Bianca Schön macht Popmusik und liefert mit Amazon
Viele kennen sie vom Sender W24, aus Society-Berichten oder folgen ihr auf Instagram. Aber nur die wenigsten Herrschaften würden jemals zugeben, ihr schon einmal persönlich begegnet zu sein. Bianca Schön ist seit rund zwei Jahren Moderatorin bei Oliver Feicht und liefert mit ihren Kolleginnen köstliche TV-Momente. Im Hauptjob ist Schön Rezeptionistin in einem legendären Schwitzbad in Wien Simmering, wo bekanntlich höchste Diskretion herrscht. Seit dreizehn Jahren kümmert sie sich schon um den Empfang der Gäste.
Wer Bianca Schön auf Instagram folgt, bekommt beinahe täglich witzige bis irrwitzige Updates aus ihrem turbulenten Leben. Seit Corona hat die rastlose Künstlertochter sogar drei Jobs: Beim Feicht, im Saunaclub und zuletzt auch als Paketzustellerin für Amazon. Der eigentliche Anlass für das Interview mit “Frau Schön” ist ihre neue Single und das dazugehörige Video “Ain’t no Rush”. Hinter der Dancenummer steht Felix Okon, der vor rund 20 Jahren den Welthit “Break my Stride” mit Unique II landete.
Interview mit Bianca Schön
keymedia traf Bianca Schön an der Neuen Donau beim Kayak Center Wien, wo die Vielarbeiterin ihren freien Sonntag gemeinsam mit Freunden genoss. Erfahren haben wir von ihr beinahe alles, was Mann und Frau schon immer über Bianca Schön wissen wollte. Und haben dabei viele überraschende Dinge herausgefunden: wie es zur Zusammenarbeit mit Oliver Feicht kam, wann sie B Nice zum ersten Mal kennen gelernt hat, dass der Apfel nicht weit vom Stamm fällt und warum sie als Paketzustellerin für Amazon arbeitet.
keymedia: Bevor wir zu deiner neuen Single kommen, wieviele Jobs machst Du eigentlich?
Bianca Schön: Jeder der mich kennt weiß, dass ich seit dreizehn Jahren in einem Nachtklub arbeite. Wenn mich die Leute im Fernsehen sehen, interessiert das die wenigsten oder sie denken nicht daran. Auf Instagram bekommen es sicher einige mit, aber ich mache keine Werbung daraus. Ich persönlich hätte kein Problem, wenn die Leute wissen, wo ich seit dreizehn Jahren arbeite, weil das eben sehr schwer zu verstecken ist. Ein paar Leute haben gesagt, ich weiß nicht, ob das gut ist, wenn du sagst, du bist seit 13 Jahren Rezeptionistin da und dort. Ich finde das jetzt nicht tragisch. Ich arbeite wie alle anderen auch, ich verdiene mein Geld wie alle anderen auch. Und auch andere Künstlerinnen haben in diesem Umfeld ihre Karriere finanziert wie Lady Gaga oder Cardy B.
Dank Corona habe ich jetzt drei Jobs. Als ich im April erfahren habe, dass wir zusperren, habe ich mir eine Arbeit gesucht, weil ich nicht daheim sitzen kann. Das macht mich verrückt. Ich habe mich bei Amazon beworben und seitdem bin ich Paketzustellerin. Ich arbeite für einen Subunternehmer als Fahrerin, außerdem im Club, weil der ja wieder aufgesperrt hat, und beim Feicht. Mit drei Jobs bin voll ausgelastet und sage: lieber zu viel als zu wenig tun.
km: Wie ist der “Feicht” auf Dich aufmerksam geworden?
Bianca Schön: Im Mai 2018 hat mich ein Freund zu einer Veranstaltung in die Albertina mitgenommen. Am Anfang haben wir uns gar nicht riechen können. Ich hab mir gedacht: was für ein komischer Kauz. Der erste Eindruck war rasch wieder vergessen. Einen Monat später habe eine Einladung zu einem Casting von ihm bekommen und war ganz überrascht. Aber wieso nicht, wenn er mich schon einlädt, gehe ich hin. Ich habe mich gut auf das Thema Reisen vorbereitet und wurde dann unter sechs Kandidatinnen ausgewählt. Wenig später war ich beim ersten Dreh in Kroatien. Seitdem bin ich dabei.
km: Ist der “Feicht” ein Matcho, wie funktioniert die Zusammenarbeit?
Er meint ja, er braucht Damen in seiner Sendung, weil sich die Sendung alleine wegen ihm keiner anschauen würde. Obwohl ja viele seinen Schmäh wirklich gern haben. Ich muss zugeben, ich kannte die Sendung nicht, bevor ich bei ihm angefangen habe. Aber jetzt weiß ich, dass sich viele die Serie auch wegen uns Frauen anschauen. Die Charaktere sind ja sehr spannend: die Ksenia die Russin; ich die ausgeflippte Tätowierte. Wir ergänzen uns alle eigentlich ziemlich gut und wir verstehen uns auch, aber es fehlt momentan der dritte Charakter, weil der Oliver will ja immer mit drei Personen reisen. Wir suchen schon länger eine dritte, perfekte Moderatorin, die in unsere Runde passt, weil wir einzigartig sind.
Mittlerweile bin ich auch für die Reiseplanung der Sendung zuständig. Wir hatten für März eine Reise nach Madeira geplant, es war schon alles fix und dann kam Corona. Wir machen jetzt einen Österreich-Schwerpunkt und starten Ende September neu. Die Quarantäne-Sache kann sich halt niemand leisten von uns, deshalb drehen wir Feicht on Tour diesmal in Österreich. 2021 können wir hoffentlich Madeira nachholen. Vielleicht gibt es wieder eine Kooperation mit der Austrian Airlines, die hat unserem TV-Team die Flüge gesponsert. Ich bin guter Dinge, dass ich wieder einige Sponsoren auftreiben kann.
km: Wann hast Du begonnen, Musik zu machen?
Bianca Schön: Mein Produzent, Felix Okon, hat schon vor 20 Jahren mit meinem Vater “Break my Stride” im Studio meines Vaters produziert, der war damals Tontechniker. Felix habe ich erst wieder vor ein paar Jahren getroffen, lustigerweise durch den selben Bekannten, der mich zum Oliver Feicht gebracht hat. Felix war ganz überrascht und hat gesagt “Du bist die Tochter von Herbert Schön!”. Dann waren wir in seinem Teegeschäft auf der Hernalser Hauptstraße und haben bei Tee mit Rum viel geredet. Zuerst wollten wir ein Audiobuch machen, aber dann hat Felix gemeint, ich wäre Sängerin. Für mich ein no go: ich war als Kind fast jeden Tag im Tonstudio und wollte eigentlich gar nicht.
Caption: “Video von keymedia Wien aus dem Jahr 1999 mit Auftritt von B Nice und Jade Davies”
Vor der Kamera mit dem Feicht kann ich alles machen, aber wenn es ums Singen geht, habe ich eine Hemmschwelle: ich kann vor Leuten nicht singen. Wie die Sia. Dann haben wir die erste Single gemacht, dann die zweite und jetzt die dritte: “Ain’t no rush”. Einen Auftritt hatte ich schon vor Publikum, aber ich habe noch immer Angst davor.
km: Kannst du uns einen kleinen Lebenslauf von Dir schildern?
Schön: Ich bin 33 Jahre. Ich wohne seit 33 Jahren in der selben Wohnung im 19. Bezirk. Seit ich fünfzehn bin, lebe ich alleine, da meine Mutter ins Burgenland ziehen wollte und ich die Hotel- und Tourismusschule Modul in der Peter-Jordan Straße besuchen wollte. Mit 19 habe ich dann maturiert und bin auf Saison gegangen unter anderem in Ischgl und Seefeld. Meine Mutter (Anm.: Cleo Ruisz) ist Künstlerin und Sängerin. Sie hatte damals in dem Club in dem ich jetzt arbeite ihre Aktbilder ausgestellt. Man hat sie gefragt, ob sie nicht jemanden fürs Marketing kennt, und so bin ich vor 13 Jahren in den Klub gekommen. Aber daneben habe ich immer auch andere Sachen gemacht: Promotions, Modeljobs oder so wie jetzt Paketzustellerin bei Amazon.
km: Deine Tattoos sind auffällig und ein Markenzeichen von dir
Schön: Mein erstes Tattoo habe ich mit 16 stechen lassen. Das war diese fürchterliche Tribal-Zeit und da habe ich mir ein riesiges Tattoo ausgesucht, was ich heute noch bereue. Danach war vier Jahre Pause, bis ich einen Tätowierer kennengelernt habe, der mir das am Rücken ausgebessert hat. Seither kommt immer wieder ein neues Tattoo dazu. Man kann es schon als Sucht bezeichnen. Ich wollte meine weiße Haut überhaupt nicht mehr, weil ich es schön finde, irgendwas Bemaltes zu haben. Ich muss das nicht bei anderen sehen, aber für mich selber finde ich es schön. Seit 2008 bin ich beim Tätowierer János Glück. Dank Corona musste ich heuer fünf Termine absagen, und jetzt geht’s bei mir wieder nicht, weil ich drei Jobs habe.
km: Ein anderes Markenzeichen waren deine langen, blonden Haare
Bianca Schön: Ich habe 32 Jahre lange Haare gehabt und ich habe es immer gehasst, mir die Haare zu färben und zu fönen und zu glätten und alles. Ich habe aber nie daran gedacht, sie mir abzurasieren. Ich habe mit Farben experimentiert und irgendwann kam hinten am Kopf ein Undercut, dann auch seitlich, dann hatte ich oben den Irokesen-Verschnitt. Vor drei Monaten ging ich zum Friseur und wollte mir links und rechts die Seiten kürzen lassen. Und dann schaut mich mein Friseur an und fragt: warum lässt du dir nicht einen Amber Rose Schnitt machen? Dann hab ich mir gedacht: mach’s einfach.
Seit einem Jahr habe ich eh schon überlegt, und das war ein Zeichen. Es war die beste Entscheidung, mir die Haare abzurasieren. Ich brauch jetzt nicht mehr stundenlang vor dem Spiegel stehen, kann so viele Dinge machen und spar mir Zeit. Für mich ist das der beste Haarschnitt, den ich mir jemals einfallen habe lassen, und ich habe alles schon ausprobiert. Auf Instagram habe ich 99 Prozent positive Rückmeldungen erhalten, was mir noch nie passiert ist.
km: Du hast viele Follower auf Instagram. Siehst du dich als Influencer?
Ich bin einfach immer online. Dafür, dass ich keine Beziehung habe, habe ich wahrscheinlich diese Instagram-Beziehung. Das ist wirklich wie ein vierter Job. Ich mach’s einfach gern, weil ich dadurch nicht so alleine bin, sag ich einmal. Ich bekomme viele Nachrichten, viele Likes, ich werde gut unterhalten. Weil ich keine Beziehung mit einem Mann habe, unterhalte ich die Instagram-Community. Und ich sage immer: “Ist dein Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert”.
Ich kann wirklich alles posten und schreiben, ohne dass die Leute was Negatives schreiben, und ich bekomme wirklich wenig negative Reaktionen, obwohl ich mir oft auch welche erwarte. Aber anscheinend respektieren die Leute das, dass ich eben nach diesem Motto lebe, und die wissen, ich scheiß mir nichts und ich mach’ mein Ding. Und wem es nicht taugt, der soll es sich einfach nicht anschauen. Mir gefällt’s. Ich bekomme auch viele Anfragen von Firmen für Schmuck oder Gewand oder so. Aber ich weiß nicht. Ich bin davon nicht so überzeugt. Ich mach dieses Instagram einfach aus Spaß, Ich verdiene eh mein Geld mit den drei Jobs, die ich mache. Wenn man es macht, weil man es machen muss, verliert man vielleicht den Spaß daran.
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