Einem Journalist und Medienmacher mit Herzblut darf man ruhig glauben, wenn ein Tropfen dessen für einen Neustart geopfert wird. Weil die kostbare Flüssigkeit nicht in staubige Erde versickern soll, wie nach einem verlorenem Duell, muss der Blutstropfen rasch in ein frisches Gefäß. Am besten in eine Wasserflasche voller Ideen und Tatendrang. Um der geschmacklosen Substanz Nuancen zu geben, reicht ein Tropfen Genialität allemal, noch dazu wenn Datum-Chefredakteur Stefan Apfl sich als edler Spender entpuppt. Und all sein Wissen an eine NachfolgerIn weitergibt, außer seinen feschen Titel. Der Clou: Ab September wird der redaktionelle Schwerpunkt jeder neuen Ausgabe von unterschiedlichen Persönlichkeit konzipiert und kuratiert. Daraus ein Heft zu basteln, liegt fortan in der Verantwortlichkeit der neuen "Redaktionsleitung mit CvD-Funktion", die noch gefunden werden muss, wie Zach erklärte.
Das Monatsmagazin "Datum" schlägt künftig einen neuen Weg ein. Den Anfang macht die ehemalige OGH-Präsidentin Irmgard Griss. Die Auswahl der Kuratoren erfolgt durch das Führungstrio Sebastian Loudon, Alexander Zach und Stefan Apfl, der die Chefredaktion abgibt. Fraglich bleibt, ob etwa Griss als Chefredakteurin im Impressum genannt wird oder das Führungstrio. Generell scheint die Nennung eines Chefredakteurs bzw. Stellvertreters im Impressum nicht mehr sehr gebräuchlich zu sein. Viele Geschäftsführer beanspruchen diesen Platz und machen deutlich wofür die News gemacht werden: Anzeigenverkauf.
Die Kuratoren für ein Jahr "Datum neu" sind schon erdacht: Unter den "Gast-Chefs" sollen arrivierte Journalistinnen und Journalisten ebenso sein wie "junge, aber auch Intellektuelle, Kunstschaffende und Menschen aus der Zivilgesellschaft" das jeweilige Schwerpunktthema auf rund 25 Seiten federführend gestalten. Neben Irmgard Griss stehen zwei weitere Namen schon fest: Im Oktober übernimmt der Bestseller-Autor Marc Elsberg diese Rolle und im November PULS-4-Infochefin Corinna Milborn.
Apfl wird den Posten als Chefredakteur nach der Sommer-Doppelausgabe räumen und sich auf seine Rolle als Miteigentümer konzentrieren. "Ich bin Journalist und Medienmacher und werde das mit Herzblut bleiben", sagte Apfl laut Aussendung. Der Journalist hatte die Chefredaktion im Oktober 2015 übernommen und das Magazin ab 2016 gemeinsam mit Herausgeber Loudon und Geschäftsführer Zach neu aufgestellt. Wie er seine Rolle als Miteigentümer gestalten möchte, stand nicht zur Frage.
Für die operative Führung soll bis Herbst noch eine Person die Führungscrew verstärken. Gesucht wird jemand für die "Redaktionsleitung mit CvD-Funktion", wie es Zach umschrieb. Blattmacherisch werde sich Loudon künftig stärker einbringen. Einen nominellen Chefredakteur werde es hingegen nicht mehr geben.
Wer Lust hat mit ständig wechselnden Gastchefs, einem selbstbewussten Geschäftsführerteam (alles Journalisten) und dem sexy Titel "CvD" eine Redaktionsleitung zu schupfen, ist der/die Richtige für den Job.
In Zeiten von Corona könnte es helfen, zusätzlich ein paar Anzeigenkunden als Mitgift einzubringen. Karrieren im Journalismus können so beginnen aber auch wieder enden
(APA/red)
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