Trump verbietet Geschäfte mit China-App TikTok

Die App TikTok ist US-Präsident Donald Trump schon seit einiger Zeit ein Dorn im Auge. Weil die Social Media Plattform aus China stammt und mittlerweile von rund 175 Millionen US-Bürgern genutzt wird. Die unterhaltsame App des Unternehmens ByteDance erlaubt registrierten Nutzern, kurze Videos mit Musikunterlegung zu produzieren, mit Text und Effekten zu unterlegen und in einem Profil zu speichern, wo die Clips für alle Welt sichtbar sind. Die freizügigen Einblicke, die vor allem Jugendliche gewähren, liefern allerlei Informationen über den Nutzer und sein Lebensumfeld. Trump beschuldigt die chinesischen Macher von TikTok, die Daten von US-Bürgern für Spionagezwecke auszuwerten.

Donald Trump hegt Sicherheitsbedenken gegen TikTok und setzt Frist für Verkauf an US-Unternehmen

Donald Trump hegt Sicherheitsbedenken gegen TikTok und setzt Frist für Verkauf an US-Unternehmen | © APA/AFP/Loeb

Trump unterzeichnet Dekret gegen TikTok

Der US-Präsident verfügte am Donnerstag Anordnungen, die Geschäfte mit ByteDance, Eigner der Video-App TikTok, und Tencent, sowie dem mit dem Eigner der WeChat-App untersagen. Die Dekrete treten in 45 Tagen in Kraft. Die Unternehmen Tencent und ByteDance wollten sich nicht dazu äußern. Tencent-Aktien fielen am Freitag um mehr als vier Prozent. Die Regierung hatte zuletzt schon angekündigt, aus Sicherheitsgründen gegen chinesische Apps vorgehen zu wollen. TikTok und WeChat wurden in diesem Zusammenhang als "signifikante Bedrohungen" dargestellt - Trump und andere US-Politiker sehen TikTok als chinesisches Spionageinstrument.

Microsoft soll TikTok von ByteDance kaufen

Derzeit läuft eine Frist bis zum 15. September, um die US-Aktivitäten von TikTok an den amerikanischen Software-Riesen Microsoft zu verkaufen. Gelingt der Deal nicht, droht das Verbot in den USA. Laut "Financial Times" will Microsoft das weltweite Geschäft des Videodienstes übernehmen, nicht nur das in den USA. Darin eingeschlossen seien die Aktivitäten in Europa und Indien.

In der Trump-Anordnung hieß es, TikTok könne für Propaganda-Kampagnen genutzt werden, von denen die alles beherrschende Kommunistische Partei (KP) in China profitiere. Im WeChat-Dekret hieß es, die KP könne über die App an Daten amerikanischer Bürger kommen.

Mit TikTok können Kurzvideos hergestellt und mit Spezialeffekten bearbeitet werden. Das Netzwerk hat sich in den USA zunehmend zu einer Plattform für politische Debatten und Kampagnen entwickelt. Die App hat rund 100 Millionen Nutzer in den Vereinigten Staaten. Sie ist vor allem bei jungen Nutzern sehr beliebt. Bytedance bestreitet, Nutzerdaten an die chinesische Regierung weiterzugeben.

Instagram Reels von Facebook

Kürzlich hat Facebook mit Instagram Reels ein ähnliches Angebot wie TikTok gestartet. Der Start von Instagram Reels in Österreich verzögert sich allerdings, da es nicht unter jenen 50 Ländern dabei war, die den Dienst bereits nutzen können.

Instagram Reels wird in Österreich vorerst nicht verfügbar sein

Instagram Reels wird in Österreich vorerst nicht verfügbar sein | © Instagram

China will sich "Diebstahl" von USA nicht gefallen lassen

Der Technologie-Experte James Lewis sagte der Nachrichtenagentur Reuters, China werde sich das Vorgehen von Donald Trump nicht gefallen lassen und Vergeltung üben. TikTok sei der wichtigere Fall. WeChat habe in den USA nur rund drei Millionen User, die meisten davon Chinesen.

Verbot für US-Beamte und Behörden

Das US-Heimatschutzministerium, die US-Streitkräfte sowie die Verkehrssicherheitsbehörde TSA haben die Nutzung von TikTok auf Diensthandys bereits verboten. Der US-Senat verabschiedete am Donnerstag einen Gesetzentwurf, wonach allen Regierungsmitarbeitern, Parlamentariern, Kongressmitarbeitern und Angestellten öffentlicher Unternehmen das Herunterladen und die Nutzung von TikTok auf Diensthandys verboten werden soll. Das Repräsentantenhaus - die andere Parlamentskammer - hat über die Gesetzesvorlage aber noch nicht entschieden.

Nationaler Notstand für Kommunikationstechnologie

Mit den Maßnahmen werde auf einen "nationalen Notstand" in der Informations- und Kommunikationstechnologie reagiert, heißt es in der Verordnung der US-Regierung unter Präsident Donald Trump. TikTok und WeChat fischten automatisch große Datenmengen ihrer Nutzer ab, darunter zu deren Internetaktivitäten und Aufenthaltsorten. Dies könne Chinas KP den Zugriff auf persönliche Daten von US-Bürgern ermöglichen. Die Daten von TikTok könnten potenziell auch dafür benutzt werden, die Aufenthaltsorte von Mitarbeitern der US-Bundesbehörden herausfinden, Material für Erpressungsversuche zusammenzustellen und Wirtschaftsspionage zu betreiben, wird in der Verordnung spekuliert.

(APA/red)