Die Ergebnisse zweier Forschungsprojekte zum Leben und Werk von Leopoldine "Poldi" Wojtek liegen auf den Tisch. Sowohl Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler als auch Intendant Markus Hinterhäuser sprachen sich bei der Präsentation für eine Beibehaltung des von ihr gemachten Logos aus. Zur Diskussion wurde es von der Kunstinitiative "Memory Gaps - Erinnerungslücken" gestellt. An ihrem Markenzeichen, dem Salzburger Festspiele Logo, wollten die Salzburger Festspiele ob der längt bekannten Erkenntnisse über den abstoßenden Charakter von Wojtek ohnehin nicht rütteln. “Wir glauben, dass es keinen Grund gibt, dieses künstlerisch zeitlos gültige Logo zu ersetzen”, sagte Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler schon im August.
Wojtek hat 1928 das bis heute gültige Festspiel-Logo gestaltet, sie gilt gleichzeitig aber als spätere Profiteurin des NS-Regimes. "Es ist ein sehr gutes, zeitloses Logo", hielt Rabl-Stadler nach den Ausführungen von Zeithistoriker Oliver Rathkolb und der Designhistorikerin Anita Kern fest. Es habe sich in beiden Studien gezeigt, dass es keine Verbindung des Salzburger Festspiele Logos zum NS-Regime gibt, wenn Wojtek sich auch zehn Jahre später - in ästhetisch stark veränderter Form - dem Nationalsozialismus angedient habe. Hinterhäuser lobte die "profunde Einordnung" durch die beiden Studien und unterstrich, dass man sich "viele, viele Gedanken über den Umgang mit dem Logo" gemacht habe.
Wie Rathkolb ausführte, war Wojtek von 1932 bis 1941 mit dem Kunsthistoriker und SS-Offizier Kajetan Mühlmann verheiratet, der maßgeblich am Kunstraub der Nationalsozialisten in Europa beteiligt war. Der gebürtige Pinzgauer und Ehemann von Leopoldine Wojtek war ab Mitte der 1920er-Jahre bei den Festspielen im Bereich der Werbung tätig und soll seiner "Poldi" zahlreiche Aufträge verschafft haben. Auch der Vater der Grafikerin (1903-1978), Josef Wojtek, trat im Zusammenhang mit Arisierungen und NS-Enteignungen in Erscheinung. Er war als Beamter für konfiszierte Repräsentationsgebäude in Salzburg zuständig. 1938 wurde er etwa zum kommissarischen Leiter des Schlosses Leopoldskron bestellt, nachdem der Festspielgründer der Salzburger Festspiele, Max Reinhardt enteignet worden war. 1943 schenkte er seiner Tochter das von ihm erworbene arisierte Atelierhaus der Malerin Helene von Taussig. Diese wurde 1942 nach Polen deportiert und dort ermordet.
Bei seinen Recherchen im Archiv der Kunstgewerbeschule ist Rathkolb auf den Umstand gestoßen, dass Wojtek den damals ausgeschriebenen Wettbewerb zu einem Plakat ursprünglich gar nicht gewonnen hatte, vielmehr war ein Hanns Köhler erstgereiht. Der schuf später die international berühmt gewordene Karikatur der Verhandlungen zum österreichischen Staatsvertrag, bei dem der österreichische Außenminister Leopold Figl dem von weinenden sowjetischen Delegationsmitliedern umgebenen, Zither spielenden und singenden Bundeskanzler Julius Raab einflüstert: „Jetzt, Raab – jetzt noch d’Reblaus, dann sans waach!“. Auch sei Festspielleiter Max Reinhardt entgegen einer oft verbreiteten Legende nicht in der Jury gesessen. Wojtek habe den Zuschlag für das Salzburger Festspiele Logo (Plakat?) schließlich nach einigen Adaptierungen ihres Entwurfs erhalten.
Anita Kern begutachtete die künstlerische Entwicklung, insbesondere den künstlerischen Wert des Logos. Dabei zeigte sich deutlich, dass die bei so bedeutenden Künstlern wie Josef Hoffmann und Franz Cizek ausgebildete Grafikerin in der Entstehungszeit des Festspielemblems "grafisch und zeichnerisch auf der Höhe der Zeit" (Kern) war. Ihre Anbiederung an den Nationalsozialismus nach 1936 führte hingegen auch zu qualitativen Einbußen. Betont wurde von allen Beteiligten, dass das Logo ausgerechnet während der Zeit des Nationalsozialismus ersetzt wurde und somit in seiner Formensprache eindeutig nicht der Nazi-Ideologie entsprach.
Man habe sich viele, viele Gedanken über den Umgang mit dem Salzburger Festspiele Logo gemacht. Daher sei es den Festspielen wichtig, die nunmehrigen Ergebnisse auf der Website zu präsentieren und den beiden Studien im kommenden Jahr ein umfangreiches Symposium zu widmen. "Vergangenheit lässt sich nicht bewältigen, wesentlich ist vielmehr eine offene und aufrichtige Auseinandersetzung mit ihr. Die Ambivalenz und der unappetitliche Opportunismus von Poldi Wojtek sind das eine, im Logo selber von Poldi Wojtek allerdings lässt sich keinerlei Affinität zum Nationalsozialismus oder zu dessen Ästhetik erkennen", so Intendant Markus Hinterhäuser.
Die Kunstinitiative "Memory Gaps - Erinnerungslücken" legte Wert darauf zu betonen, dass die Aufarbeitung der Biografie von Poldi Wojtek auf ihre Initiative zurückgeht. "Memory Gaps befasste sich seit mehreren Jahren mit deren Lebensgeschichte, da Poldi Wojtek ja bis zu unseren Recherchen so gut wie keine 'offizielle' Biografie hatte", so der Sprecher der Gruppe zur APA.
"Poldi Wojtek ging mit der Zeit. Insbesondere während der 1930er-Jahre war sie jedoch weder ahnungslos noch unpolitisch", heißt es auf der Homepage der Initiative. Helga Rabl-Stadler, Präsidentin der Salzburger Festspiele, betonte im Rahmen der Pressekonferenz am Mittwoch, dass man die Vertreter der Gruppe zum geplanten - aber nun wegen Corona verschobenen - Symposium eingeladen hatte, diese das Angebot aber nicht angenommen hätten. Darüber hinaus wird die Gruppe im Gutachten mehrfach zitiert, wie eine Sprecherin auf APA-Anfrage unterstrich.
Die Ergebnisse sind in Buchform unter dem Titel "Das Logo der Salzburger Festspiele und seine Gestalterin Poldi Wojtek" im Eigenverlag der Salzburger Festspiele erschienen. Ursprünglich wollten die Festspiele mit diesen beiden Gutachten, die weltweit bestehende und grundlegende Diskussion fortführen, wie qualitativ hochstehende Kunstwerke von politisch bedenklich handelnden Künstlern zu bewerten sind. Dies habe die Pandemie im vergangenen Frühjahr verhindert. Die Publikation soll nur der erste Schritt sein, um das Werk der historisch belastete Grafikerin noch viele Male zu besprechen.
(APA/red)
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