Gesunkene Werbeeinnahmen infolge der Coronakrise haben dem Kurznachrichtendienst Twitter Verluste im zweiten Quartal eingebrockt. Bei einem Umsatzrückgang um 19 Prozent auf 683 Millionen Dollar (589,9 Millionen Euro) fiel bereinigt ein Minus von 127 Millionen Dollar an, teilte der Konzern am Donnerstag mit. Vor einem Jahr stand ein Gewinn von 37 Millionen Dollar in den Büchern von Twitter.
Nach Steuern lag das Minus wegen steuerlichen Sondereffekten im Zusammenhang mit Aktivitäten in Irland bei 1,2 (Vorjahr: plus 1,1) Milliarden Dollar. Unterdessen schnellte die Zahl der aktiven User pro Tag um 34 Prozent auf 186 Millionen in die Höhe - der höchste Zuwachs in einem Quartal. Analysten hatten hier mit einem etwas knapperen Anstieg auf 176 Millionen gerechnet. Zwar beklagt der Konzern Verluste bei den Einnahmen, dafür freut man sich über zusätzliche User. Die sorgen langfristig betrachtetet für mehr Profit.
Vorstandschef Jack Dorsey erklärte, wegen der jüngsten Hacker-Angriffe habe Twitter rasch Gegenmaßnahmen ergriffen und arbeite dabei mit den Behörden zusammen. Insgesamt waren 130 Accounts betroffen. Darunter befanden sich Prominente wie etwa US-Präsidentschaftskandidat Joe Biden, Ex-US-Präsident Barack Obama, Tesla-Chef Elon Musk, Microsoft-Gründer Bill Gates, Amazon-Chef Jeff Bezos und Rapper Kanye West, aber auch Firmen-Konten etwa von Apple und Uber.
Nach ersten Erkenntnissen des Kurznachrichten-Dienstes wurden in einer koordinierten Attacke Twitter-Mitarbeiter mit Zugang zu internen Systemen ins Visier genommen. Seit Beginn der Corona-Krise arbeitet ein Großteil der Beschäftigten von Zuhause aus. Zugleich berichtete die Website “Vice” unter Berufung auf einen angeblichen Angreifer, sie hätten auch einen Twitter-Insider für seine Hilfe bezahlt. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig bestätigen.
Twitter hatte in der Vergangenheit immer wieder mal Probleme mit dem Kapern von Accounts – aber noch nie auf so breiter Front und bei so vielen prominenten Namen auf einmal. Schon das Ausmaß der Attacke legte nahe, dass diesmal nicht wie bei früheren Fällen etwa eine mit Twitter-Accounts verknüpfte App ausgenutzt wurde, sondern dafür direkt Systeme von den Unternehmens eingesetzt wurden.
(APA/red)
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