Die Journalistenpreise vom Branchenblatt "Österreichs Journalist:in" zählen zu den begehrtesten Auszeichnungen, die man sich als Medienvertreter wünschen kann. Bei einer jährlich stattfindenden Befragung unter Lesern des Magazins wird abgestimmt, welche Persönlichkeiten anerkannt werden sollen. Einzelne Kategorien orientieren sich an klassische Nachrichtenressorts, können aber auch saisonale Bedeutung haben, wie "Corona-Erklärer" oder "Aufgefallen". Der inoffizielle Hauptpreis gilt einer besonderen Gattung von Journalist:in und wird als "Medienmanager des Jahres" ausgezeichnet. Auf den Plätzen folgen "Journalisten des Jahres" und eine "Redaktion des Jahres". Am 17. Mai fand die Preisverleihung für die vergangenen zwei Jahre statt. Erstmals war das ORF Zentrum in Wien Schauplatz der Awards durch den Oberauer Medienfachverlag.
Der wichtigste Preis in den Augen des ORF ist jener für die "Redaktion des Jahres", weil dieser die Leistung des gesamten Teams am augenscheinlichsten zum Ausdruck bringt. Heuer durfte sich der ORF zum zehnten Mal über den Titel freuen. Alle Preisträger können sich fortan zu den besten Journalistinnen und Journalisten des Landes zählen. Darunter sind viele Gesichter zu finden, die man als Nachrichtensprecher und Moderatoren aus dem Fernsehen kennt. In beinahe allen Kategorien waren ORF-Mitarbeiter überlegen und machten die Verleihung zu einem Heimspiel über weite Strecken des Abends.
"Peinlich für andere Medien", fand Moderator Michael Lang, der das Publikum im Studio durch den Abend führte. Da man die Preisträger zweier Jahrgänge ehren wollte, war die Zeit naturgemäß knapp bemessen. Die Übergabe durch die Herausgeber Johann Oberauer und Georg Taitl geriet deshalb zu einem kurzen Vergnügen auf der großen TV-Bühne. Einhergehend mit der Bitte, keine Dankesreden zu schwingen. Dem Gebot folgten beinahe alle Award-Gewinner. Dafür durften die Laudatoren mehr Zeit im Scheinwerferlicht verbringen und referierten recht ausführlich. Bei der Ehrung des Lebenswerks von Erwin Zankel und Gerfried Sperl erfuhr man sodann einiges über "links" und "rechts" im Journalismus aus der Sicht von Betroffenen.
Die Medienmanager des Jahres 2020 und 2021 kommen diesmal alle aus der Styria Media Group: Vorstandsvorsitzender Markus Mair, Presse-Chefredakteur Rainer Nowak und der Geschäftsführer des Styria Medienhauses Wien, Herwig Langanger. Für den "Oberboss" gab es eine lange Laudatio eines anderen "Mächtigen" der Medien- und Verlagsbranche: Thomas Kralinger. Der Kurier-Geschäftsführer sparte nicht mit Zeit und Worten, um den Lebensweg und die vielen Errungenschaften des vermeintlichen Konkurrenten aufzuzählen. Eine großzügige Geste der Verbundenheit innerhalb der Branche kam hier zutage.
Äußerst sympathisch fiel nachher auch die Laudatio für die "Journalisten des Jahres" aus, die von Cathrin Kahlweit gespendet wurde. Armin Wolf und Florian Klenk sicherten sich zum wiederholten Male diese Auszeichnung. Auch wenn zumindest einem nicht ganz klar war, warum er sie bekommen hat. Wolf wirkte überrascht, den Preis 2020 entgegen zu nehmen, "war dies doch das Jahr der Corona-Erklärer", wie er sagte. Großen Dank richtete er deshalb an sein Team. Eine Erklärung für den Sieg von Florian Klenk ortet Kahlweit in dessen Popularität in Sozialen Medien. Als schonungsloser Aufdecker genieße er zudem hohes Ansehen. Was beide Preisträger gemeinsam haben laut Kahlweit sei ihr Standing als "public intellectuals".
Wer auf Brandreden von Journalistinnen und Journalisten im Zuge der Preisverleihung auf der Showbühne im ORF-Zentrum gehofft hatte, wurde nicht vollkommen enttäuscht. Der sarkastische Einstieg von Moderator Michael Lang ließ aufhorchen, ebbte jedoch nach einem Geplänkel mit den Veranstaltern schnell wieder ab.
Gerfried Sperl lehnte sich am weitesten hinaus und hatte Forderungen im Gepäck. Milden Applaus gab es für: 1. Einführung eines Mediengerichts, 2. Trennung von Chefredaktion und Geschäftsführung, 3. Algorithmen bei Nachrichten untersagen (Anm.: vermutlich gemeint "von KI produzierte Nachrichten ohne substantielle Beteiligung eines Redakteurs"), 4. Leserbriefe und Forenbeiträge auf Echtheit überprüfen (Anm.: Klarnamenpflicht) und andere Vorschläge – auf Nachfrage.
Mit interner Kritik tat sich Armin Wolf hervor. Er stößt sich an politische Lagerbezeichnungen innerhalb des ORF Stiftungsrats. "Der ORF gehört nicht dem Staat, der ORF gehört nicht den Parteien", so Wolf. Negative Auswirkungen auf seine persönliche Pressefreiheit hatte er nicht zu beklagen, sonst wäre er wohl nicht schon wieder "Journalist des Jahres" geworden.
(PA/ORF/key)
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