Bertelsmann kann höhere Reichweite nicht versilbern

Ausbleibende Werbeerlöse im Medienbereich drücken auf den Umsatz von Bertelsmann und trüben das erwartete Geschäftsergebnis für heuer. Mit der Bekanntgabe der Quartalszahlen teilte man den Aktionären mit, dass die früheren Prognosen für das Geschäftsjahr 2020 nicht mehr gelten. Weltweit ging der Umsatz des Bertelsmann-Konzerns in den ersten drei Monaten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 2,7 Prozent auf 4,1 Mrd. Euro zurück, wie der deutsche Medienkonzern, dessen Beteiligungen auch andere Sparten umfassen, am Donnerstag in Gütersloh mitteilte.

Geschäftsentwicklung nicht möglich

Zum Medienbereich gehören die TV-Sender der RTL Group und das Hamburger Verlagshaus Gruner + Jahr ("Stern", "Brigitte"). In der Coronakrise verzeichnet die gesamte Medienbranche einen Rückgang im Werbegeschäft, weil Anzeigen storniert oder Projekte verschoben wurden. Wegen der Coronakrise hält Bertelsmann mit mehr als 126.000 Mitarbeitern seine Prognose für das Geschäftsjahr 2020 nicht mehr aufrecht. Finanzvorstand Bernd Hirsch sagte: "Eine belastbare Einschätzung der weiteren Geschäftsentwicklung für 2020 ist derzeit nicht möglich. Wir haben zahlreiche Gegenmaßnahmen bei Kosten und Investitionen getroffen, erwarten allerdings negative Auswirkungen auf unsere Ertragslage in den kommenden Monaten."

Bertelsmann mit Umsatzrückgang

Die Coronakrise hat der RTL-Group einen Rückgang im Werbegeschäft eingebrockt und damit auch ein Umsatzminus. Die gesamten Erlöse sanken im ersten Quartal binnen Jahresfrist um 3,4 Prozent auf 1,46 Mrd. Euro. Der Digitalumsatz hingegen kletterte um knapp 6 Prozent auf 233 Mio. Euro. Der Konzern hatte wegen der unabsehbaren Folgen der Viruspandemie Anfang April die Dividende für 2019 gestrichen und seine Prognose für das laufende Jahr kassiert. Nun hieß es dazu: "Die RTL Group ist momentan nicht in der Lage, einen neuen Ausblick für das Geschäftsjahr 2020 zu geben."

Mehr Reichweite, weniger Einkommen

Anfang März habe man die ersten Stornierungen für Werbebuchungen und Verschiebungen von Produktionen registriert, sagte RTL-Chef Thomas Rabe. "Dieser Trend hat sich in der zweiten März-Hälfte mit der Einführung weitreichender Schutzmaßnahmen in ganz Europa beschleunigt." Die Fernsehsender, Radiostationen, Streamingdienste und Webseiten der RTL Group verzeichneten zwar signifikant höhere Reichweiten und Nutzungszahlen in Deutschland, Frankreich und Niederlanden. Der Konzern schätzt, dass der Netto-TV-Werbemarkt im ersten Quartal allein in Deutschland um vier bis 4,5 Prozent geschrumpft ist.

(APA/red)