Gleich vorweg: Nachstehende Buchbesprechung handelt nicht von Kabarettist Paul Pizzera, sondern ausschließlich von seinem Buch, "Der hippokratische Neid". Zwei Gründe haben zur Entstehung der Buchkritik geführt, die gerne als "Satire" aufgefasst werden darf: Zum einen soll sie die Wichtigkeit psychischer Gesundheit unterstreichen und ferner die Angst vor therapeutischen Gesprächen nehmen. Zum anderen dient die fiktive Kritik am Dialog zwischen dem reaktionären Prolo "Paul Pizzera" und seinem intellektuell-zynischen Gegenüber "Michael Niavarani" rein Ihrer Unterhaltung.
Wer zum Therapeuten geht, ist „deppert“! Ich sag Ihnen was: Wer nicht hingeht, ist noch viel „depperter“!
Wir alle sind irgendwann von psychischen Erkrankungen betroffen – entweder unmittelbar oder über eine uns nahestehende Person. Doch im alltäglichen Gespräch sind diese Erkrankungen selten Thema. Wir ignorieren sie und wissen oft wenig über sie. Auch Kinder sind stark betroffen. Laut einer aktuellen Studie der MedUni Wien leiden 23 Prozent – also fast ein Viertel aller Kinder in Österreich – an einer psychischen Erkrankung. Das große Tabuthema unserer Gesellschaft findet wenig Aufmerksamkeit. Paul Pizzera hat ein mutiges Buch geschrieben, um auf brachiale Weise den Seelenzustand vermeintlich unbeschwerter Menschen offenzulegen.
Psychische Erkrankungen werden sogar dann unter dem Deckmäntelchen gehalten wenn prominente Persönlichkeiten der Volkskrankheit ihre Stimme leihen. Leider stehen die Chancen eins zu vier, selbst betroffen zu sein. So ernst das Thema auch ist, niemand will sich von einem literarischen Bock den Gärtner vormachen lassen. Paul Pizzerra fand eine Lösung. Er schrieb seine Gedanken in ein Sachbuch und beschrieb einen (nicht seinen) Seelenzustand, der nun zerlegt und ausgebreitet auf dem Seziertisch unbarmherziger Literaturkritiker liegt. Die besten Stückerl kommen in die Pfanne, der Rest wird verwurstet und an eine TV-Köchin geschickt.
Satire: So machen das die Schreiberlinge. Erfinden eine Geschichte in "Ich-Erzählung" und wollen dann nichts damit zu tun haben. Wie unser kritisch angehauchter Autor. Der hat genauso wenig Wahres anzubieten und schreibt trotzdem gscheit über das Büchel "Der hippokratische Neid" von Paul Pizzerra. Zu seiner Verteidigung: Ein persönliches Interview konnte coronabedingt nicht stattfinden. Jetzt lässt der G'spitzte seinen Frust halt aufn Herrn Pfingstl und san Therapeuten aus. Das darf er ruhig, denn die Figuren sind reine Fiktion. Totale Hirngespinste. Oh je.
Sechzig Minuten können eine Ewigkeit dauern oder wie im Nu verfliegen. Vollkommen egal, ob man sie im Puff oder bei einem Therapeuten verbringt. Eine Stunde ist immer zu lang oder zu kurz. "Die Kunst der Stunde" versucht mit aller Gewalt eine dieser Stunden wieder gut zu machen, die einem Mensch das Herz gebrochen hat, und den anderen plötzlich nackert dastehen ließ. Wie uncool ist das: Lisl wurde von ihrem Mann betrogen und der fremdgehende Puffbesucher, Herr Pfingstl, kann seine Tat nicht fassen. Oder besser gesagt, dass man ihm auf die Schliche gekommen ist. Freiwillig hätte sich der "Pfingstl" nicht auf die Couch der Therapeutin gelegt. Dazu musste ihn erst die Betrogene animieren. Alles nur Einbildung.
Die Frau von Herrn Pfingstl will sich scheiden lassen. Dass ihr Mann ins Bordell geht, nur um einen Stutzen zu trinken und die erbärmlichen Männer anzugaffen, die mit ausgebeuteten Frauen ins Zimmer verschwinden, glaubt ihm kein Mensch. Aber es fehlen die Beweise. "If the glove don't fit, you can't acquit". Statt den Videobeweis mithilfe der Überwachungskameras im Bordell anzutreten, die Pfingstls Unschuld belegen könnten, werden andere Aufnahmen vom Parkplatz herangezogen, die seine Schuld zeigen sollen. Oder das Gegenteil. An dieser Stelle wird der meisterliche Plott erst durchschaubar: Herr Pfingstl möchte sich ein Attest vom Arzt seines Vertrauens holen, den er geschickt manipuliert und davon überzeugt, dass er eh nicht ganz plemplem ist und schon gar kein Ehebrecher. Was die arme Lisl nicht weiß – der Plan geht auf.
Arzt zu Patient: "Ungeachtet dessen, wie die Liebesgeschichte mit Ihnen und Ihrer Lisl ausgehen wird, Sie wissen, dass Sie die Karten auf den Tisch gelegt haben und offen und ehrlich zu ihr und vor allem auch zu sich selbst waren."
Pizzera nimmt mit seinem Buch "Der hippokratische Neid" auf der bequemen Couch seines eingebildeten Psychotherapeuten Platz, um Wirklichkeit und Wahnsinn auf den Prüfstand zu stellen. Vom ersten Satz weg hatte er die Stimme jenes Mannes im Ohr, der am überzeugendsten dabei klingen würde, seiner Figur die Absolution zu erteilen. Michael Niavarani hat das Hörbuch mit Pizzera eingesprochen und womöglich auch ein bisschen mitgeschrieben. Das bisschen Homophobie, das bisschen Stereotypie, das bisschen Patriarchalismus, das bisschen Hurenschnackseln soll die Leser unterhalten und wachrütteln. Oder gnädig stimmen. Der Zweck heiligt bekanntlich die Mittel. Hauptsache die Leute lassen sich öfters von echten Psychotherapeuten behandeln. Darum geht's in dem Buch und deshalb ist das von Paul Pizzera auch so wichtig. Keine wahre Geschichte und trotzdem ein Sachbuch – dafür kann es keine sachliche Kritik geben.
Satire: Womit der Kritiker explizit nur Herrn Pfingstl den erhobenen Zeigefinger entgegenhält und ein verschmitztes Lächeln dazu. Und der Lisl sei ins Stammbuch geschrieben: Schick den Narzisst für immer sch.... eh schon wissen. Dem kann nicht mehr geholfen werden, der hilft sich nur selbst.
(RED/key)
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