Medien

Trump kommt in Österreich-Zeitungen öfters vor als Kurz

© APA/Fohringer

Auch wenn Bundeskanzler Sebastian Kurz und sein Kanzleramt viel Geld in die Medienförderung stecken, können sie damit nicht die mediale Berichterstattung beeinflussen. Sogar wenn ein zweiter Lockdown ausgerufen wird, werden Titelseiten des Boulevard von der Regierung gekauft, damit die Schlagzeile "Corona Lockdown für ganz Österreich" unters Volk gebracht wird. Kein Cent an die heimische Medienlandschaft floss hingegen von der US-Regierung. Dennoch ist Amtsinhaber Donald Trump unangefochtener König der heimischen Nachrichten in österreichischen Tageszeitungen. Ein schlagender Beweis für die Unabhängigkeit der Presse und ihre große Liebe zu den USA ließe sich ableiten, aber es sind wohl andere Gründe ausschlaggebend: Die ausufernde Medienpräsenz ist der schillernden und höchst umstrittenen Persönlichkeit des amtierenden Präsidenten geschuldet.

US-Präsident Donald Trump beantwortet die Frage während einer Pressekonferenz am 5. August 2020 im Brady Briefing Room des Weißen Hauses in Washington, DC | © APA/AFP/DOULIERY

Trump schlägt Kurz bei Präsenz in Tageszeitungen

Donald Trump kommt in den österreichischen Tageszeitungen öfter vor als der frühere Student, ÖVP-Funktionär und nunmehrige Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP). Das zeigt eine Auswertung von APA-Comm anlässlich der US-Präsidentenwahl. Im Zeitraum von Oktober 2016 bis Oktober 2020 verzeichnete Trump insgesamt 73.129 Beiträge in den 15 Tageszeitungen, was rund 50 Artikel pro Tag entspricht. Kurz kommt auf 71.287 Beiträge, doch war er nur während rund der Hälfte des Erhebungszeitraums österreichischer Regierungschef.

Abstand zu EU-Politikern und Russland

Bereits mit deutlichem Abstand hinter Trump und Kurz finden sich auf den Plätzen drei, vier und fünf die deutsche Kanzlerin Angela Merkel (23.942 Beiträge), der russische Präsident Wladimir Putin (16.528) und der französische Staatspräsident Emmanuel Macron (14.662).

Bundeskanzlerin Angel Merkel bei einer Rede während der 992. Sitzung im Deutschen Bundesrat in Berlin | © Bundesrat/Steffen Kugler

Der frühere Selfmade-Millionär, Immobilientycoon, Reality-TV-Star und jetzige US-Präsident liegt auch bei den Intensitätswerten der Berichterstattung vorne. "Trump ist nicht nur Österreichs meistgenannter Politiker, sondern auch jener mit der häufigsten Headline-Präsenz", betont Manuel Kerzner, Medienanalyst bei APA-Comm. Der US-Präsident Donald Trump ist auch im Vergleich mit seinen Vorgängern eine Klasse für sich. So kam George W. Bush während seiner ersten Amtsperiode (2001-2005) nur auf 55 Prozent der Beitragsanzahl von Trump. Dessen unmittelbarer Vorgänger Barack Obama kam in seinen ersten vier Jahren auf weniger als die Hälfte der Nennungen Trumps.

Zweite Amtszeit von Trump nicht einberechnet

Allerdings zeigt die neue Analyse auch Anzeichen für ein Abklingen der medialen Trumpmania. In einer Analyse der ersten Hälfte seiner Amtszeit (Oktober 2016 bis Oktober 2018) war Trump nämlich auf 43.236 Beiträge in den österreichis chen Zeitungen gekommen, was einem Durchschnittswert von 60 pro Tag entsprach. Kanzler Kurz lag in diesem Zwei-Jahres-Zeitraum mit 33.939 Beiträgen noch deutlich hinter Trump.

Top Ten der Staats- und Regierungschefs

In den österreichischen Tageszeitungen komplettieren der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan (14.098), der britische Premier Boris Johnson (9.435), der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán (7.720), der chinesische Staats- und Parteichef Xi Jinping (3.523) sowie der italienische Ministerpräsident Giuseppe Conte (2.778) die Top Ten der meistgenannten Staats- und Regierungschefs .

Unbekannte EU-Politiker

Dass es kein EU-Spitzenpolitiker in die Topränge geschafft hat, liegt am Ende 2019 erfolgten Wechsel in den Brüsseler Chefetagen. Der vor einem Jahr aus dem Amt geschiedene frühere EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker hatte es nämlich schon in der Zwei-Jahres-Auswertung von 2016 bis 2018 auf 5.150 Nennungen gebracht, mehr als Xi und Conte im vierjährigen Zeitraum. Conte regiert allerdings erst seit Juni 2018, der britische Premier Boris Johnson seit Juli 2019.

(APA/red)

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Redaktion

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