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Amazon hält an Rauswurf von "Twitter-Klon" Parler fest

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© APA/dpa/Stache/Gateau

Amazon ist nicht nur dick im Geschäft mit seiner gleichnamigen Online-Shopping Plattform, sondern auch als Anbieter von Server-Dienstleistungen, die es Medienanbietern ermöglicht, auf der ganzen Welt ihren Content superschnell und Google-optimiert zu verbreiten. Auch Österreichs größtes Nachrichtenportal verlässt sich schon seit einigen Jahren auf die Dienste von Amazon-Servern und Softwarelösungen. Das Unternehmen von Milliardär Jeff Bezos  hat die Entscheidung verteidigt, die bei Anhängern von US-Präsident Donald Trump beliebte Twitter-Alternative Parler von seinen Servern zu werfen. Die Plattform ist seit Montag vom Netz, und es ist bisher unklar, ob der Dienst einen neuen Infrastruktur-Dienstleister finden kann. Parler zog vor Gericht mit der Forderung, Amazon per einstweiliger Verfügung zur Rücknahme der Kündigung zu zwingen.

Amazon CEO Jeff Bezos sagt via Videokonferenz aus während dem House Judiciary Subcommittee on Antitrust, Commercial and Administrative Law hearing über Online Plattformen and deren Marktmacht im Rayburn House am Capitol Hill in Washington | © APA/AFP/Getty

Amazon hält Zügel in der Hand

Der Tech-Konzern konterte in seiner Antwort auf die Klage, er sei durchaus berechtigt gewesen, Parler den Zugang zu seinen Servern zu entziehen. Der Vertrag habe vorgesehen, dass der Dienst Beiträge mit rechtswidrigen Inhalten wie etwa Aufrufen zu Gewalt, unverzüglich löschen müsse, wenn er von ihnen erfahre. Parler habe das wiederholt versäumt.

Amazon führte als Beispiel eine Reihe von Beiträgen auf, in denen unter anderem zum "Bürgerkrieg" und der Ermordung von Politiker nach der Übergabe des Präsidentenamts von Donald Trump an Joe Biden am 20. Jänner aufgerufen wurde. Firmenchef John Matze habe in Gesprächen mit Amazon Anfang Jänner eingeräumt, dass der Dienst einen Rückstau von 26.000 unbearbeiteten Hinweisen auf fragwürdige Inhalte habe. Zudem sei Parler genutzt worden, um den Sturm von Trump-Anhängern auf das US-Kapitol in Washington zu organisieren.

Online-Plattform für Meinungsfreiheit

Parler bezeichnete sich als auf Redefreiheit fokussierte Online-Plattform. In der Realität war es eine Art Twitter, wo alles erlaubt ist. Angesichts eines zunehmend härteren Vorgehens von Twitter und Facebook gegen Gewaltaufrufe und Verschwörungstheorien wanderten schon in den vergangenen Monaten Trump-Anhänger zu Parler ab. Der bei Twitter und Facebook bis auf weiteres gesperrte Trump verliert mit Parler eine weitere Plattform zur direkten Kommunikation.

Die Online-Plattform Parler argumentierte in der Klage gegen Amazon, die Entscheidung des Technologiekonzerns sei politisch motiviert. Amazon greife mit seinem Vorgehen in den Wettbewerb zwischen Parler und Twitter ein und verstoße damit gegen US-Kartellrecht, hieß es weiter. Amazon wies auch das zurück und betonte, dass Parler keine Verletzung der Wettbewerbsregeln nachweisen könne.

State of the Art Distribution

Der weltgrößte Online-Händler ist ein führender Anbieter von Infrastruktur im Netz, auf die viele Start-ups und etablierte Unternehmen zurückgreifen. Den Kunden geht vor allem darum, unzählige personalisierte Werbeformen rund um den eigentlichen Content möglichst schnell an verschiedenste Endgeräte auszuliefern, da nur schnelle Seiten von Google auf Top-Positionen geranked werden.

Kommentar: Amazon liefert Technik und Know how für Reichweite und Erfolg bei der Distribution von digitalen Medien und Werbung als Gesamtpaket. Nun steht also fest: wer in Ungnade fällt, kann sofort gekündigt werden und verliert mit einem Schlag die gesamte Infrastruktur für die Inhaltsbereitstellung. Wohl auch ein Grund zum Nachdenken für so manche Medienanbieter hierzulande. Genauso für die PolitikerInnen in der EU: Der weltgrößte Online-Händler Amazon verstößt ja nach Einschätzung der EU-Wettbewerbshüter gegen Kartellvorschriften. Was die wohl sagen würde, wenn ein europäisches Unternehmen betroffen gewesen wäre? Darüber lässt sich nur spekulieren.

(APA/red)

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Redaktion

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