Die Festrede anlässlich des Internationalen Brucknerfestes Linz von 4. September bis 11. Oktober wird die in Somalia geborene Menschenrechtsaktivistin Waris Dirie halten. Das heurige Programm steht unter dem Motto "Kontroverse - Bruckner und seine Zeit(genossen)", teilte die Brucknerhaus Geschäftsführung mit. Die Festrednerin stammt aus einer muslimischen, zur Ethnie der Somali gehörenden Nomadenfamilie, die ihr Land als junges Mädchen verließ, um einer Zwangsheirat zu entgehen. Das musikalische Motto des Brucknerfest Linz bietet keine schlüssige Erklärung für ihr Engagement, aber möglicherweise gibt es einen politischen Grund.
Über einen Onkel Waris fand Waris Dirie Zuflucht in London, wo sie eine neue Heimat fand. Mit 18 Jahren änderte sich ihr Leben schlagartig, als sie vom englischen Fotografen Terence Donovan entdeckt wurde. Er fotografierte sie gemeinsam mit dem damals (1987) ebenfalls noch unbekannten Model Naomi Campbell für die Titelseite des Pirelli-Kalenders. Dirie wurde über Nacht zum hoch bezahlten Topmodel und blieb es viele Jahre. Ihr Bild erschien am Cover der Zeitschrift Vogue und zahlreichen anderen Hochglanz-Magazinen.
1998 veröffentlichte Dirie mit der Autorin Cathleen Miller ihr berühmtes Buch "Wüstenblume", in dem sie unter anderem von ihrer radikalen Beschneidung als Kind in Somalia erzählt. Durch ihre Berühmtheit schaffte sie es, auf dieses Thema weltweit aufmerksam zu machen. 1999 erhielt Waris Dirie den Afrika-Preis der Deutschen Bundesregierung für ihre Verdienste um die Rechte afrikanischer Frauen. Waris Dirie war schon viele Male in Österreich zu Gast, um auf ihr humanitäres Engagement hinzuweisen. Der Stoff aus ihrem berühmten Buch wurde kürzlich in St. Gallen, Schweiz als Wüstenblume Musical produziert und aufgeführt.
Die planvolle Gegenüberstellung von Werken Bruckners und denen seiner Zeitgenossen, soll den Disput zwischen „Neutönern“ und „Akademikern“ aus jener Zeit deutlich machen. Wie ein roter Faden zieht sich dabei eine Reihe von Konzerten durch das Festivalprogramm, in denen Kompositionen von Anton Bruckner unmittelbar mit den Werken seines vermeintlichen Antipoden Johannes Brahms konfrontiert werden.
Das Corona-Musterbundesland Oberösterreich macht das Brucknerfest steril und wird deshalb Aufführungen nur im Großen Saal des Brucknerhauses stattfinden lassen. Nur wer seine Personalien bekannt gibt, darf hinein. Mit nur 400 statt 1.400 möglichen Besuchern, ohne Pausen und mit gestaffeltem Einlass, steht dem musikalischen Vergnügen nichts mehr im Weg. Bis auf die Angst, um die Sicherheit seiner "Kontakte", denn sollte ein Covid-19 Fall auftreten, werden alle Besucher zum Coronatest gebeten.
Die Vorführungen sollen nur eine Stunde dauern, dafür zweimal gespielt werden.
(APA/red)
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