TikTok verletzt Jugendschutz und Privatsphäre von Kindern

Keine andere Social Media Plattform ist derzeit so erfolgreich unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen wie TikTok. Kein anderes Medium geht so nahe in den persönlichen Lebensraum und beschreibt die Menschen hinter den Videos so lebensnah und echt. Alleine im ersten Quartal 2020 wurde die App 315 Millionen Mal heruntergeladen und mit über zwei Milliarden Installationen eine Schallmauer durchbrochen. Nun werden Vorwürfe gegen die Social Media App TikTok für ihren Umgang mit Jugendschutz erhoben. Die Privatsphäre von Kindern werde nicht ausreichend geschützt.

Nicht nur bei Jugendlichen erfreut sich das Video-Netzwerk stark wachsender Beliebtheit. Viele Kids sind süchtig geworden, und das ist auch den Erwachsenen nicht entgangen. Influencer wie Beate Meinl-Reisinger, Martin Sellner und Katie Bellowitsch wurden nebst anderen erwachsenen Politikern und kommerziell motivierten Influencern schon beim Fischen im Jugendteich von TikTok gesichtet.

TikTok Jugendschutz kaum vorhanden

Die US-Handelskommission (FTC) und das US-Justizministerium haben Insidern zufolge eine Untersuchung gegen die Social Media Video-App TikTok wegen Vorwürfen der Missachtung der Privatsphäre von Kindern eingeleitet.  Es geht um mögliche Verstöße der in China ansässigen Kurzvideo-Plattform gegen ein Abkommen aus 2019. In der Vereinbarung hatte sich TikTok verpflichtet, Videos und persönliche Informationen über Nutzer im Alter von 13 Jahren und jünger aus dem Umlauf zu nehmen.

TikTok wird Missachtung der Privatsphäre von Kindern und Jugendlichen vorgeworfen

Untersuchung von US-Behoerden gegen die Video-App TikTok wegen Vorwurfs der Missachtung der Privatsphaere von Kindern

Freizügige Teenager und nachahmende Kinder

Wer die App geladen hat, kennt die Inhalte, und weiß wie kreativ und freizügig hauptsächlich Teenager und Twens ihre Kurzvideos gestalten. Bei TikTok sind Like-Count und Follower prominent ersichtlich, was das Suchtpotential extrem steigert. Instagram hat aus diesem Grund die Zahl der Likes versteckt. TikTok erlaubt fast jede Art von Message. Verklausuliert werden dabei auch politische Einstellungen verdeutlicht, aber hauptsächlich Geltungsdrang, Partnersuche und Sexualität.

USA wieder einmal vor der EU mit Massnahmen

Zuvor hatte bereits Außenminister Mike Pompeo erklärt, dass die USA ein Verbot der bei Kinder und Jugendlichen beliebten Plattform des chinesischen Konzerns ByteDance erwägen. Auch US-Vizepräsident Mike Pence sagte am Dienstag in einem Interview mit dem Sender Fox, dass die Vereinigten Staaten "weiterhin ihren deutlichen Standpunkt" in Bezug auf chinesische Unternehmen vertreten würden, die die Sicherheit der USA bedrohten, einschließlich der Social-Media-App TikTok.

Spanner-Portal für Jugendliche und Erwachsene

Ein TikTok-Sprecher sagte, dass das Unternehmen die "Sicherheit aller Nutzer ernst nehmen", und fügte hinzu, dass in den Vereinigten Staaten "Nutzer unter 13 Jahren die App nur mit Einschränkungen nutzen können, die zusätzliche Sicherheits- und Datenschutzbestimmungen beinhalten, die speziell für ein jüngeres Publikum entwickelt wurden."

Kommentar: Die Realität ist eine andere. Screenshots der App, die in diesem Nachrichtenartikel enthalten sind, zeigen eine Auswahl an Videos, die einem 45-Jährigen männlichen User nach Starten der App präsentiert werden. Obwohl noch keine Einstellungen zu Vorlieben getätigt wurden, der User keinen Accounts folgt und selbst noch kein Video erstellt hat, werden hauptsächlich Videos von Teenagern gezeigt. Es wäre für die App-Programmierer sehr leicht, diesem User nur Videos von eindeutig erwachsenen Menschen vorzuführen. Videos aus der eigenen Region oder dem selben Kulturkreis werden immerhin präsentiert. Langes Betrachten bestimmter Inhalte und schnelles swipen bei anderen wird von der App protokolliert. Mithilfe künstlicher Intelligenz und Daten aus dem Smartphone (Browserverlauf, installierte Apps, Gerätetyp, Nutzermerkmale) werden "passende" Videos angeboten. Der 45-Jährige User hatte zum Zeitpunkt des Tests keine der gezeigten "Vorlieben" auf seinem Handy gespeichert.

(APA/red)