Einstieg von US-Aktionär bei ProSieben weckt Hoffnungen

Der überraschende Einstieg von US-Investor KKR bei ProSieben Sat.1 nährt Übernahme- und Fusionsgerüchte an der Börse. Die lange taumelnde Aktie des deutschen Fernsehkonzerns kletterte am Dienstag um bis zu 18,8 Prozent auf den höchsten Stand seit Ende Februar. KKR hat sein Engagement zwar als "finanzielles Investment" damit begründet, dass der MDax-Konzern am Kapitalmarkt unterbewertet sei. Branchenexperten gehen aber nicht davon aus, dass der US-Finanzinvestor im Hintergrund bleibt. "Da kommt das unternehmerische Interesse zum Tragen: Eine Zusammenarbeit oder Kooperation von Axel Springer und ProSiebenSat.1", sagte NordLB-Analyst Holger Fechner. Die Amerikaner sind beim Herausgeber von "Bild" und "Welt" mit knapp 48 Prozent größter Aktionär.

ProSieben-Aktien im Höhenflug

Am Montagabend wurde bekannt, dass KRR über Aktien und Finanzinstrumente gut fünf Prozent an dem bayerischen Fernsehkonzern hält. Zwischen 2006 und 2014 war KKR schon einmal Aktionär von ProSieben. "KKR kann bei ProSieben auf eine erfolgreiche Geschichte zurückblicken", sagte ein Händler. Er verwies darauf, dass die Amerikaner zusammen mit der Beteiligungsfirma Permira die ProSieben-Aktien bis in den Dax geführt hätten. Nun kämen Fantasien auf, dass ProSieben-Großaktionär Mediaset und KKR ihre Anteile weiter erhöhen könnten, sagte der Händler. Die von der Familie des ehemaligen italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi kontrollierte Mediaset hält 24,2 Prozent an ProSiebenSat.1, der Investor CMI um den tschechischen Milliardär Daniel Kretinsky zehn Prozent.

KKR hat zuletzt verstärkt den deutschen Medienmarkt in den Blick genommen und die Fernsehholding Leonine unter Leitung des Managers Fred Kogel geschmiedet. Eine Fusion von ProSieben und Springer hält NordLB-Medienfachmann Fechner allerdings aufgrund der anderen Aktionäre und ihrer hohen Beteiligungen für eher unwahrscheinlich - "es sei denn, KKR kann insbesondere Mediaset auf der unternehmerischen Seite mit ins Boot holen und überzeugen". Allerdings sei unklar, wie über den deutschen Raum hinaus in Europa eine Kooperation aussehen könnte, sagte Analyst Fechner. "Entsprechend dürften eher die Geschäfte im deutschsprachigen Raum im Vordergrund stehen und dementsprechend auf Springer und ProSiebenSat.1 beschränkt sein." Ein anderer Branchenfachmann sagte zum KKR-Einstieg: "Das ist kein unschuldiges finanzielles Investment."

Österreich-TV-Sender Puls 4 ist Teil der ProSiebenSat.1 Gruppe

ProSiebenSat.1 Puls 4-Gruppe möchte derweil ins Kabelnetz der Liwest | © APA (dpa)/Sina Schuldt

ProSiebenSat.1 im Umbruch

Ein KKR-Sprecher äußerte sich nicht dazu. Aus dem Umfeld des US-Investors hieß es, KKR sei von der Stärke ProSiebens als Unterhaltungsplattform überzeugt. In der Branche wurde bisher spekuliert, ob die italienische Mediaset ihren Anteil beim Fernsehkonzern weiter aufstocken will. Kontakt zwischen Mediaset, Kretinsky und KKR habe es noch nicht gegeben, sagte ein Insider. "Da
ist jetzt viel Musik drin", sagte Commerzbank-Analyst Stephan Klepp. Das "Investorendreieck" lasse Raum für Spekulationen über mittelfristige Veränderungen - etwa eine Übernahme durch Mediaset oder eine Trennung von Free-TV-Aktivitäten oder Teilen der E-Commerce-Tochter Nucom.

Der neue ProSiebenSat.1-Chef Rainer Beaujean hielt sich zuletzt bedeckt zu einer engeren Kooperation bis hin zu einer möglichenFusion mit Mediaset. "Zuerst muss ich wissen, was genau geplant ist", sagte Beaujean jüngst im Reuters-Interview. Derzeit gebe eskeine strategischen Gespräche. Beaujean hatte auch bekräftigt, dassman sich auf das Kerngeschäft Entertainment beschränken wolle und Firmen-Verkäufe auslote. Möglich sei ein Börsengang von Assets der NuCom, die Online-Beteiligungen hält. "Es könnte sein, dass KKR auf Teile der NuCom-Gruppe schielt", sagte Analyst Klepp.

(APA)