Die 33-jährige Salzburgerin ersetzt damit Caroline Peters, welche die ebenso legendär kurze wie viel beachtete Rolle heuer erstmals interpretiert hatte. Und das bleibt beileibe nicht die einzige Neubesetzung für den "Jedermann" in der Inszenierung von Michael Sturminger, die kommendes Jahr grundsätzlich bestehen bleibt. Laut Schauspielchefin Bettina Hering solle sie aber weiterentwickelt werden. Unverändert bleiben mit Renate Martin und Andreas Donhauser auch die beiden Ausstatter.
Neue Rollenbesetzung
Neben den beiden so bekannten Rollen krempeln die Festspiele dafür im kommenden Jahr aber auch das übrige Ensemble des "Jedermann" gehörig um. So übernimmt Edith Clever, die zuletzt vier Jahre Jedermanns Mutter gespielt hatte, von Peter Lohmeyer kommenden Sommer die Rolle des Tod. Clever spielte wie Eidinger viele Jahre an der Berliner Schaubühne.
Neue Mutter des Titelhelden wird Angela Winkler. Mavie Hörbiger, die "Werke" der vergangenen vier Jahren, wird im kommenden Sommer als Teufel zu sehen sein, der damit zum ersten Mal weiblich wird. Keine Umbesetzung wird es hingegen beim Vetternpaar geben, das auch im kommenden Festspielsommer Gustav Peter Wöhler und Tino Hillebrand geben werden.
Interview mit Verena Altenberger
Ich konnte es erstmal gar nicht glauben und musste ein paar Mal bei meinem Agenten nachfragen, ob er sich nicht verhört habe, und ob er sich wirklich sicher sei…
Ja.
Mir ist das herzlich egal, ob eine Rolle stundenlang an der Rampe monologisiert, ob sie zwei Minuten auf einem Bildschirm auftaucht oder einen epochalen Kinofilm trägt. Durch intensive Vorbereitung und durch Einfühlen werde ich zur Expertin für eine Rolle, sie wird mein absoluter Mittelpunkt. Und als diesen trage ich sie in ihre Welt, in die Inszenierung, in der sie zu leben anfängt und mehr oder weniger Raum einnimmt. Die Buhlschaft zu spielen und damit auch den magischen Festspielsommer in Salzburg direkt in dessen Epizentrum zu erleben, ist ein Kindheitstraum von mir. Und der geht jetzt in Erfüllung – das macht einen großen Teil des Reizes für mich aus.
Mich interessiert das emanzipatorische Erwachen dieser jungen Frau. Ich meine, da ist eine Frau, die ihren Partner liebt, oder zumindest das empfindet, was sie als Liebe bezeichnet. Und dann merkt diese Frau – Hoppla – meine Liebe reicht anscheinend nicht bis in die Unendlichkeit. Ist es dann Liebe? Und wenn es nicht die reine und wahre Liebe ist, zu der der Mensch fähig ist – wodurch wird sie getrübt? Wo bestehen Machtverhältnisse zwischen den Partnern? Und sind es womöglich diese Machtgefälle, die eine Liebe auf Augenhöhe unmöglich machen? Mich interessiert auch, wie es – nachdem der Bruch stattgefunden hat – für die junge Frau weitergeht: Hat sie die Chance sich jetzt neu zu erfinden, sich überhaupt zu finden, unabhängig von einem Mann, als eigenständiges Individuum; was möchte sie jetzt? Leidet sie nun Qualen ohne ihren Mann oder wird sie jetzt Vorstandschefin oder passiert beides gleichzeitig? Und natürlich assoziiere ich auch die Erotik und die Verführung mit der Buhle, aber ich lese sie womöglich etwas anders. Vorausgesetzt, wir denken ein Machtgefälle – der Mann ist etwas älter als sie, reicher, mehr angekommen in der Gesellschaft; sie fühlt sich ihm vielleicht auch intellektuell unterlegen – da bleibt der Frau die Verführung als jener Bereich, in dem sie dem Mann ebenbürtig ist, in dem in dem sie es mit ihm aufnehmen kann, in dem sie ihn womöglich überragt.
Salzburger Festspiele 2021
Eine ganze Reihe von Rollen wird dagegen mit "Jedermann"-Neulingen an der Salzach besetzt: Anton Spieker wird als Jedermanns guter Gesell seinen Einstand geben, Jörg Ratjen wird zum ersten Mal als armer Nachbar zu sehen sein, Mirco Kreibich übernimmt gleich zwei Partien, nämlich den Schuldknecht und den Mammon. An seiner Seite als Schuldknechts Weib steht mit Anna Rieser eine weitere Salzburgerin. Die Werke werden nächstes Jahr vom gesamten Ensemble verkörpert, und Kathleen Morgeneyer wird den Glauben spielen.
"Aus dem Ensemble 013 wird das Ensemble 021, entsprechend der Jahreszahl dieser bevorstehenden Weiterentwicklung des Jedermann. Mit einer anderen musikalischen Besetzung interpretiert die Live-Band unter der Leitung von Robert Kainar die vielfach neuen Kompositionen von Wolfgang Mitterer", kündigte Schauspiel-Chefin Bettina Hering in der Aussendung an.
(APA/red)