Für das WestLicht ist die "World Press Photo"-Schau ein Fixpunkt im Programm, ist sie heuer doch bereits zum 19. Mal in der Fotogalerie in Wien-Neubau zu Gast. Nach längerer Corona-Schließzeit öffnete das Haus am Donnerstagabend mit diesem "Best of" der Pressefotografie sowie mit einer Simon-Lehner-Schau wieder die Pforten. 4.300 Fotografen aus 24 Ländern beteiligten sich mit fast 74.000 Fotos.
Seit 1955 schreibt die unabhängige World Press Photo Foundation mit Sitz in Amsterdam den international bedeutendsten Preis für Pressefotografie aus. Beim heurigen Wettbewerb vergab die Jury 44 Preise in mehreren Kategorien. "Vor zwei Jahren haben wir eine neue Umwelt-Kategorie eingeführt. Heuer haben wir gesehen, dass Fragen des Klimawandels und der Umwelt sich mittlerweile in allen Kategorien niederschlagen. Diese Themen sind aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken", sagte Kuratorin Samira Damato von der World Press Photo Foundation bei der Presseführung.
"Auch die Protestbewegungen von Jugendlichen haben sich heuer ungewöhnlich stark niedergeschlagen", so Damato, " - von Hongkong über Chile bis in den Sudan." Dort wurde auch das "World Press Photo" 2020 aufgenommen. Das von dem japanischen AFP-Fotografen Yasuyoshi Chiba aufgenommene Siegerbild "Straight Voice" zeigt einen jungen Mann, der im Juni 2019 mitten in einer Gruppe von Demonstranten der Demokratiebewegung im Sudan und im Schein vieler Handy-Lampen Gedichte rezitiert. Für die Jury "ein sehr schönes, ruhiges Foto, das all die Unruhe auf der Welt und das Verlangen der Menschen nach Veränderung zusammenfasst".
Der belgische Fotojournalist Alain Schroeder wurde für seine Arbeit über bedrohte Orang-Utans und die Abholzung des indonesischen Regenwaldes mit zwei ersten Preisen in der Kategorie Natur ausgezeichnet und war zur Ausstellungseröffnung nach Wien gekommen. "Die Arbeit in Sumatra hat sechs Monate gedauert - es war nicht leicht, vom Erhalten der Fotoerlaubnis bis zum Begleiten der Helfer bei ihrer Arbeit", erzählte er. Sein Sieger-Foto in der Einzelkategorie zeigt ein Orang-Utan-Baby auf dem Operationstuch eines Rescue-Teams. Seine Mutter wurde auf einer Palmölplantage von Wächtern schwer verletzt, es selbst starb kurz danach. Eines der berührendsten Fotos der ausgezeichneten Serie zeigt eine acht Jahre alte Orang-Utan-Dame, die sich vor dem Aussetzen in der freien Natur an ihren Helfer klammert.
Das Aufeinandertreffen von friedlicher Natur und dem martialischen Wahnsinn des Menschen zeigt dagegen ein Foto des mexikanischen Fotografen Alejandro Prieto, das den zweiten Preis in der Natur-Kategorie erhalten hat: Ein kleiner Rennkuckuck nähert sich dabei der massiven Stacheldrahtmauer, die in Arizona die USA von Mexiko trennt. Inmitten der auch heuer wieder dominierenden Katastrophen- und Kriegsfotos, in denen viel menschliches Leid in den Fokus gerückt wird, fast ein Moment zum Schmunzeln.
Parallel zur World Press Photo Ausstellung zeigt der 1996 in Wels geborene Fotograf Simon Lehner ein paar Arbeiten seiner Serie "Men don't play / Men do play", mit der er "Hypermaskulinität und die Illusion von Männlichkeit" untersucht. Fast fünf Jahre lang fotografierte er in der sogenannten Airsoft-Szene, bei der Kriegsspiele mit Plastikmunition für bis zu 1.500 Teilnehmer möglichst authentisch inszeniert werden. "Das ist eine rein männlich dominierte Subkultur", so Lehner.
(APA/red)
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