Kamelurin, Bleichmittel, Methanol, Mundschutz statt Mund-Nasen-Schutz: Fehlinformationen durch Gerüchte und Verschwörungstheorien in Zusammenhang mit dem Coronavirus haben seit Beginn der Pandemie weltweit Hunderte Menschen das Leben gekostet. Tausende Menschen mussten wegen größtenteils in sozialen Netzwerken verbreiteter Falschinformationen im Spital behandelt werden. Fake-Corona-Heilmittel stellen eine besondere Gefahr dar.
Das ergab eine im "American Journal of Tropical Medicine and Hygiene" veröffentlichte Studie. Die von einem Team internationaler Wissenschafter unter anderem aus Australien, Thailand und Japan zusammengetragenen Daten stammen aus dem Zeitraum zwischen Dezember 2019 und April 2020.
So sei Menschen in Indien empfohlen worden, Kuhurin oder -dung zu verzehren, um sich gegen eine Ansteckung zu wappnen. In der indischen Medizin wird Kuhdung in erhitzter Form für verschiedene Ayurveda Medikamente, oder etwa Seifen, Zahnpasta und Anti-Mücken-Sprays verwendet. In Saudi-Arabien wurde Kamelurin mit Limone als Wunderwaffe gegen SARS-CoV-2 beworben. Urin des Menschen besteht zu 95 Prozent aus Wasser und zu fünf Prozent aus Endprodukten des Stoffwechsels. Studien zeigen, dass unser Urin über 3000 chemische Bestandteile aufweist.
Der Konsum von hochkonzentriertem Alkohol zur vermeintlichen Desinfizierung des Körpers kostete weltweit sogar 800 Menschen das Leben. Rund 5.900 landeten nach dem Trinken von Methanol im Krankenhaus, 60 erblindeten. In Indien sterben jährlich etwa 1000 Menschen an den Folgen des Konsums von gepanschtem Alkohol.
Die Forscher untersuchten auch mögliche Folgen von Stigmatisierung. So habe sich ein Mann in Indien das Leben genommen, weil er glaubte, mit Corona infiziert zu sein - und die mögliche Erkrankung als Schande empfand. Auch sei es immer wieder zu verbaler und physischer Gewalt gegenüber Menschen asiatischer Herkunft und Mitarbeitern des Gesundheitssystems gekommen, weil beide Gruppen für die Ausbreitung des Virus verantwortlich gemacht wurden. Die Wissenschafter hatten mehr als 2.300 Berichte in 25 Sprachen aus 87 Ländern untersucht.
Neben der Pandemie gebe es demnach auch eine "Infodemie", so die Forscher. Sie forderten Regierungen und internationale Organisationen auf, Corona-Fehlinformationen im Internet besser zu überwachen, als falsch zu entlarven und "mit Social-Media-Unternehmen zusammenzuarbeiten, um korrekte Informationen zu verbreiten."
(APA/red)
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