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Wiener Opernball kommt als ORF-Spendengala ins TV

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© Katharina Schiffl

Der 65. Wiener Opernball schlägt ein neues Kapitel seiner traditionsreichen Geschichte auf. Erstmals stellt sich die Ballveranstaltung nicht primär in den Dienst der Künstler und Künstlerinnen des Hauses, sondern verfolgt ein höheres Ziel. In Kooperation mit dem ORF steht eine große Hilfsaktion für in Not geratene Menschen im Mittelpunkt der Ballnacht in der Wiener Staatsoper. Getragen von der Initiative "Österreich hilft Österreich" wird das High-Society Event zu einer wohltätigen Gala umfunktioniert. Als Gastgeberin des Wiener Opernballs 2023 fungiert zum ersten Mal die Wiener Staatsoper höchstpersönlich. Das hauseigene Marketingteam und ein ehrenamtliches Komitee setzen neue Akzente, ohne auf die langjährige Balltradition zu vergessen. Einige "Rituale" wurden beibehalten, andere lieb gewonnene Traditionen über Bord geworfen.

So sah die Opernball Eröffnung 2020 aus. | © Vanessa Hartmann Gnong

Regierung darf feiern

Nach zwei Jahren Pause erwacht der Wiener Opernball aus seinem Dornröschenschlaf. Nicht nur die Ballveranstaltung. Nach Zeiten der Abstinenz kündigt sich wieder die gesamte Regierungsspitze an. Sie muss sich in Frack und Ballkleid zwängen, um den solidarischen Dienst mit der eigenen Bevölkerung zu vollziehen. "Österreich hilft Österreich" macht den Staatsball zu einer opulenten Charity-Show und zum quasi Pflichttermin für Politiker und Politikerinnen jeden Couleurs. Während die eine Seite von jeher kein Problem mit dem Opernball hatte, findet die andere mit dem neuen Konzept ebenfalls ihre Freude. Im musikalischen Eröffnungsprogramm erklingen alle Töne der Verbundenheit. Für die einen ist es die Bundeshymne, für die andere die Europahymne.

Kinder vor den Vorhang

Die Balleröffnung ist der frühzeitige Höhepunkt des gesamten Opernballs. Nach dem Einzug des Jungdamen- und Jungherren-Komitees wird der Altersschnitt auf dem Tanzparkett noch einmal gesenkt. Schüler und Schülerinnen der Ballettakademie der Wiener Staatsoper und die Kinder der Opernschule verwandeln das Opernhaus in einen Schulhof der jungen Talente. Nicht weniger rührselig verspricht die Inszenierung des Eröffnungsstücks "Freunde, das Leben ist lebenswert" zu werden. Heldentenor Andreas Schager wird dabei von seiner bezaubernden Frau Lidia Baich musikalisch begleitet. Danach trägt Camilla Nylund das Vilja-Lied aus "Die lustige Witwe" vor, um wenig später mit Schager "Zwei Herzen im Dreivierteltakt" höher schlagen zu lassen. Bevor es "Alles Walzer" heißt, tanzen die Jungdamen- und Jungherren einheitlich zu "An der schönen blauen Donau".

Der österreichische Heldentenor Andreas Schager. | © David Jerusalem

ORF als Stargast am Ball

Die Berichterstattung des ORF über den Wiener Opernball erreicht 2023 neue Dimensionen an Intensität und Programmdichte. Im Dienst der guten Sache wird jedes kleinste Detail der Veranstaltung beleuchtet. Um möglichst viele Spendenaufrufe unterzukriegen, gibt es schon Tage vor der Live-Übertragung zahlreiche Sondersendungen. Damit den Fernsehmachern nicht die Luft ausgeht, wurde die Riege an Moderatoren und Moderatorinnen erweitert. Heuer rücken sogar ORF-Reporter aus dem Nachrichtenstudio aus, um den anwesenden Politikern kluge Fragen am berühmtesten Faschingsball der Welt zu stellen. Nadja Bernhard und Tarek Leitner sollen ein Zeichen für informativen Nachrichtenjournalismus abgeben. Für den unterhaltsameren Teil ist wieder einmal Mirjam Weichselbraun zur Stelle. Jedoch mit einem neuen Partner. Andi Knoll ersetzt Langzeitmoderator Alfons Haider. Über die Gründe für den Wechsel herrscht Stillschweigen auf beiden Seiten.

Tarek Leitner und Nadja Bernhard moderieren am Wiener Opernball. | © ORF/Roman Zach-Kiesling

Logenplätze im Freundeskreis

Am Ambiente des Opernballs wird sich für die Logengäste trotz zahlreicher Umstellungen wenig ändern. Sie erhalten im Gegenzug für ihre großzügige Anwesenheit jede Menge Nahaufnahmen und Seitenschwenks von den ORF-Kameras. Unter dem Mäntelchen einer wohltätigen Spendengala braucht man sich den Vorwurf von Dekadenz nicht einmal ansatzweise gefallen lassen. Mittlerweile sind frühere Opernball-Rebellen im Frack ohnedies handzahm geworden. Richard Lugner sieht sich regelmäßig Aufführungen im Opernhaus an, hört man, und fühlt sich dem Haus auch abseits der Ballnacht tief verbunden. Weil er nicht mehr so knausrig ist, wenn es ums Begleichen der Zeche fürs Eigenmarketing geht, hat er sich einen ordentlichen Rang und verteidigende Worte des Operndirektors verdient. Karl Hohenlohe und Christoph Wagner-Trenkwitz werden bei der Übertragung der Ballnacht nur jene Logengäste namentlich nennen, die vorher brav zugunsten "Österreich hilft Österreich" gespendet haben.

Krönchen von Swarovski

Weibliche Köpfchen mit Kristallen zu schmücken, hat von jeher Tradition am Opernball. Die Swarovski Tiara ist die krönende Pracht des Wiener Opernballs. 144 Debütantinnen dürfen den Wiener Opernball mit der Swarovski Tiara am Haupt im Scheinwerferlicht eröffnen. Jedes Stück besticht mit 435 klaren Kristallen. Ein zentraler Stern ist mit einem beweglichen Dancing Stone versehen. Nadja Swarovski gilt als ausgewiesene Expertin für Mode und Design. Sie ist Teil des Komitees, edle Spenderin und vertritt den "offiziellen Freundeskreis" der Wiener Staatsoper.

Debütantin Lisa mit Swarovski Tiara bei der Opernball Pressekonferenz 2023. | © Katharina Schiffl

Neuer Opernball-Papa

Bogdan Roscic, Direktor der Wiener Staatsoper, gab bei der Pressekonferenz seinen Zugang zum Opernball preis. Er zitierte Lotte Tobisch, deren Vermächtnis in der Wiener Stadtbibliothek ausgestellt ist. An der Seite von Roland Weißmann, Generaldirektor des ORF, und Moderator Andi Knoll, der einen Vorgeschmack seines Humors darbot, machte Roscic kein Hehl über seine Vorfreude auf den Ball. Während seine Vorgänger die Ballnacht eher als Störung des künstlerischen Betriebs empfanden, oder zumindest so taten, steht der jetzige Direktor mit stolzer Brust als neuer Schirmherr des Opernballs da. Dass der "Ball der Künstler" mit ihm und seinen Ö3-Buddies aus vergangenen Tagen eine neue Richtung einschlägt, zeigt sich nicht zuletzt am Auftreten bei der Pressekonferenz.

Andi Knoll moderiert statt Alfons Haider beim Opernball 2023. | © Katharina Schiffl

Wiener Opernball 2023

Auch wenn Alfons Haider verjüngt wurde, ist die Regie der ORF Live Übertragung in den selben geübten Händen wie in den Jahren zuvor geblieben. Das Fernsehpublikum wird den Unterschied zu frühere Zeiten nicht bemerken. Manche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Staatsoper vielleicht schon. Für das Stammensemble geriet das Feiern am Opernball schon vor der Ära Roscic zur Lotterie. Sie spielen nur eine Nebenrolle in der Bundesimmobilie am Opernring, die für den 16. Februar 2023 zur Spendensammelstelle umfunktioniert wird. Positiv betrachtet, ist das Beisein der vielen Kinder und Jugendlichen an der Eröffnung des Opernballs 2023. Kritik am Charity-Event is zweifellos fehl am Platz. Schließlich gilt: "Österreich hilft Österreich".

(PA/red)

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Redaktion

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