Der Auswahlprozess des World Press Photo Wettbewerbs ist langwierig: Sechs regionale Jurys bewerten zehntausende Einsendungen, bevor eine globale Jury die Gewinner auswählt. Die Fotos sollen nicht nur technische Exzellenz, sondern auch die Fähigkeit zur Förderung von Empathie und Verständnis widerspiegeln. Vom 13. September bis zum 10. November 2024 präsentiert das Fotomuseum WestLicht die Gewinnerfotos. Eine Preisträgerin ist zur Eröffnung der Ausstellung nach Wien gekommen, wo sie über ihr Projekt "War Is Personal" sprach: Julia Kochetova aus der Ukraine. Davor gab Foundation Kuratorin Mercedes Almagro Ocana Einblicke in den Juryprozess und das World Press Photo des Jahres 2024.
Das zentrale Ausstellungsstück ist das Siegerfoto des palästinensischen Fotografen Mohammed Salem. Es handelt von einer Frau im Gazastreifen, die den Leichnam ihrer fünfjährigen Nichte Saly in den Armen hält. Der tragische Moment zeigt sowohl das persönliche als auch das kollektive Trauma des Gaza-Konflikts und steht metaphorisch für die Verwüstungen des Krieges. Die Jury lobte Salem für die intime und respektvolle Komposition des Bildes, das mitten im Leid entstanden ist, wie Almagro Ocana bei der Presseführung im WestLicht vermittelte.
In der Kategorie Geschichte des Jahres wurde Lee-Ann Olwage aus Südafrika für ihre Fotoserie „Valim-babena“ ausgezeichnet, die die soziale Stigmatisierung von Demenz in Madagaskar dokumentiert. Durch intime Darstellungen des Familienlebens zeigt die Serie die Fürsorge für den 91-jährigen Paul Rakotozandriny, der von seiner Tochter betreut wird.
Der Nord- und Mittelamerika Story Award von World Press Photo erhielt Jaime Rojo. Das "Saving the Monarchs"-Projekt dokumentiert die jährliche Wanderung der Monarchfalter zwischen Kanada, den USA und Mexiko und verfolgt den dramatischen Rückgang der Population. Rojo hat dieses Projekt auf dem Titelblatt von National Geographic veröffentlicht und ist mit seiner Serie in der Exhibition in Wien vertreten.
Einen Open Format Award für das Projekt „War Is Personal“ erhielt Julia Kochetova aus der Ukraine, die zur Eröffnung der World Press Photo Ausstellung ins WestLicht kam und über ihr Leben zwischen Krieg, Kunst und Beruf erzählte. Kochetova kombiniert Fotografie mit Poesie, Audio und Musik und präsentiert so eine eindringliche Erzählung über das tägliche Leben im anhaltenden Krieg in der Ukraine. Ihr Werk bietet eine persönliche Perspektive auf die Folgen des Konflikts und hebt sich durch den kreativen Ansatz hervor, Kunst in die Pressefotografie miteinzubeziehen.
Die World Press Photo im WestLicht wird von der Präsentation einer zeitgenössischen Position in der oberen Galerie begleitet: Diesmal kamen die Künstler Nassirou Holik und Samira Saidi in die Auswahl. Das Projekt "The White Canvas" setzt sich mit den Erfahrungen von Black People und People of Color in einer weißen Mehrheitsgesellschaft auseinander. Ihre Widerstandsfähigkeit drückt sich in einer Serie von Bildern und einem Artist Statement aus. Es entstand aus Anlass einer Kooperation mit dem Masterstudiengang Applied Human Rights an der Universität für angewandte Kunst Wien.
Die Auswahl an Fotos und Themen spiegelt die globale Vielfalt des Nachrichtengeschehens wider. Der Fokus liegt auf Krieg, Krise und Klimawandel. Die diesjährige World Press Photo Schau im WestLicht Fotomuseum zeigt globale und lokale Ereignisse in eindrucksvollen Bildern. Überschneidungen mit der künstlerischen Fotografie sind in einigen Werken unverkennbar.
Die ausgewählten Bilder des Jahres 2024 sollten nicht nur technisch gut sein, sondern auch die Fähigkeit zur Förderung von Empathie und Verständnis widerspiegeln. Darüber hinaus gilt die Prämisse, ein authentisches, ungefiltertes Abbild der Realität abzuliefern. Das Photo of the Year zeigt exemplarisch den neuen Stil in der Pressefotografie. Die verhüllte Wirklichkeit und der künstlerische Blick treten stärker hervor und verklären die Sicht auf die Dinge. Das Stilmittel ermöglicht zwar eine freie, assoziative Betrachtungsweise, man stößt jedoch an die Grenzen der eigenen Medienblase, wenn der Bildinhalt zu keinen neuen Erkenntnissen führt.
Aus der Zeitung oder dem Magazin gerissen, sind die prämierten Arbeiten als Ausstellungsobjekt nur bedingt aussagekräftig. Fotografisch wertvoll dafür alle. Die World Press Photo Ausstellung im WestLicht Fotomuseum in Wien liefert die Beipacktexte zu den Pressefotos und macht sie so zu einem Lehrstück für Zeitgeschichte. Parallel dazu gibt es die multimediale Kollaboration von Nassirou Holik und Samira Saidi in der oberen Galerie. Details für Besucher.
Öffnungszeiten:
Vom 13. September bis zum 10. November 2024. Donnerstags hält die Ausstellung bis 21:Uhr offen.
Täglich: 11–19 Uhr / Do: 11–21 Uhr
Westbahnstraße 40
1070 Wien
(PA/red/key)
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