Kurzarbeit in Medienhäusern betrifft auch Journalisten
Medienhäuser in Deutschland haben derzeit starke Rückgänge im Anzeigengeschäft zu verkraften, die Werbeerlöse gehen zurück. Auch Einnahmen aus Events und Veranstaltungen bleiben wegen der Kontaktbeschränkungen aus. Ein positiver Effekt der Coronakrise: Die Nachfrage nach Nachrichten ist stark erhöht, viele Online-Abos werden abgeschlossen. Bei der "SZ" etwa stieg die Nutzerzahl von digitalen Inhalten von Februar auf März um fast 80 Prozent, wie es von dem Konzern hieß. Medienhäuser in Deutschland führen in der Coronakrise zum Teil Kurzarbeit in ihren Redaktionen ein.
Kurzarbeit in Redaktionen
Dazu zählt die "Süddeutsche Zeitung" oder die Hamburger Wochenzeitung "Die Zeit". Der Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) trifft derzeit diese Einschätzung: Gut 80 Prozent der Verlage planten Kurzarbeit oder hätten diese bereits veranlasst. Bei der SZ werde Kurzarbeit bei allen Redakteuren gleichermaßen angewendet, um den Umfang für einzelne zu reduzieren. Maximal soll die Kürzung 15 Prozent der Arbeitszeit betragen, wie die Südwestdeutsche Medienholding (SWMH), zu der die "Süddeutsche Zeitung" (SZ) mit Sitz in München gehört, am Freitag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mitteilte.
Keine Ereignisse, keine Berichte
Derzeit gebe es wegen der Corona-Krise weniger Ereignisse, über die die Ressorts Sport, Kultur und Regionales der "Süddeutschen Zeitung" berichten können, hieß es von der SWMH. Der Seitenumfang der überregionalen Tageszeitung mit Hauptsitz sei um bis zu 23 Prozent reduziert.
Auch in der Printredaktion der Wochenzeitung "Die Zeit" wird es Kurzarbeit geben, allerdings in geringerem Ausmaß als in anderen Bereichen des Hamburger Verlages. Eine Verlagssprecherin betonte zur Kurzarbeit in der Redaktion: "Grund hierfür ist ein reduzierter Umfang der "Zeit", außerdem werden verschiedene Speziale nicht erscheinen und es finden kaum Dienstreisen oder Moderationen statt." Die DuMont-Gruppe plant auch Kurzarbeit in den Redaktionen von "Kölner Stadt-Anzeiger" und "Express", allerdings ebenfalls im Vergleich zu anderen Unternehmensteilen in einem geringeren Ausmaß.
Eine Sprecherin der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ) teilte hingegen mit: "Wir haben nach wie vor keine Kurzarbeit bei der "FAZ", und auch an den Umfängen unserer Publikationen hat sich nichts verändert." Andere Unternehmen greifen zwar auf Kurzarbeit zurück, Redaktionsbereiche sind aber derzeit davon ausgenommen. Der Medienkonzern Axel Springer in Berlin beantragte Kurzarbeit für Teilbereiche des Unternehmens oder Tochtergesellschaften.
Auch bei Bertelsmann ist die Situation in den Geschäftsbereichen unterschiedlich. Zwei Beispiele: Kurzarbeit wurde für den Dienstleistungs-Bereich Arvato beantragt. Im Konzernzweig Mediengruppe RTL wiederum befinde sich aktuell kein Mitarbeiter in Kurzarbeit, wie es am Freitag von dem Medien-, Dienstleistungs- und Bildungskonzern in Gütersloh hieß.
Ähnliches Bild bei der Funke Mediengruppe mit Sitz in Essen, die Regionalzeitungs- und Zeitschriftentitel im Portfolio hat. Ein Sprecher teilte mit: "Von der Kurzarbeit betroffen sind
übergreifende Konzernbereiche, Eventbereich, Reisebereiche, Geschäftsstellen, einzelne Vermarktungsbereiche und Teile der Druckereien. Redaktionen sind nicht betroffen."
In der "Spiegel"-Gruppe wird derzeit das Instrument der Kurzarbeit noch geprüft. Eine Sprecherin teilte mit: "Eine Entscheidung, ob und wenn ja in welchen Bereichen wir Kurzarbeit anmelden, ist aber noch nicht getroffen."
APA