Vertrauensverlust in Digital News Report für Österreich

Der Begriff „Nachrichten“ bezieht sich in der Regel auf Informationen über aktuelle Ereignisse, die von Journalisten oder Medienorganisationen gesammelt, überprüft, produziert und verbreitet werden. Diese Informationen können in verschiedenen Formaten präsentiert werden, darunter Artikel, Berichte, Videos und Audiosendungen. Nachrichten sollen objektiv, gut recherchiert und verlässlich sein, wobei die Integrität der Quelle eine wichtige Rolle spielt. Der Digital News Report 2024 vom Reuters Institute hat Online-User auf der ganzen Welt zu ihren Lieblingsmedien befragt und Antworten für Vergleiche herangezogen. Eine wissenschaftliche Abteilung der Universität Salzburg hat mit den zur Verfügung gestellten Daten ein aktuelles Bild der Medienlandschaft in Österreich konstruiert. Die Ergebnisse wurden am frühen Vormittag von Partnermedien zuerst publiziert.

Echte Nachrichten vs. Falschnachrichten

Falschnachrichten sind Informationen, die bewusst falsch dargestellt oder konstruiert werden, um zu täuschen, Manipulationen zu fördern oder bestimmte politische, wirtschaftliche oder gesellschaftliche Reaktionen zu provozieren. Solche Nachrichten können wie echte Nachrichten erscheinen, sind aber oft ohne fundierte Beweise oder basieren auf verzerrten Fakten. Der Zweck von Falschnachrichten ist es meistens, Meinungen zu beeinflussen oder Unruhe zu stiften, und nicht, über Fakten zu informieren.

Auf Social Media ist die Unterscheidung zwischen Nachrichten und Falschnachrichten besonders schwierig, da jeder Nutzer Inhalte posten und verbreiten kann, ohne redaktionelle Überprüfung. Ein Posting auf Social Media kann eine Nachricht sein, wenn es von einer verlässlichen Quelle stammt und überprüfte Informationen enthält. Ein einfaches Posting eines Nutzers oder einer unbekannten Quelle ohne Belege oder journalistische Verifizierung gilt hingegen nicht per se als Nachricht. Die Herausforderung bei der Nutzung von Social Media als Nachrichtenquelle liegt offenbar darin, die Glaubwürdigkeit der Informationen zu bewerten und zu entscheiden, ob sie aus einer vertrauenswürdigen Quelle stammen.

Digital News Report 2024 für Österreich:

Nachrichtenvermeidung in Österreich und im internationalen Vergleich 2024 vs. 2023. | © respective owners / Reuters

Fehlersuche in Nachrichtenquellen

Der Begriff „Falschnachrichten“ (Fake News) hat sich zu einem vielschichtigen Ausdruck entwickelt, der verschiedene Arten von irreführenden oder manipulativen Informationen abdeckt. Tatsächlich können selbst anerkannte Medienmarken, die als vertrauenswürdige Nachrichtenquellen gelten, manchmal irreführende Inhalte verbreiten, sei es absichtlich oder aus Nachlässigkeit. Hier sind einige Arten von Falschnachrichten, die über bekannte Medienoutlets verbreitet werden können:

  1. Fehlinformationen: Dies sind falsche Informationen, die ohne Absicht zur Täuschung verbreitet werden. Sie können durch Fehler im Journalismus entstehen, wie unzureichende Überprüfung von Fakten oder Missverständnisse. Beispiel: Ein Nachrichtensender berichtet irrtümlich über ein Ereignis, indem er aufgrund von unzureichender Überprüfung oder falschen Informationen von Augenzeugen falsche Details angibt.
  2. Desinformation: Im Gegensatz zu Fehlinformationen handelt es sich hier um falsche Informationen, die bewusst verbreitet werden, um zu täuschen oder zu manipulieren. Beispiel: Ein bekanntes Nachrichtenmedium verbreitet gezielt falsche Informationen über einen politischen Kandidaten, um dessen Ruf zu schädigen und die öffentliche Meinung zu beeinflussen.
  3. Propaganda: Diese Form der Falschnachrichten umfasst Informationen, die speziell darauf ausgelegt sind, eine bestimmte Agenda zu fördern, oft mit parteiischen oder verzerrten Fakten. Beispiel: Staatlich kontrollierte Medien in autoritären Regimen, die oft nur die positive Seite der Regierung darstellen, während negative Informationen unterdrückt werden.
  4. Weglassung von Informationen: Dies geschieht, wenn Medien wichtige Fakten oder Kontext bewusst weglassen, was zu einem verzerrten oder unvollständigen Verständnis eines Themas führt. Beispiel: Ein Nachrichtenmagazin berichtet ausführlich über die Wirtschaftspolitik einer Regierung, lässt jedoch wichtige Nachteile oder Kritikpunkte aus, die für das Verständnis der vollen Auswirkungen dieser Politik wesentlich wären.
  5. Clickbait: Hierbei handelt es sich um Schlagzeilen oder Artikel, die primär darauf abzielen, Aufmerksamkeit zu erregen und Klicks zu generieren, oft auf Kosten der Genauigkeit oder des Kontexts. Beispiel: Eine Online-Nachrichtenplattform verwendet irreführende oder sensationsbeladene Überschriften, die nicht den tatsächlichen Inhalt des Artikels widerspiegeln.

Die Grenzen zwischen diesen Kategorien können fließend sein, und oft können mehrere Typen gleichzeitig vorliegen. Wichtig ist es, Nachrichtenquellen kritisch zu bewerten und Informationen aus mehreren, unabhängigen Quellen zu beziehen, um sich ein umfassendes Bild von der Wahrheit zu machen.

Digital News Report 2024 für Österreich

Folgende Punkte geben einen Überblick über die wesentlichen Trends und Veränderungen in der österreichischen Nachrichtenlandschaft im Jahr 2024, basierend auf dem Digital News Report von Reuters.

  1. Rückgang der Nachrichtennutzung: Es gibt einen generellen Rückgang in der Nutzung traditioneller Nachrichtenquellen wie Fernsehen und Radio. TV-Nachrichtenprogramme bleiben jedoch die am häufigsten genutzte Nachrichtenquelle, trotz eines Rückgangs um 3,9 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr.
  2. Veränderung in der Nachrichtenquelle: Der Bericht zeigt eine Verschiebung in den bevorzugten Nachrichtenquellen. Während das Fernsehen weiterhin führend ist, haben Radio, soziale Medien und Websites bzw. Apps von TV- und Radiounternehmen im Vergleich zu 2023 Zuwächse erfahren.
  3. Starkes Interesse an Nachrichten trotz Rückgang:  Obwohl das Interesse an Nachrichten nach wie vor hoch ist, gibt es einen leichten Rückgang im Vergleich zu den Vorjahren. Der Anteil der Befragten, die Nachrichten "sehr" oder "äußerst" interessiert sind, hat abgenommen.
  4. Vertrauen in Nachrichten sinkt: Das allgemeine Vertrauen in Nachrichten hat abgenommen und erreicht 2024 mit 34,9% den niedrigsten Wert seit 2016. Die Skepsis gegenüber der Glaubwürdigkeit von Nachrichtenquellen wächst wie schon im Jahr 2022.
  5. Umgang mit Desinformation: Ein erheblicher Teil der Befragten gibt an, Schwierigkeiten zu haben, zwischen echten Nachrichten und Falschnachrichten zu unterscheiden, insbesondere bei Themen wie Covid-19 und politischen Ereignissen.
  6. Zahlungsbereitschaft für Online-Nachrichten: Die Bereitschaft, für Online-Nachrichten zu bezahlen, ist leicht gesunken. Am ehesten sind jüngere Altersgruppen (25-34 Jahre) bereit, für Inhalte zu zahlen.
  7. Nutzung von künstlicher Intelligenz: Es gibt eine wachsende Diskussion über den Einsatz von KI in der Nachrichtenproduktion. Viele Befragte sind skeptisch, besonders wenn es um die Erstellung von Inhalten durch KI geht, akzeptieren jedoch den Einsatz von KI für Routineaufgaben oder für die Berichterstattung über weniger kritische Themen.
  8. Soziale Medien und Nachrichtennutzung: Die Nutzung sozialer Medien zur Nachrichtengewinnung ist rückläufig, bleibt aber unter jüngeren Nutzern beliebt. Facebook und YouTube sind die führenden Plattformen für Nachrichtenkonsum über soziale Medien.

Für die Erhebung der Daten war YouGov Plc. als Partner des Reuters Institute verantwortlich. Die Datenerhebung erfolgte durch eine Online-Befragung (Fragebogen).

Der Digital News Report 2024 für Österreich liefert auf 100 Seiten ein Bild der Medienlandschaft.

Der Digital News Report 2024 für Österreich ist erschienen (hier downloaden)

Stichprobe und Methodik

Im Digital News Report 2024 für Österreich sind die Erhebungsmethoden der Befragung detailliert beschrieben.Die einzelnen Fragen wurden zwischen dem Reuters Institute, YouGov und dem Projektteam an der Universität Salzburg abgestimmt.

Kommentar: Die errechnete Nutzungsdauer aller besprochenen Kanäle lässt sich nur schwer mit der Lebensrealität arbeitender Menschen in Einklang bringen. Jeder Blick aufs Handy wird anscheinend mit Nachrichtenkonsum gleichgesetzt, und jedes Social Media Posting, das nicht ausschließlich den höchstpersönlichen Privatbereich betrifft, qualifiziert sich automatisch als potentielle Falschnachricht. Mediennutzung und Nachrichtennutzung werden in vielerlei Hinsicht einerlei dargestellt, sonst wäre ein derart hoher Konsum unterschiedlicher Mediengattungen kaum berechenbar.

Die bezahlten Online Fragebogenbeantworter des in Deutschland ansässigen Online-Umfrageinstituts sind nur bedingt repräsentativ für Austria (Österreich). Eine großgedruckte Erklärung darüber gibt es im Digital News Report (Digitaler Nachrichtenbericht) 2024 nachzulesen. Der Fachbereich Kommunikationswissenschaft der Universität Salzburg garantiert auf Nachfrage, dass die gewählte Methodik internationalen Standards entspricht. Somit herrscht vollkommene Transparenz.

(PA/red)