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Männliche Sprüche zum "Wort des Jahres 2020" wählen

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© APA/Schneider

Alle Marketingstrategen der Regierung können mit der Vorauswahl zum "Wort des Jahres 2020" zufrieden sein. Viele ihrer Wortschöpfungen und Akteure (Kurz, Mahrer, Blümel, Anschober) finden sich auf einer Shortlist, die von der APA-Gruppe und dem Institut für "Österreichisches Deutsch" erstellt wurde, um Online-Usern beim Voting die Qual der Wahl zu erleichtern. So gut wie alle Kandidaten zum Wort, Unwort, Spruch und Unspruch des Jahres haben Bezug zur Covidkrise. Einzig beim Jugendwort stehen ausschließlich Nicht-Corona-Wörter zur Wahl. Die Wahl zum "Wort des Jahres" erfolgte anhand der folgenden Kriterien:

Das Wort/UN-Wort/der Spruch sollte

  1. im heurigen Jahr
  2. in Österreich
  3. wichtig
  4. häufig
  5. von besonderer Bedeutung und
  6. besonderer sprachlicher Qualität sein.

Dabei spielt es keine Rolle, ob das Wort einen neutralen, positiven oder negativen Inhalt ausdrückt. Das Auswahlverfahren wurde von einer Jury getätigt, die sich aus Vertretern der Gesellschaft für Österreichisches Deutsch (GSÖD), APA-Gruppe-Mitarbeitern, einer Vertreterin des PRVA Public Relations Verband Austria und Mitgliedern der Karl-Franzens-Universität, Graz zusammensetzt. Über das Auswahlverfahren "Wort des Jahres 2020" wird auf der Seite https://oewort.at/verfahren/ informiert. Abgestimmt werden kann bis 1. Dezember, am 3. Dezember wird dann das Ergebnis präsentiert.

Österreichische Wortschöpfungen

Die Forschungsstelle Österreichisches Deutsch der Uni Graz hat in Kooperation mit der APA - Austria Presse Agentur wieder eine Liste mit Kandidaten zusammengestellt. Insgesamt 1.935 Personen gaben für mindestens eine Kategorie einen Vorschlag ab. Somit hatte die Jury heuer die Wahl zwischen 1.720 Kandidatenwörtern und -sprüchen.

Auswahl "Wort des Jahres 2020"

  • Ampelkommission
  • Babyelefant
  • Corona
  • Corona App
  • Kurzarbeit
  • Maskenpflicht
  • Quarantäne
  • Reisewarnung
  • Reproduktionszahl
  • verblümeln

Sozialminister Anschober mit Corona App und Babyelefant im Rennen | © APA/Jäger

Auswahl Unwort des Jahres

  • Abschiebepatenschaft
  • Absonderungsbescheid
  • cornoabedingt
  • Coronaparty
  • Covid-Lockerungsverordnung
  • Fensterklatscher
  • Herdenimmunität
  • Maskenwahn
  • Social distancing
  • Superspreader

Jugendwort des Jahres

  • Boomer
  • cringe
  • ghosten
  • lost
  • nice
  • no front
  • weird

Spruch des Jahres

  • „Bleiben Sie gesund! / G’sund bleiben!“
  • „Der Weg von der Hirnlosigkeit Weniger zur Arbeitslosigkeit Vieler ist ein kurzer.“ (Mahrer)
  • „Testen, testen testen!“ (Kurz)
  • „Wir kriegen das schon hin.“ (BP Van der Bellen)

"Rede des Bundespräsidenten" zum Nationalfeiertag | © ORF/Hans Leitner

Unspruch des Jahres

  • „Es wird bald die Situation kommen, dass jeder irgendjemand kennt, der aufgrund des Coronavirus gestorben ist.“ (Kurz)
  • „Die Behörden haben alles richtig gemacht.“ (LR Tilg, Tirol)
  • „Ich habe aber gar keinen Laptop gehabt. Ich habe [im Bundeskanzleramt] über das Handy gearbeitet ...“ (Blümel über seine Zeit als Minister)
  • „Das Virus kommt mit dem Auto.“

Vorauswahl des Jahres

Warum die Jury genau diese Begriffe und Wörter auf die Liste setzte, und wo der österreichische Aspekt liegen soll abseits der politischen Kommunikation lässt sich nicht nachvollziehen. Als "Jugendwort des Jahres" sind gar nur englische Begriffe vorgewählt, von denen ein einziges relevant scheint: Boomer. Die Altersspektrum von "Jugend" ist klar umzäunt, denn es sollen nur Personen unter 25 Jahren an der Abstimmung "Jugendwort des Jahres" teilnehmen. Dass der frühpubertäre Wortschatz für Studenten und Studentinnen ebenso relevant sein soll wie für Teenager im Schulhof und coole Rabauken im Volksschulalter, ist ebenso verwunderlich wie die vollkommene Abstinenz von Corona-Begriffen. Als hätte die Jugend darüber nichts zu sagen.

Kanzler Kurz warb um Vertrauen in die Coronaampel. "Ampelkommission" hat es auf die Liste geschafft | © APA/Punz

Babyboomer lehren österreichisch

Bei der Auswahl "Wort des Jahres 2020" und seinem Pendant, dem Unwort des Jahres, kommt die politisch eingefärbte Wortwahl stärker zum Vorschein. Wenn es keine Rolle spielen soll, ob das Wort einen neutralen, positiven oder negativen Inhalt ausdrückt, warum wird es dann zum "Unwort" respektive "Wort des Jahres" prädestiniert?

Beim "Spruch des Jahres" ist keine einzige Frau darunter, obwohl beispielsweise Beate Meinl-Reisinger immer wieder super Sprüche auf Lager hatte. In die Auswahl kam nur das männliche Geschlecht, und der Bundeskanzler gleich mehrfach vor. Dabei ist sein berühmtester Spruch gar nicht dabei, die dauerventilierte "Neue Normalität" (mit gnädiger Unterstützung von PR-  und Nachrichtenagenturen) wäre sogar für den Jungendspruch bestens geeignet gewesen. "something like a new normal".

Beate Meinl-Reisinger im Rahmen einer Sondersitzung des Nationalrates. Sie ist immer für gute Sager zu haben, auch auf dem politischen Parkett| © Parlamentsdirektion / Michael Buchner

Lockerungs-PR am Überlegen

Die Selektion war sicher nicht einfach. "Babyelefant" wird zum Wort des Jahres 2020 gewählt werden, "Covid-Lockerungsverordnung" zum Unwort des Jahres. Das macht genauso viel Sinn wie 1,5 Meter auf einen Meter zu verkürzen oder Reisewarnungen für Coronapartys abzugeben. Die Wörter haben ihre Bedeutung verloren, bevor sie überhaupt gewählt wurden. Man kennst sich einfach nicht mehr aus.

Online Guerilla PR in Echtzeit

Die gute Nachricht: niemand muss sich an die Vorschläge der Jury halten und kann seine eigenen Wörter, Unwörter, Sprüche und Unsprüche des Jahres abgeben und auf der Abstimmungswebsite einen "Alternativvorschlag" unterbreiten. Wie wär's mit folgender Auswahl:

  • Wort des Jahres: Zusammenhalt
  • Unwort des Jahres: Coronamaßnahmen
  • Spruch des Jahres: "Die Krise geht uns auf die Nerven" (Bundespräsident Van der Bellen bei seiner Ansprache am Nationalfeiertag in ORF 1 und 2)
  • Unspruch des Jahres: " "Sie kriegen nichts auf die Reihe, aber sie schicken den 'Cluster Buster Bus' in die Schulen." (Beate Meinl-Reisinger, Interview für Die Presse, 3.10.2020)

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(APA/red)

Veröffentlicht von
Redaktion

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